Loading...

Presseeinladung

Internationale Meisterwerke der Medienkunst in HalleKunststiftung Sachsen-Anhalt eröffnet Medienkunstausstellung im MMZ Halle

Halle (Saale), 27. November 2006: Die Kunststiftung Sachsen-Anhalt eröffnet am Freitag die Medienkunstausstellung „Zeitfalten“ im Mitteldeutschen Multimediazentrum Halle. Vom 1. bis 10. Dezember sind hier wichtige Meisterwerke der Medienkunst zu sehen, die die historische Entwicklung dieser Kunstgattung exemplarisch darstellen. Die Ausstellung zeigt u.a. Arbeiten des Videokunstpioniers Nam June Paik und der Schweizer Künstlerin Pippilotti Rist. Zur Eröffnung am 1. Dezember wird der Autor Thomas Lehr aus seinem im vergangenen Jahr erschienenen Roman „42“ lesen. 

Sekunde 42
„42“ beginnt mit einem Störfall im Schweizer Kernphysikforschungszentrum CERN. Am 14.08.2000 um 12:47:42 bleibt die Zeit stehen: Sekunde 42 wird zur Ewigkeit und die Welt versinkt im Dornröschenschlaf. Lehr führt vor, was passiert, wenn die Zeit nicht länger linear verläuft, sondern stillsteht und höchstens noch in kleinen Zeitkapseln voranschreitet. Thomas Lehr stellt die Zeit als existentielle Größe und damit die Realität per se in Frage. Der Roman wurde 2005 für den jährlich auf der Frankfurter Buchmesse vergebenen Deutschen Buchpreis nominiert und schaffte es auf die Shortlist der sechs besten deutschen Bücher.

Fast Forward, Zeitlupe und Loop
Erfahrungen einer diskontinuierlichen Zeit- und Raumdimension sind ein Thema der in „Zeitfalten“ präsentierten Medienkunst. Die Künstler spannen in ihren Arbeiten neue Zeiträume auf, sie beschleunigen im Fast Forward, dehnen Augenblicke in der Zeitlupe, wiederholen Handlungen unendlich im Loop oder zerstückeln und zersetzen sie im Schnitt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft fallen damit in eins oder zerfallen ganz und Räume werden in die mediale Tiefe erweitert, verdoppelt oder gespiegelt. 

Raum und Zeit als innere Ereignisse
Raum und Zeit werden in der Medienkunst zunehmend als innere Ereignisse konzipiert und in Szene gesetzt. In „Larm/Noise“ zum Beispiel, der in „Zeitfalten“ ausgestellten Arbeit der dänischen Künstlerin Trine Vester, wird das Videobild vollständig zur inneren Ereignislandschaft. Eine Zugfahrt entführt den Betrachter in eine dunkle Unterführung. Flackernde Helligkeit erweckt den Eindruck von Licht und Schatten. Erst bei genauem Hinsehen werden die Schattenspiele an der Tunnelmauer als Malspuren eines Pinsels kenntlich. Die vermeintlichen Fahrgeräusche verstärken den Eindruck der Zugfahrt, sind aber in Wirklichkeit nichts anderes als das Rauschen der Bilder, transformiert durch eine Computeranimation. „Vester nimmt ihr Publikum mit auf eine virtuelle Reise in das Land der reinen Materialbearbeitung. Sie dokumentiert weder Zeit noch Raum, sondern erschafft beides durch eine Inversion des Arbeitsprozesses.“, so Barbara Könches, Kuratorin der Ausstellung und Leiterin der Videosammlung am international renommierten Zentrum für Kunst und Medientechnologie ZKM Karlsruhe.

Kunst die herausfordert
Die Kuratorin Barbara Könches erläutert: „Die Auswahl der in ‛Zeitfalten’ präsentierten Kunstwerke macht die jüngsten Ent-wicklungen in der Videokunst deutlich. Der experimentelle Umgang mit der Bildtechnik tritt in den Hintergrund und in den Vordergrund tritt der Klang.“ Bilder sind längst als manipulierbar und trügerisch entblößt. Nochmal Könches: „Seit den Impressionisten repräsentiert Kunst nicht mehr und auch die Zeit des Präsentierens wie in der Moderne ist vorüber, Kunst heute prädentiert. Sie fordert den Betrachter heraus und provoziert ihn, indem sie seine Erwartungen enttäuscht und sein Sinnessystem bekämpft.“ 

Medienkunst von 1966 bis heute
Bis zum 10. Dezember sind die außergewöhnlichen und herausragenden Videoarbeiten in Halle zu sehen. „Zeitfalten“ gibt einen Überblick über die Medienkunst von 1966 bis heute, angefangen bei Nam June Paiks und Jud Yalkuts „Electric Moon No. 2“ (1966-72) bis hin zu Nicole Blafferts und Franz Warmhofs „Your World Is So Far From The One I Know“. Zur Eröffnung werden neben Blaffert und Warmhof auch der französische Künstler Mihai Grecu und der in Warschau geborene und jetzt in Berlin lebende Paul Leszek anwesend sein. „Zeitfalten“ präsentiert die von Grecu zusammen mit Thibault Gleize entwickelte Arbeit „Freon“ (2004) und zeigt Leszeks „Terrain der Zeit“ (2005), beide Videos waren u.a. für den \\internationalen\medien\preis\2005 nominiert.

Z E I T F A L T E N – Eine Medienkunstpräsentation
im Rahmen des Initiativprojektes Artist in Lab der Kunststiftung Sachsen-Anhalt
im Mitteldeutschen Multimediazentrum, Mansfelder Straße 56, Halle
1. – 10. Dezember 2006, täglich geöffnet von 10.00 – 20.00 Uhr

zur Eröffnung am Freitag, den 1. Dezember 2006 um 19.00 Uhr liest Thomas Lehr aus seinem Roman „42“

Weitere Informationen unter der Telefonnummer: 0345 – 21 25 90.

Zurück zur Übersicht