Ana Streng

Ausgangspunkt der Arbeit waren indische Kolams, traditionelle Bodenzeichnungen, bei denen Punkte und Linien miteinander verbunden werden und die den Fokus der Künstlerin auf die Themen Punkt, Linie und ihre Verbindung zum Netz gelenkt haben. Während des Arbeitsstipendiums hat sich die Künstlerin mit zwei unterschiedlichen Linien-Systemen beschäftigt – der geraden Linie, die ein strenges Raster bildet und der freien Linie, die sich frei bewegt. Diese beiden Linien-Systeme hat sie ins Textile umgesetzt Die Künstlerin hat die Verschiedenheit und Eigenheiten der beiden Linien-Systeme untersucht und festgestellt, dass die gerade Linie/ das strenge Raster in der Schaft-Weberei durch Verkreuzung von Kett- und Schussfäden automatisch entsteht und die freie Linie durch Bemalung von Kettfäden ausgedrückt werden kann. Sie experimentierte mit der Ikat-Technik, einer textilen Reservierungstechnik, bei der das Gran vor dem Weben mehrfach abgebunden und eingefärbt wird, Dip-Dye sowie Kettbemalung, um Tiefe, Vielschichtigkeit und Transparenz in die Gewebe zu bringen und so verschiedene Ebenen der Fläche sichtbar zu machen. Es entstanden verschiedene Gewebebahnen, die teilweise zerschnitten und neu zusammengesetzt wurden. Durch diesen Prozess entstanden Verschiebungen und damit neue Sichtweisen und Perspektiven. Auch durch die Aufhängung im Raum und das Überlappen von Textilien wird dies verdeutlicht. Raster und Linien setzen sich fort oder werden unterbrochen. Im Ergebnis einer Verlängerung des Stipendiums entstand die Installation "Wellen Linien", die sich mit den Gegensätzen der freien und der geraden Linie beschäftigt, diese nebeneinander setzt und sie zusammenbringt.