Vibrationen
Dass man mit Alltagsgegenständen Musik machen kann ist bekannt – ob Töpfe, Gläser oder Zahnputzbecher, viele Dinge des täglichen Gebrauchs sind bestens dazu geeignet, außergewöhnliche Klangwelten zu kreieren. Doch wie können Gegenstände an ein klassisches Musikinstrument angeknüpft werden und ihre Klänge das durch dieses Instrument hervorgebrachte musikalische Ereignis erweitern? Diese Frage beschäftigte den Medienkünstler Johannes Krause. In Anlehnung an Cage’s Idee des präparierten Klaviers befasste er sich in verschiedenen Versuchen mit dem akustischen Verhältnis zwischen einem traditionellen Flügel und herkömmlichen Gegenständen.
Durch unterschiedliche Versuchsanordnungen entwickelte er eine Methode, bei der die Saiten und der Rahmen des Flügels durch umherrollende, springende und schwingende Alltagsgegenstände zum Klingen angeregt werden. Das erste Experiment bestand darin, den Resonanzboden des Flügels in Intervallen an unterschiedlichen Stellen abzuklopfen und die Klangfarbe des Korpus aufzunehmen. In einem weiteren Versuch versetzte der Künstler den Flügel durch das Hineinsprechen von Vokalen in Schwingung. Die darauffolgenden Experimente beschäftigten sich mit der Eigenbewegung von Gegenständen auf den Saiten des Flügels, hier kamen gerollte, gedrehte und geworfene Tennisbälle, Fahrradhelme, Wasserflaschen und diverse Kinderspielzeuge zum Einsatz. Die Schwingungen der in Bewegung versetzten Gegenstände wurden mittels am Klavier installierter Körperschallwandler - einer Art von Lautsprechern – auf den Korpus des Flügels übertragen.
Die dokumentierten Klänge des Experimentes verarbeitete der Künstler zu einer elektroakustischen Komposition. Entstanden ist eine vielschichtige Soundperformance, welche das Klangspektrum des klassischen Klaviers um ungewöhnliche Akzente erweitert.