Grimm - Ein Archiv
Das Museum im Herzen von Haldensleben stellt Objekte zur Ur- und Frühgeschichte der Region sowie der Stadtgeschichte aus. In erster Linie aber verfolgt es wegen des Teilnachlasses der Brüder Grimm einen biografisch-historischen Ansatz und zeigt davon ausgehend die Biedermeierzeit bis ca. 1875. Die HEIMAT-Stipendiatin Xenia Fink setzte sich mit dem bedeutenden Nachlass auseinander, insbesondere mit dem Archiv des Kunsthistorikers Herman Grimm. Der älteste Sohn Wilhelm Grimms war Kunstwissenschaftler, schrieb und forschte kurz vor dem Beginn der Moderne. Seine Vorlieben galten der Antike, der Renaissance und seine Schriften widmen sich der Vergangenheit, besonders solch herausragenden Künstlern wie Michelangelo und Raffael. Xenia Fink hinterfragte davon ausgehend in ihren Zeichnungen und einer Installation, wie verschieden zu Grimms Zeiten und heute Bilder gelesen werden und sich die Ansichten über Künstler änderten.
L'Education sentimentale
Xenia Fink
widmete sich während ihres Stipendiums mit dem Arbeitstitel „Guck/Schaukästen“
dem Thema Familie, das oftmals spannungs- und krisengeladene Miteinander, den Ereignissen, die Spuren tief in der Seele hinterlassen und die sich dem
rationalen Zugriff entziehen. Welche Abgründe lauern hinter der heilen Fassade?
Ist das Lächeln und Posieren der dargestellten Akteure nur Schauspiel für den
Betrachter, oder maskiert sich da etwa ein Monstrum, das Gewalt ausüben will,
ein Opfer, das Verletzung hinnehmen musste? Mit ihren Grafiken stattet
sie Kästen aus, staffelt darin mehrere Ebenen. Das
erinnert an die Papiertheater des 19. Jahrhunderts, deren Beschaulichkeit
allerdings durch Skurriles, Bedrohliches, unheimliche Perspektivverschiebungen
gebrochen wird.
Die Ergebnisse
ihres Stipendiums präsentierte Xenia Fink in einer Ausstellung im September
2010 im Volkspark Halle unter dem Titel „L’Education sentimentale“.
Too close to home
In ihren Zeichnungen, die
währen eines Aufenthaltsstipendiums am iscp in New York entstanden sind, befasst
sich Xenia Fink mit alltäglichen Situationen und Dramen sowie mit Frauenbildern,
die ihr in den Medien der Gegenwart begegnen. Diese schwanken zwischen dem zurückgezogenen
Dasein in heiler, nostalgischer Bürgerlichkeit und exhibitionistisch-lasziver
Zurschaustellung. Die dargestellten Szenen sind durchsetzt mit Zitaten aus
Popkultur und Massenmedien, deren Stilistik für die dem Bild eigene Geschichte umgedeutet
wird.
Xenia Finks Arbeiten bewegen sich zwischen Freier Kunst, visueller
Kommunikation und Illustration. Die Komposition der Zeichnungen, die sich am
Raster einer Doppelseite zu orientieren scheinen, erinnern an Fotoromane, Comics
oder Fotoalben, in denen Sprache und Schrift zum bewusst eingesetzten, kommentierenden
Element wird. Geplant ist die Publikation der Serie in einem Künstlerbuch.
1979 in Sao Paulo (Brasilien) geboren│1998–2002
Studium Mode- und Kommunikationsdesign an der Burg Giebichenstein – Hochschule
für Kunst und Design Halle│2003–2005 Studium Kommunikationsdesign mit
Schwerpunkt Illustration an der Hochschule für angewandte Wissenschaften
Hamburg│2006–2008 Studium der Freien Kunst an der Universität der Künste,
Berlin│2008–2009 ebd. Meisterschülerstudium, Nominierung für den
Meisterschülerpreis des Präsidenten │Ausstellungsbeteiligungen in Berlin u.a.
2007–2009 an de Universität der Künste, 2008 im studioxxberlin, in der Galerie
Neurotitan, im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, sowie 2009 in der Galerie
Schuster, Berlin und Miami; Einzelausstellungen 2009 im Volkspark Halle (Saale)
sowie in der Galerie Schuster, Berlin │ lebt als freischaffende Künstlerin in Halle
und Berlin
Kontakt