ARTIST IN LAB in der Klinik für Neurologie II an der Otto-von-Guericke-Universität und im Leibniz-Institut für Neurobiologie, beide Magdeburg
Das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft neu auszuloten, nach gleichen oder konträren Interessen zu fahnden, sich gegenseitig Anregungen zu geben – das waren Ziele des ARTIST IN LAB-Programms. Der »fremde Blick« auf die jeweils andere Wissens- und Erkenntnisform sollten neue Arten der Reflexion auf beiden Seiten anregen. Dazu begleiteten Künstlerinnen und Künstler drei Monate lang die Forschung in Instituten von Weltrang. Maria Volokhova war zu Gast in der Klinik für Neurologie II an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und am Leibniz-Institut für Neurobiologie Magdeburg. Beide Institute haben wesentlich Anteil am derzeitigen Paradigmenwechsel in der Neurowissenschaft: Er begründet sich in nachprüfbaren Messungen der neurophysiologischen Prozesse Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Handeln als »Produkte« des Gehirns.
Artefakte – Grafik, „Hirnschalen“-Porzellan
Die Künstlerin interessierte bei ihrem Aufenthalt in den Laboren, wie Wahrnehmung funktioniert und stellte sich selbst als Studienobjekt in verschiedenen Tests zur Verfügung. Fasziniert war sie von Abbildern des menschlichen Inneren, wie sie u. a. im Magnetresonanztomografen entstehen. Diese kehren auf den feinen Porzellanen Maria Volokhovas wieder: Aderverästelungen, wie sie im Gehirn zu finden sind, überziehen Teeschalen, Synapsen und Nervengeflechte in gedämpften Farben, in Gold und Silber schmücken Teller und Nierenschalen. Die daraus fein gesponnenen Ornamente verbergen dem Nichtmediziner auf den ersten Blick ihre Inspirationsquelle, mögen ihm höchstens als fremde, obskure Welten erscheinen. Das reibungslose Zusammenspiel all dieser Gewebe, Fasern, Organe bleibt für immer ein Wunder – bei jedem Menschen ein höchst fragiles – fragil, wie die Porzellane Maria Volokhovas.