Villa Aurora - Los Angeles
Ziel war es, aus den gesammelten Eindrücken eine Skulpturengruppe in der Tradition der "Heiligen Familie" zu diffundieren, die die gesellschaftlichen Zustände in den USA widerspiegelt. In seinen Arbeiten setzt sich der Künstler auf unterschiedliche Weise mit gesellschaftlichen Grundfragen wie Migration und Heimat, Mensch und Natur oder Reichtum und Prekariat auseinander. Los Angeles bietet dazu mit seinen kuriosen Anmutungen eine grenzenlose Vielfalt. Hier, wo Faszinierendes auf Verstörendes trifft, Spannungen und Widersprüche kumulieren, sich Rassenkonflikte, Waffenliebe, Obdachlose und Megareiche in einem Schmelztiegel vereinen. Es war eine Herausforderung, aus der Menge von Eindrücken, festgehalten in Fotografien und Zeichnungen, ein Bild zu extrahieren, welches in einer Szenerie aus mehreren geschnitzten Skulpturen mündet. Der Künstler besorgte im Holzhandel und in Schreinereien einheimisches Schnitzholz und im Werkzeugladen Leim und Schraubzwingen und begann zu arbeiten. Nun offenbarte sich die Kluft grenzenloser Möglichkeiten der Holzbearbeitung in seiner Werkstatt und dem Umfeld der Villa. Er modifizierte seinen Zeitplan und entschied sich drei bemalte Schnitzreliefs umzusetzen und das Hauptvorhaben, zurück in seiner Werkstatt umzusetzen.
Krippe von Halle-Neustadt
Bevor Marc Fromm zum Schnitzmesser griff, betrieb er Lokal- und Sozialstudien. Schwebend im Raum präsentiert er seine verdichteten Eindrücke aus dem tristen Alltag in einer Plattenbausiedlung. Eine junge, dröge vor sich hin blickende junge Frau, Kampfhund und Kind hütend, ein mit Sonnenbrille maskierter, Pommes essender Mann stehen völlig beziehungslos vor einem ASIA-Imbissstand. Dass es sich dabei um ein Paar mit Säugling handelt, lässt nur das tradierte Bildsujet „Krippe“, um die sich die Heilige Familie versammelt, vermuten. Ironisch bricht Marc Fromm dieses Jahrhunderte alte Top-Thema der Kunst herunter, wandelt die Futterkrippe, in der das Jesuskind schlummert, zum Asia-Imbiss, die liebliche, fürsorgliche Maria in eine gepiercte, desinteressierte Mutter, die sich durch einen Kampfhund Respekt verschafft. Wie bei den Krippen, mit denen zur Weihnachtszeit viele bürgerliche Wohnzimmer geschmückt sind, wurden auch hier die Figuren in Holz geschnitzt – mit handwerklicher Finesse und einer Liebe zum Detail bis zur Wohlstandswampe und dem keltisch inspirierten Tattoo.
Junge Dame mit Haustier
Gewöhnlich haben Holzskulpturen eine gewichtige Präsenz – nicht so das Werk Marc Fromms. Eine aus Lindenholz gearbeitete Frau schwebt geheimnisvoll im Raum, dem Gesetz der Schwerkraft enthoben. Für einen zeitgenössischen Flügelaltar hat Marc Fromm die zentrale weibliche Gestalt entworfen. Der gotische Flügelaltar ist ein Gesamtkunstwerk
aus Architektur, Plastik und Malerei. Seine Flügel waren über die Jahrhunderte
Schauwände, die als Orientierungsspender dienten und göttliches Heil
versprachen. Während seines Arbeitsstipendiums ist der Künstler der Frage
nachgangen, wie ein zeitgenössischer Flügelaltar aussehen könnte, da die
christiliche Transzendenz durch den Glauben an den technischen Fortschritt
abgelöst wurde.
1971
in Langen/Hessen geboren │ 1999 – 2006 Studium an der Burg Giebichenstein –
Hochschule für Kunst und Design Halle │ 2003 Erasmusstipendium: Ecoles des beaux
arts Bordeaux, Frankreich │ 2004 1.Preis IOC Kunstwettbewerb Nationaler
Vorentscheid „Kunst und Sport“ │ 2008 Arbeitsstipendium der Kunststiftung
Sachsen-Anhalt │ zahlreiche Ausstellungen der Arbeiten u.a. 2000 in der
University of Arts Philadelphia,USA, der Rock and Hamper Gallery, New York,
USA, der Fakuldade de belas artes da universidade de Lisboa, Portugal sowie dem
Skulpturenpark Dietzenbach │ 2006 im Museum der Bildenden Künste, Leipzig │ 2008 in
der Galerie im Volkspark, Halle/Saale, der Zern Galerie Berlin sowie 2009 in
der Villa Oppenheim, Berlin, in der Hamish Morrison Galerie, Basel, Schweiz,
sowie bei der Preview in Berlin │ 2015 Kunstpreisträger des Landes Sachsen-Anhalt und 1. Platz beim Kunst-am-Bau-Wettbewerb zum Finanzamt Halle sowie 2018 1. Preis Hirschquartier Halle, Kunst am Bau (Saale) │ lebt als freischaffender Künstler in Halle (Saale)
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