New York Stipendium 2019
Während des Aufenthaltes in New York experimentierte die Künstlerin Andrea Flemming mit alten fotografischen Edeldruckverfahren. Über die Cyanotypie thematisierte sie Aufnahmefähigkeit, Distanz, Durchlässigkeit und Flüchtigkeit. Das direkte Arbeiten mit Licht wurde mit der Zeit selbst zum Thema. Es entstand eine Strecke experimenteller Bilder auf Blütenpapier zumeist im Format 76 x 56 cm. Parallel dazu arbeitete sie mit einer alten Polaroidkamera und begann ihre private Umgebung auf Licht- und Schattenstrukturen architektonischer Elemente zu untersuchen. Die verschiedenen Aufnahmen glichen einer oberflächlichen archäologischen Untersuchung. Das Verschwinden von Bildmotiven war Bestandteil der Aufnahme – eine Verbindung von Zeit und Raum.
Zwei Werkgruppen: Mein Sein als Miniatur? und Schatten | Raum
Andrea Flemming hat sich während ihres
Stipendiums mit den unterschiedlichen Modalitäten von Räumen beschäftigt. Sie
setzt sich dabei mit Licht und Schatten, mit Bild und Abbild, mit Illusion und
Wirklichkeit auseinander und nutzt dazu alle zeitgenössischen Techniken wie
Fotografie, digitale Bildbearbeitung, Materialexperimente und Installation. Entstanden sind die Werkgruppen "Mein Sein als
Miniatur?" und "Schatten | Raum".
"Mein Sein als
Miniatur?": Bei dieser Werkgruppte interessierten die Künstlerin Löffel und Armaturen, die als
Gegenstände des täglichen Gebrauchs fähig sind, ihr Umfeld mit allen Abläufen
des Alltagsgeschehens widerzuspiegeln. "Als Gegenorte reflektieren sie
Verhaltensmuster. Auf Quadratmillimetern kann sich das Selbst erleben,
beobachten und sich ein bisschen selbstverliebt inszenieren. Das gesehene Bild wird zum
erlebten Bild und löst sich -selbstlebend- heraus. Gefangen und doch frei in
konvexen und konkaven Kurven schafft sich das Selbst einen eigenen imaginären
Ort und entweicht in den Bereich der Phantasie. Die Kamera fokussiert die
dargestellte Welt. Das Selbst wird verortet, ohne den Ort zu verlassen." (Andrea Flemming)
"Schatten | Raum" besteht aus sechs Aluminiumscheiben, die alle farbeloxiert sind, mit einer glatten, unfehlbaren Vorderseite. Die Rückseite zeigt die Schnittkanten und Grate des Arbeitens. Die Aluminiumscheiben
korrespondieren in ihrer Hängung so miteinander, dass ihre Zwischenräume eine
zweite Ebene von Raum ermöglichen. Die Grenze zwischen dem Diesseits des Raumes
und dem Jenseits des Schattens wird temporär aufgehoben und der Betrachter wird
in eine hybride Wirklichkeit entführt. „Die anscheinende Auflösung des
gewesenen Ortes, lässt sich durch die Form der Öffnungen in der sonst dichten
Oberfläche erahnen. Oberfläche und Öffnung sind nun Grenze und Schwelle, die
die Betrachtung in einer neuen, ungewohnten Situation verlangen: im
entstandenen Schattenraum. Der Ort im Dazwischen als Ereignisort, Erlebnisort
und Erfahrungsort, gibt Aufschluss über Sinn und Gehalt der Betrachtung. Es
erfolgt eine Verschiebung und Neuansiedlung des vertrauten Ortes, der nun
allgemeingültig viele Assoziationen für Raum frei lässt.“ (Andrea Flemming)
Luminanz
Während ihres dreimonatigen Aufenthaltes in Wiepersdorf wandte sich Andrea Flemming einer neuen Idee zu, die ihre bisherigen Arbeitsweisen mit Verspiegelungen und Fotografie verbinden sollte. Inspiriert vom Licht der einzelnen Räume und Orte im Schloss entwickelte sie eine neue Technik in der Glasverarbeitung, die charakterisiert ist durch Fläche, Farbe und feinen Motiven zwischen Politur und Mattigkeit. Als Grundlage dafür verwendete die Künstlerin digitale Bilder, die sie auf Glas übertrug. Die Beschäftigung mit der Bearbeitung dieser digitalen Bildräume führte die Künstlerin zu einem neuen Grenzbereich zwischen Fläche und Körper. Die entstandenen Arbeiten veranschaulichen Bildräume, die mit Hilfe von Lichtreflexionen eine Fläche in ein dreidimensionales Objekt verwandeln. Es eröffnet sich ein Bild, welches über die klassischen Formen der Fotografie hinausgeht.
1976 in Sangerhausen
geboren │ 2001 – 2008 Studium der Bildenden Künste an der Burg Giebichenstein Hochschule
für Kunst und Design Halle - Diplom Bildende Künste │ 2006 – 2007 Erasmusstipendiat an der Hochschule für
Gestaltung und Kunst Basel │ 2008 – 2010 Mitglied der AG Galerie salonfähig,
Wächterhaus Halle (Saale) │ 2010 Förderpreis der
Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle an der Saale │ 2011 Ehrendiplom der Jutta
Cuny-Franz Foundation und 2. Platz beim Valentine Rothe Preis, Bonn │ 2018 Landesstipendium Sachsen-Anhalt, Künstlerhaus Salzwedel │ Einzel- und Ausstellungsbeteiligungen in
der Villa Kobe
und in der Galerie im Volkspark Halle sowie in der
Städtischen Galerie im alten Bau in Geislingen an der Steige und im Halleschen
Kunstverein e.V. sowie in der St. Marienkirche in Sangerhausen, im FFFZ Düsseldorf, im Frauenmuseum Bonn u. a. │ lebt als
freischaffende Künstlerin in Halle (Saale)
Arbeiten in öffentlichem Besitz:
Paul-Riebeck-Stiftung zu Halle an der Saale
Land Sachsen-Anhalt
Fachhochschule
Kiel, Kulturinsel Dietrichsdorf
Kontakt
www.andreaflemming.de