Liebesgedicht an eine Maschine
Basierend auf Texten, die die Künstlerin zuvor auf ihrer Schreibmaschine schrieb, hat sie während des Stipendiums sechs Bildplatten als plastische Reliefs in Ton modelliert, danach Silikonformen hergestellt und in dunkelgrau gefärbten Beton gegossen. Die reliefhaften, halbplastischen Bildtafeln haben teilweise unterschiedliche Formate und werden von einem Stahlrahmen gefasst und angeordnet. Die einzelnen Bildplatten werden durch den Rahmen voneinander abgegrenzt und gleichzeitig in Zusammenhang gebracht. Die strenge Anordnung in dem schwarzen Raster, erinnert an eine Seite in einem Comic. Ebenso ist die Verwendung von Sprechblasen und von Geräuschwörtern an den Comicstil angelehnt. Die einzelnen Platten nehmen bildnerisch Bezug auf den Text, funktionieren aber auch für sich stehend. Es ergibt sich durch den Text zwischen den einzelnen Platten ein Zusammenhang, welcher ähnlich einem Comic auch als Handlungsablauf gelesen werden kann. Die Texte der Arbeit „Liebesgedicht an eine Maschine“ beschäftigen sich inhaltlich mit dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, das wird mithilfe einer Maschine zu kompensieren versucht wird. Sie wird in den Status eines vermenschlichten Gegenübers erhoben und löst einen fiktiven Dialog über das Dasein des Protagonisten aus. Es geht um den zermürbenden, destruktiven Prozess, den man beim künstlerischen Schaffen durchlaufen kann, aus dem am Ende nicht einmal unbedingt ein Produkt hervorgeht. Zweifel um den Wert eines Kunstwerkes und dessen Zusammenhang von materieller oder ideeller Entlohnung künstlerischer Arbeit sind Themen, die in diesem Kunstwerk angeschnitten werden.
fliegen im liegen
Träumer können fliegen. Kinder sowieso, denn
sie sind sich gewiss: Die Welt steht offen, Träume gehen in Erfüllung,
besonders der größte: Erwachsen zu sein. Dass damit die Unbeschwertheit schwindet,
wird erst später offenbar - dann, wenn auch das Erstaunen über all das
Ungesehene der Gewöhnung zum Opfer fällt. Jenny Rempel schuf während ihres Arbeitsstipendiums eine Figurengruppe aus drei Plastiken. Die lebensgroßen liegenden Kinderfiguren aus Ton verbergen sich unter textilen Hüllen - man kann sie nur erahnen, sie werden von ihnen umschlossen oder sind Teil ihrer Gestalt geworden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Thema Kindheit, Körperwahrnehmung, Erinnerung und Tod.
ah wie
deine beine liegen | oh wie
deine beine fliegen! | flügelummanteltes
glühendes herz. | ist schluss
der lieder | fliegst du
herab | vom
höchsten göttertrohn | um zu
ordnen dein gefieder | um zu hören
keinen ton. | ei der
daunen ist verflogen | lauscht nun
artig im verbund | von des
federkleides grund | aufgesticktem
seemannsgarn. | der liebe
gott pafft seine mittagspfeife | engelsgleich
im schlafe | ziehen
wolkenschafe | werden
dicker, dichte horden | in den
wolkenweißen beinen | regnen ab
auf mondgesteinen. (Jenny Rempel)
1982 in Königs Wusterhausen geboren | 2002 – 2013 Studium Bildhauerei/Metall an
der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | lebt und arbeitet als
freischaffende Künstlerin in Halle (Saale)
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