Armenien-Stipendium: Im Kaukasus auf den Spuren von Heinrich Theodor Wehle
romantic leftovers from armenia Was Kultur und Distanz betrifft, ist Armenien Deutschland eigentlich recht nah. Dennoch ist es uns fremder als viele entfernter liegende Länder, ist für die meisten – wie auch für Florian Bielefeldt zu Beginn seiner Reise – ein »schwarzes Loch«. Es füllte sich mit Hilfe ortskundiger Führer, die besessen schienen, alles Sehenswerte zu zeigen. Wer erwartet, dies in den Zeichnungen des Stipendiaten akribisch wiedergegeben zu finden, wird angenehm enttäuscht. Überwältigt von den Eindrücken fotografierte er zwar vieles als Gedächtnisstütze, zeichnete diese Schnappschüsse jedoch nicht einfach ab. Der Künstler selektierte, fragmentierte, reicherte sie mit seinen emotional gefärbten Erinnerungen an, kompilierte scheinbar Unvereinbares, ließ comicartige Elemente einfließen. Häufig entstanden surreal anmutende Szenerien – akribisch gefüllte Blätter mit feingliedrigen Texturen in allen möglichen Grauschattierungen. Arbeiten, die letztlich wegen der Verfremdung der »Vorbilder« denen Wehles verwandt sind: Beide Künstler stehen voll in ihrer Zeit, die jeweils ihr Sehen und ihre Zeichnungen bildet. Bei Wehle war es die Theorie des Erhabenen, der schrecklichen Schönheit wilder Landschaft – eine Wahrnehmung, bedingt durch die Ästhetik, die damals en vogue war. Bei Florian Bielefeldt ist es schlicht »das Prinzip des Caramel Choo Choo von Ben & Jerry’s, das heute die sublimen Schichten des Bewusstseins bestimmt«.