Spin 0
In den sechs Monaten ihres Arbeitsstipendiums hat Ginan Seidl intensiv recherchiert und die interaktive Video- und Soundinstallation „Spin 0“ geplant und entworfen, die sich auf die Komplexität wissenschaftlicher und spiritueller Wahrheitsfindung fokussiert. Dazu hat sie sich mit Fragen der Quantenphysik und der Geschichte der Quantenmechanik sowie dem Werk „Vita Activa“ von Hannah Arendt auseinandergesetzt. Sie reiste u. a. in die Türkei und nach Algerien sowie ins CERN, dem Zentrum für Kernforschung, und hat dort Interviews u. a. mit Kernforschern, Derwischen, Tanzwissenschaftlern und Philosophen geführt, bei denen es um die Konzeption von Wahrheit im Spannungsfeld von Spiritualität und Wissenschaft und deren Randbereiche ging. Die Künstlerin hat während ihres Stipendiums viel fotografiert, um so eine für die Installation passende Bildsprache zu entwickeln und Geräusche aufgenommen.
Die Installation soll wie folgt aufgebaut sein: In einem dunklen Raum befindet sich ein runder, oben offener Zylinder, der nur für eine Person betretbar ist. Außerhalb des Zylinders befinden sich vier halbrunde Sitzgelegenheiten mit weiteren Soundräumen. Der Zylinder hat einen Durchmesser von ca. 8 m und ist ca. 2,30 m hoch. Im Inneren gibt es zu dem über Kopfhörer empfangenen Sound ein Videoband, welches den Betrachter komplett umrundet. Je nachdem an welcher Stelle sich der Zuschauer gerade befindet, wird eine andere 360° Projektion ausgelöst. Der Betrachter ist alleine mit einer Bildwelt, die er beeinflussen kann, die aber auch gleichzeitig von ihm losgelöst funktioniert. Das heißt, er kann in verschiedenen Ebenen navigieren. Je mehr er sehen will, sprich in die Mitte des Raumes strebt, desto schneller bewegt sich das Bild, desto abstrakter wird es, bis es am Ende zerfällt. Für die Künstlerin ist dies ein Ausdruck von Streben nach Wissen und des Vordringen in neue Regionen bis hin zum Scheitern am Finden einer konkreten allumfassenden Antwort.