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Daniela Schönemann

Bildhauerin

Arbeitsstipendium März – August 2019

Wildes Terrain

Seit einiger Zeit arbeitet die Künstlerin unter dem Arbeitsthema Wild. Wild ist dabei zunächst ein Sammelbegriff, der Fragen zu dem Begriff Natur, zu Vorstellungen von Natur und Natürlichkeit, vom Fremden und die Sehnsucht danach umkreist. Er beinhaltet dabei auch Fragen zu psychischer Wildheit, etwa die unbekannten oder noch nicht domestizierten Zustände des Menschlichen. Zu diesem Sammelbegriff entstanden vor allem figürliche Skulpturen aus dem Material Holz. Das Vorhaben für das Arbeitsstipendium war, den Begriff Wild zu ordnen und verschiedene Aspekte herauszuarbeiten. Davon ausgehend sollte eine künstlerische Arbeit geschaffen werden, die sich dem Begriff noch einmal anders nähert, als bisher getan. So sollte mit den Materialien Acrystal, Epoxidharz, Plastik, aber auch mit Elektronik gearbeitet werden. Daniela Schönemann hat während des Stipendiums vor allem zum Begriff der Landschaft gearbeitet. Es sollten Ausschnitte verschiedener Gelände hergestellt und weiter bearbeitet werden. Vor allem wollte sie sich auf die Suche nach Ausdruck, weniger über die Form als über das Material, begeben und dazu verschiedene Materialien ausprobieren. Um einen Anfang zu schaffen, legte sie eine Grundform fest. Diese sollte kreisförmig sein. Kreisförmig deshalb, weil eine Scheibe eine geschlossene Form darstellt und die Erde früher als Scheibe gedacht wurde. Diese Grundform wurde sie in Acrystal gegossen. Insgesamt beschränkte sich die Künstlerin zunächst auf fünf Grundformen mit unterschiedlichen Topografien: zwei recht flache und eine bergige Landschaft sowie eine mit Gewässer und eine mit einer tiefen Schlucht. Jede Grundform färbte sie monochrom ein, wobei farbliche Unregelmäßigkeiten durch den Gussvorgang entstanden. Die jeweilige Ausgestaltung der Landschaft war zu diesem Zeitpunkt nicht festgelegt. Dazu experimentierte sie mit verschiedenen Ideen und Materialien und verwarf vieles wieder. Recht schnell war klar, dass baum- oder pflanzenartige Formen aus Latex genutzt werden sollten. Ebenfalls wurde Epoxidharz und Glasfasergelege für die Formen, die transparent sein sollten, verwendet. Es wurde augenscheinlich, dass manche Formen auf den runden Grundformen nicht funktionieren oder dort eine andere Assoziation wecken als sie es auf einem neutralen Präsentationsgrund, einem Sockel etwa, täten. Auch verwarf sie Ideen von Formen, die sich mittels kleiner Motoren bewegen sollten. Ursprünglich wollte Daniela Schönemann vor allem sehr dichte, assoziationsreiche Landschaften gestalten - auch mit Formen, die möglicherweise experimentell entstanden waren. In ihrem Atelier stellte sie bei meinen Versuchen jedes Mal fest, dass kleine Eingriffe schon genügten. Ihre zentrale Frage war, was nun die Grundform zu einer Landschaft macht und welche Hinweise es braucht, um die Landschaft deutlich zu machen, ohne zu viel zu erzählen. Parallel dazu kam sie bei inhaltlichen Recherchen zu dem Schluss, dass auf der Erde im Grunde keine Landschaft existiert, in der der Mensch nicht eingegriffen hätte. Selbst in Gegenden, die vielleicht vermessen, aber weder bewohnbar noch nutzbar sind, finden sich Eingriffe, und sei es durch den Wind dorthin gewehtes Mikroplastik. Ihr schien es daher nötig, dass auf den Landschaften Formen stehen, die an Ansiedlungen erinnern. So setzte sie Quader auf, um den amorphen Formen etwas gezielt Geformtes entgegenzusetzen.
Vita
1981 in Halle (Saale) geboren | 2005 Gesellenbrief, Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim/ Rhön | 2011 Diplomabschluss nach Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Bereich Plastik/ Metall bei Prof. Andrea Zaumseil | seit 2011 freischaffend tätig | lebt in Halle (Saale)