Abschied
Fasziniert ist Susanne Nickel von José F. A. Olivers experimenteller Lyrik, die sie, ebenso wie den Autor, vor drei Jahren auf der Frankfurter Buchmesse kennen lernte. In den Gedichten ist die Sprache auf überraschende Weise moduliert: Sie erhebt sich über Bekanntes, reicht über das rein rational Verständliche hinaus, tönt in ungehörten Rhythmen und Klängen. Susanne Nickel wählte vor allem Gedichte aus, die das Abschiednehmen thematisieren – nicht nur im Sinne eines negativen, schmerzvollen Einbruchs ins Leben, sondern auch als positive Änderung, als Start zu einem Aufbruch aus festgefahrenen, manchmal ausweglosen Situationen. Die Künstlerin findet für jedes Gedicht eine ganz eigene Umsetzung: Da gibt es grobmaschige Geflechte, die weiter aufzureißen scheinen, jeden Glauben an Sicherheit als Wahn entlarven, da türmen sich riesenhafte Berge, dazwischen Menschlein, verloren im eiskalten Schnee, schreit Signalfarbe schon »Gefahr«, da versinkt alles im Meer des Vergessens zwischen fröhlich-unbekümmerten Fischen. Gummi- und Stempeldruck stehen neben Collagen, freier Zeichnung, Übermalungen, die konventionelle Buchform neben Kästen, die bei der Öffnung überraschen.
Lang oder Kurz ist die Zeit
Ausgehend von der eigenwilligen und
visionären Bildsprache des Lyrikers Ernst Meister hat sich Susanne Nickel
während ihres Arbeitsstipendiums intensiv mit dessen Gedichten beschäftigt.
Ernst Meisters Blick auf die Welt ist der eines immer wieder neu Sehenden: Der
Blick des Staunens und Begreifens. Seine Gedichte ruhen in der Zuneigung zu
Natur und Kreatur, dem Respekt vor der Sprache sowie dem unbestechlichem Gefühl
für die tragende Poesie komprimierter Momente, die dem menschlichen Leben Sinn
verleihen. Entstanden sind kleine Unikate: einzigartige Künstlerbücher, die die
musikalischen Worte des Lyrikers verarbeiten.
1967 in Schmalkalden geboren | 1984 – 1989 Ausbildung und Arbeit als
Kindergärtnerin | 1989 – 1991 Ausbildung zur Buchbinderin | 1991 – 1996 Studium an
der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle Studienrichtung
Malerei/Grafik Buchkunst | 2005 Kunstpreis des Förderkreises Neues Kunsthaus
Ahrenshoop, 2008 ebd. Stipendium des Künstlerhauses Lukas | 2006 Ausstellung in
der Kleinen Galerie Rossdorf und in der Galerie für Druck und Buch, Tübingen,
2007 in der Kunststation Kleinsassen, 2008 und 2010 im Kunsthaus am Markt,
Schmalkalden sowie 2010 im Raum für Kunst und Literatur, Basel | Teilnahme an
der Frankfurter Buchmesse, der Minipressenmesse Mainz, der editionale Köln, dem
Poetenfest Erlangen | gestorben 2016
Publikationen:
Das Künstlerbuch III, Neues Kunsthaus Ahrenshoop, 2005
Ahrenshooper Seiten, Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop: Edition Hohes Ufer, 2008
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