Lisa Kohl

Lisa Kohls Interesse gilt dem Verhältnis von Kunstschaffen und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Sie schafft Bilder für das, was sie zeitnah umtreibt – ein Spagat zwischen sozialpolitischem Engagement und persönlicher Bildsprache. Dabei betreibt die Künstlerin direkte Feldforschung und sucht die Nähe zu Randgruppen, zu prekären Lebensbedingungen. Dies führte sie während ihres Auslandsstipendiums 2018/19 in der Villa Aurora in Los Angeles in das US-mexikanische Grenzgebiet. THE LINE ist eine Videoinstallation. Zu sehen ist eine Drohnenaufnahme des Grenzzaunes in Tijuana, der visuell eine Bildteilung erzeugt. Der Blick aus der Draufsicht soll Assoziationen wie Göttlichkeit, Macht und Überwachung erwecken. Der repetitive und fast meditativ wirkende Rhythmus der Meereswellen wird von einer Stimme aus dem Off begleitet, die sehr persönlich über Identität, Heimat(losigkeit), Grenzüberschreitung, Hoffnung und Vergeblichkeit spricht. Die Fotoserie SHUT DOWN DREAMS / ANGELS IN FALL oder SHELTER greift Alltagssituationen im kalifornischen Kontext auf. Lebendige Skulpturen in verschiedenen Landschaften werden symbolisch zu Stellvertretern der Ungesehenen. Reale Dokumentation und performativer Inszenierung stehen nebeneinander. Die Grenze zwischen beiden ist aufgehoben. Die Begriffe Sichtbar- und Unsichtbarkeit, Innen- und Außenraum, Intimität und Fremdheit sowie Identität und Anonymität werden auf widersprüchliche Weise hinterfragt.