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Stefan Schwarzer

Grafiker und Maler

Internationales Arbeitsstipendium: Tharangambadi Oktober – November 2019

Tharangambadi Reports

Der Grafiker hat ausgehend von den einstigen Orten der Mission und den Halleschen Berichten aus dem 18. Jahrhundert von Bartholomäus Ziegenbalg, die in der Bibliothek der Franckeschen Stiftungen lagern, einen zeitgenössischen Dialog mit den Bewohnern Tharangambadis gesucht, und diese Gespräche und Beobachtungen direkt vor Ort in Zeichnungen und Tagebuchberichten dokumentiert. Im Spannungsfeld dieses Dialoges zwischen Ziegenbalg, dem Künstler selbst und den Einwohnern suchte er nach Beschreibungen über die eigene Wahrnehmung und deren Transformation über die Jahrhunderte hinweg in die heutige Zeit: Welche Relevanz und Aktualität hat Ziegenbalgs Werk und die Hallesche Mission heute in Tharangambadi? Wie blicken die Bewohner auf ihr Leben, welche Träume und Wünsche haben sie? Seine Absicht war es, diesen mehrwöchigen Prozess des Umherschweifens und der Begegnung mit den Einwohnern in einem Arbeitstagebuch zu dokumentieren und alle parallel entstandenen Zeichnungen, wie Porträts, Stillleben, Grundrissen von Gebäuden oder botanische Zeichnungen zu sammeln. Aus diesem Material wird eine Installation entwickelt, die in einer Ausstellung in den Räumen der Franckeschen Stiftungen in Halle präsentiert wird. Während seines Aufenthaltes hat Stefan Schwarzer das Vermittlungsformat mit dem Titel "200 Postcards for Halle" realisiert, bei dem er Postkarten mit Kindern gestaltet und an Empfänger in Halle versandte. Diesen war es dann freigestellt, mit den Absendern in einen Dialog zu treten. Im Ergebnis des Stipendiums ist ein Künstlerbuch mit dem Titel "Tharangambadi Reports" entstanden, das Zeichnungen, Tagebuchtexte in einer Collage mit ausgewählten Briefen und Berichten, sowie Interviews vereint. Diese limitierte Auflage wird als inoffizielle Continuation Nr. 109 der Halleschen Berichte im Waisenhaus Verlag veröffentlich werden. Damit werden, ähnlich wie bei der Anfertigung der Halleschen Berichte im 18. Jahrhundert, nach der Rückkehr von einer Mission alle Dokumente gesichert.
Arbeitsstipendium
September 2018 - Februar 2019

DRAWING SOUNDS

Basierend auf seinen langjährigen Erfahrungen in der performativen Kunst im öffentlichen Raum hat der Künstler in Zusammenarbeit mit Musikern und Sängern ein zeichnerisch-akustisches Porträt der Stadt Halle realisiert. Dazu hat er in einem ersten Schritt die Stadt mit all ihren unterschiedlichen Facetten akustisch entdeckt und "blind" in Zeichnungen visualisiert. Geräusche wurden wahrgenommen, abstrakt dokumentiert und im Archiv gesammelt. Diese Zeichnungen, die an ausgewählten Orten entstanden, sollten im Anschluss von Musikern in Sounds verwandelt und am Ort ihrer Entstehung als Musikstück aufgeführt, im Sinne einer Rücktransformierung. Es gilt dabei nicht nur den Blick auf Gesehenes, sondern auf Gehörtes zu lenken, um Unbekanntes in Bekanntem zu entdecken. Wie klingt Halle auf dem Stadtgottesacker, an der Saale oder auf einer Industrieruine am Stadtrand? Das performative Zeichnen bewegt sich im Raum der Synästhesie, die der Künstler mit Zeichenpapier, Stiften, Augenbinde und Audiorekorder weiter durchdrungen hat. Stefan Schwarzer hat sich im Verlauf des Stipendiums für eine performative Aufführung während einer Vernissage der Stipendiatenausstellung in den Räumen der Kunststiftung entschieden. Für die Realisierung der Performance hat er von mehreren HallenserMusikern feste Zusagen erhalten und mit ihnen gemeinsam einen Ablaufplan konzipiert. Die Uraufführung wird durch Video-und Soundaufnahmen dokumentiert und später für eine Videoinstallation in der Ausstellung verwendet.

Internationales Arbeitsstipendium: Armenien
Oktober 2015

Armenien - Auf den Spuren von Heinrich Theodor Wehle

Zwischen den Zeichnungen Heinrich Theodor Wehles und seinen eigenen Arbeiten erkannte Stefan Schwarzer viele Gemeinsamkeiten. Wehles Teilnahme an einer Forschungsexpedition im Jahr 1802 und dessen frühromantische Darstellungen des Nordkaukasus sind der Ausgangspunkt eines Stipendiums, das die Kunststiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt vergab. Wie einst bei Wehle beeinflussten auch bei Schwarzer die äußeren Umstände eine Kunst, die unmittelbar und spontan entsteht. Bei beiden bestimmt das Arbeiten direkt vor Ort die Ergebnisse. So begab sich der Grafiker quasi in einen Dialog mit dem Landschaftsmaler, wobei ihn vor allem die Aktualität von dessen romantisch geprägter Wahrnehmung Vorderasiens interessierte. Entstanden sind dabei drei Serien von Zeichnungen.
Im Mittelpunkt von Schwarzers Auseinandersetzung stand das Zeichnen im öffentlichen Raum. Täglich lief der Grafiker durch die Stadt, ging geplant ins Ungeplante, wo ihn unvorhergesehene Erlebnisse immer wieder zur Improvisation zwangen. Mit Buntstiften dokumentierte er die Fragmente seiner Wahrnehmung und erarbeitete eine erste, 40-teilige Serie von Zeichnungen. Neben städtischen Erkundungen machte er gemeinsam mit einem Guide zahlreiche Exkursionen ins Umland und begann, während der Autofahrten zu arbeiten. Bedingt durch die unebenen Straßen entwickelte er dabei eine fast stenografische Methode und eine ganz eigene Zeichensprache. Entstanden sind daraus 16 großformatige Bilder, die die in kurzen, vorbeiziehenden Augenblicken wahrgenommene Landschaft festhalten. Eine dritte Serie entstand schließlich bei einer eigenwilligen Entdeckung im Straßenbild Jerewans: selbstgebaute Parkplatzschilder, die an vielen Orten eine Art Stellvertreterfunktion übernehmen; jedes Schild ist dabei ein Unikat. Schwarzer fotografierte sie, um sie später abzuzeichnen. Während seines Aufenthaltes richtete Stefan Schwarzer seine Aufmerksamkeit vor allem auf Fragmente, die etwas über Land und Leben in Armenien erzählen. Abschließend entstand ein Dokumentationstagebuch, das auch anderen die Möglichkeit bieten soll, ihn bei seinen Entdeckungen zu begleiten.

Vita
1984 in Leipzig geboren | 2005 Arbeiten im öffentlichen Raum; Gründung Atelier Nawrotzki in Leipzig; Schulische Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten | 2007 Arbeit als Videoperformer | 2008 Studium Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (Studiengang: Malerei / Grafik) | 2011 Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes | 2012 Gastsemester, Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart (Studiengang: Bildhauerei Fachgebiet: Video/Performance/Installation) | 2013 Auslandsstudium am Instituto Superior de Arte, Havanna | Ausstellungen u.a. in Berlin, Chemnitz, Havanna | lebt und arbeitet in Halle (Saale)