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Annette Funke

Spiel- und Lernmitteldesignerin und Kunstvermittlerin

Heimatstipendium August 2020 – Juli 2021

Be-tracht-ungen

Die traditionellen Feste des Kirchenjahres, die Annette Funke als Kind im katholisch geprägten Eichsfeld erlebte, sind ihr noch heute innere Heimat. Die im Salzlandmuseum in Schönebeck verwahrten Bördetrachten inspirierten Annette Funke. Sie sammelte dazu alles, was sie finden konnte, und ließ Models mit den alten Gewändern, kombiniert mit heutiger Kleidung, fotografieren. Die Frauen posierten nicht wie Damen des 19. Jahrhunderts – ihre Mimik und Gestik sind ganz heutig. Einige Fotos wählte Annette Funke als Vorlagen für Papierschnitte. Unter virtuoser Führung des Cutters wuchsen Schnitt für Schnitt filigrane, große Bilder. Sie stößt mit ihrer künstlerischen Arbeit die Diskussion der Frage an: Was ist an Traditionen zeitgemäß, bewahrenswert?
Arbeitsstipendium
März - August 2018

Arbeitsstipendium nach Großbrand

In der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 2017 sind auf Grund von Brandstiftungen drei große Gebäudekomplexe in Halle teilweise abgebrannt. In allen drei Gebäuden befanden sich Künstlerateliers ehemaliger Stipendiaten, die zum Teil vollständig ausgebrannt sind. Kunstwerke wurden unwiderruflich zerstört. Eine der betroffenen Künstlerinnen ist Annette Funke, die die gesamten Arbeiten, die während ihres Armenienstipendiums entstanden, verloren hat. Während des Stipendiums hat sie großformatige schwarze Papierschnittbilder angefertigt, die sich thematisch mit der Frage, welche Wechselbeziehungen Tradition und Moderne hinsichtlich Familie, Glaube und Moral miteinander eingehen, beschäftigen. Dies war eine der zentralen Fragen während ihres Armenienaufenthaltes. Die Künstlerin ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Formen in denen diese Werte gelebt werden verändern, doch die ihnen zu Grunde liegenden Handlungsmuster nicht. Einige dieser Handlungsmuster spiegeln sich in dem Arrangement der Gegenstände wider, die auf ihre Verursacher hindeuten. Die Schnittbildfer zeigen kleine, zeitlose, situative Ausschnitte: Zwei Fische in einem Einkaufsnetz, ein aufblühender Magnolienstrauch vor einer laublosen Birke, eine Picknickszene mit Liebenspaar, ein Mädchen, das ein Kopftuch bindet und zwei spielende Kinder. Moderne und traditionelle Elemente sowie Gegenständliches und Abstraktes verschmelzen miteinander. Vorlagen für diese Bilder waren Fotografien von gesammelten und arrangierten Gegenständen sowie von Menschen. Ergänzt durch Zeichnungen und freie Schnittsequenzen haben sich die Bilder parallel entwickelt.
Internationales Arbeitsstipendium: Armenien September 2017

Im Land der Steine

Drei Ausschnitte von Alltagsszenen setzte Annette Funke während ihres Aufenthaltes in Papierschnittskizzen um: Eine Tischszene und den Blick aus ihrer Jerewaner Gastwohnung auf eine Leine mit wechselnden Wäschestücken. Slip und BH als erotisch aufgeladene Attribute stehen im Kontrast zur gestrickten Schafwollsocke. In ihrer Gegenüberstellung repräsentieren sie den Annette Funke extrem aufgefallenen Zusammenprall von Tradition und Moderne in Armenien. Diese Arbeiten sind Vorstufen zu ihrem Papierschnitt „Granatäpfel“, womit für die Künstlerin eine experimentelle, weiter zu verfolgende Phase beginnt. Sie verknüpft dabei Gegenständliches und Ornamentales. Die Muster sind sowohl an die Verzierungen von armenischen Alltagsgegenständen angelehnt als auch an die Ornamente der Kreuzsteine – kunstvoll behauene Gedächtnissteine mit einem Reliefkreuz, das von geometrischen und pflanzlichen Motiven umgeben ist. Sie sind eines der zentralen kulturellen Symbole Armeniens.
Vita
1974 in Leinefelde geboren | 1991 – 1996 Besuch der Staatlichen Fachhochschule für Sozialpädagogik an der Bergschule St. Elisabeth in Heiligenstadt | 2002 – 2009 Studium Spiel- und Lernmitteldesign an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle | 2012 Aufbau und Gründung der Offenen Siebdruckwerkstatt, Halle | seit 2008 kunst- und museumspädagogische Arbeit im KinderKunstForum | lebt und arbeitet in Halle (Saale)