Neurotische Artefakte
Bereits im Titel seiner Arbeit gibt Nicolas Engele einen Hang zum Neurotischen freimütig zu. Sämtlichen seiner Arbeiten liegt ein gleichmäßiges, rechtwinkliges Raster zugrunde, das sowohl die Anordnung der Elemente im Bild, als auch deren äußere Struktur bestimmt. Sichtbar ist dieses Raster in Form von feinen Graten, die durch Messerschnitte im Ausgangsmaterial entstehen. Dabei arbeitet der Künstler ausschließlich auf mitteldeutschen Holzfaserplatten, und verwendet selten mehr als zwei hart aufeinander treffende Farbtöne. Die stark reduzierte Formsprache, die von Architektur, Biologie oder Zahlenspielen inspiriert ist, ergibt sich nicht zuletzt aus einem gewissermaßen neurotischen Ablauf, in dem die Arbeitsschritte von vornherein genau festgelegt sind. Diese Manierismen im Wesentlichen beibehaltend setzte sich Nicolas Engele während des Stipendiums mit erweiterten Möglichkeiten von Reihung und Wiederholung auseinander, um die visuelle Komplexität zu erhöhen. Durch gezieltes Auf- und Abtragen von Farbschichten ließ er das strenge Grundgerüst noch deutlicher erkennbar werden. Dafür hat er zwei unterschiedliche Farben übereinander aufgetragen und anschließend angeschliffen, sodass die untere Farbschicht punktuell wieder sichtbar wurde. Zusätzlich ließ Nicolas Engele die MDF-Platten vorab im Wasserbad quellen, was zu deutlichen Unregelmäßigkeiten auf der Oberfläche führte. Durch diese bewusst provozierten Unebenheiten im Material tritt das Raster bei einigen Platten deutlicher zum Vorschein, bei anderen scheint es fast zu verschwinden. Trotz des einheitlichen Rasters und gleicher Behandlung des Materials entstehen so individuelle Stücke, die als flache Wandobjekte oder skulpturale Arbeiten ausgestellt werden.