STRUWWELPETER
Christian Raufeisen hat während seines dreimonatigen Stipendiums an einem Drehbuch für einen fünf- bis siebenminütigen Experimentalfilm gearbeitet, der den literarischen Stoff des „Struwwelpeter“ von Heinrich Hoffmann aus dem Jahr 1845 für Erwachsene adaptiert. Besonders wichtig war ihm eine bildstarke Interpretation der Erzählungen: Filmkollagen aus einzelnen Einstellungen erzählen keine Geschichte im engeren Sinne, sondern erzeugen Stimmungen und Emotionen. Der künstlerische Kurzfilm verarbeitet auf kritische Weise bestimmte zeitgeistige Themen, wie etwa die Macht von Großkonzernen, Massenüberwachung, Rassismus und Unterdrückung. Die Geschichten aus dem „Struwwelpeter“, die Teil der Adaption geworden sind (Der Struwwelpeter, Der böse Friederich, Kokel-Pauline, Die drei schwarzen Buben, Der Daumenlutscher, Der Suppen-Kaspar, Hanns Guck-in-die-Luft, Der Zappel-Philipp und Der fliegende Robert) werden nicht einzeln erzählt, sondern alle Figuren treten gleichzeitig auf. Sie kreuzen teils ihre Wege oder leben einfach nur im selben „Universum“. Das Struwwelpeter-„Universum“ ist eine Welt im Wandel. Beeinflusst von einer fremden Macht unterliegen alle Figuren bestimmten Veränderungen oder machen gerade eine Veränderung durch. Bei manchen Figuren ist diese Metamorphose weiter vorrangeschritten, als bei anderen. Die einen sind Opfer, die anderen eher Täter, oder sie sind beides. Manche Figuren sind hilflos und bereits vollständig verwandelt, andere versuchen sich gegen eine fremdbeeinflusste Veränderung zu wehren. Bei manchen Figuren ist die Verwandlung körperlicher Natur, bei anderen wiederum auf charakterlicher Ebene.