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Dagmar Varady

Konzeptkünstlerin

Arbeitsstipendium
Januar – Juni 2021

Zeichnung als Medium

In ihrer aktuellen Arbeit beschäftigt sich Dagmar Varady mit der Zeichnung als Medium und als Teil größerer Werkzusammenhänge oder einzelner Werkgruppen in ihrer künstlerischen Arbeit. Während des Arbeitsstipendiums, konnte sie dieses Phänomen weiter untersuchen. Neben Bleistiftzeichnungen entstanden weitere Arbeiten in der von ihr entwickelten Technik mit Emaillefarbe. Diese neuen Arbeiten bezeichnet sie als Emaillezeichnungen. Die neue Qualität der Bilder besteht in der Textur, die sich nach dem Auftragen entwickelt und mit Licht korrespondiert. Beide, Bleistiftzeichnung und Emaillezeichnung hat sie begonnen zu kombinieren, neu zusammenzusetzen. Zeichnen ist für die Künstlerin Ausdruck anhaltender Reflexion, beispielsweise über das Vergrößern und Verkleinern oder das Zerschneiden. Da sie oft mit Ausschnitten aus Bildzusammenhängen arbeitet bietet die Zeichnung die Möglichkeit einer Transformation und Entfremdung. Die Transformation lässt sich bis in den Raum, indem die Arbeiten entstehen, verfolgen. An der Wand hängt ein großes Rechteck aus Stoff. Das reliefartige Motiv wird von der Textur und Faltungen weiter verfremdet. Das Material ist dick genug, um Falten zu bilden. In den Bleistiftzeichnungen ist die reduzierte Darstellung als lineare Zeichnung eine andere Ausgangssituation, um in einem nächsten Schritt über das „Entsenden“ oder ein Senden und Empfangen nachdenken zu können. In neue Zusammenhänge gestellt, kann die Künstlerin einzelne Momente präziser erkunden. Zerschneiden und wieder Zusammensetzen – wie in der Auseinandersetzung mit Werken der Künstlerin Louise Bourgeoise beobachtet – ermöglicht Dagmar Varady neue Bildzusammenhänge zu erschaffen. Ein lebendiges Senden und Empfangen über Zeiten und Räume hinweg kann so entstehen. Die Transformation des Raumes selbst, als wäre er ein Stoff in „ihrem Medium“ ist von der Künstlerin beabsichtigt. Der Aspekt einer Manipulation des Raumes interessiert sie. Die im Zusammenhang mit der neuen Werkgruppe entstandenen Arbeiten zeigen als räumliche Anordnungen den Arbeitsprozess im Atelier als ein work in progress. Diese für ihre Arbeiten typische Herangehensweise und Arbeitsweise wird in Bildfolgen sichtbar.
Arbeitsstipendium
Januar – Juni 2013

Reizen

Das Unbekannte, Irrationale und Unkontrollierbare – die Beschreibung von Naturphänomenen geht oftmals über die Beobachtung des vermeintlich Sichtbaren hinaus und nicht alle Fragen können mit wissenschaftlichen Kategorien hinreichend beschrieben werden. In ihrem Experimentalfilm „Reizen“ beschäftigt sich Dagmar Varady mit dem Spannungsverhältnis von Natur und Seele und den Möglichkeiten der Erkenntnis über intuitive Wahrnehmung. Die Idee zu dem Video resultierte aus einer längeren Phase der Beschäftigung der Künstlerin mit der Person Johann Christian Reil (1759-1813) und seinen unterschiedlichen Denkansätzen als Mediziner der Gehirnanatomie einerseits und seinen philosophischen Spekulationen über die menschliche Seele und die Grenzen des Verstehens andererseits. Grundlage der filmischen Auseinandersetzung bilden dessen „Rhapsodien“ -  ein 500-seitiges literarisches Werk, in dem Reil die Grade der geistigen Verwirrung analysiert. Im Film werden Auszüge aus den Rhapsodien in siebzehn Blöcke zusammengefasst und von der Schauspielerin Jutta Hoffmann vor dem Hintergrund der Naturkulisse im Wörlitzer Park gesprochen. Die erste Szene beginnt mit „Ohnmacht des Verstandes“ - eine Person verliert die Orientierung in einer sie reizüberflutenden Umgebung. Gezeigt werden fragmentarische Eindrücke der Natur: vorbeifließende Bäume und Sträucher, ferne und nahe Menschen, grelles Sonnenlicht. Licht und Dunkelheit, Schärfe und Unschärfe wechseln sich ab und lösen Verwirrungszustände aus. Ein kontrastreicher Rhythmus. Nach Reil sind es eben diese Reize, welche die Seele des Menschen in außergewöhnliche, sich an der Grenze zu den logisch-kausalen Zusammenhängen in der Natur befindlichen Wahrnehmungszustände versetzen. Die Grenzen zwischen Natur und Seele verschwimmen, ein Geistesblitz eröffnet unerwartete Erkenntnisse.
Arbeitsstipendium
Juli – Dezember 2016

Louise Bourgeois

Im Frühjahr 2015 fotografierte Dagmar Varady in Stockholm während des Abbaus einer der umfangreichsten Retrospektiven nach dem Tod von Louise Bourgeois eine Werkgruppe der Künstlerin. Ihr Hauptinteresse lag dabei auf der Übergangsform der Arbeiten - auf dem Moment des Abbaus und der Deinstallation: Ausschnitte, Teile, einzelne Bestandteile der Skulpturen, Installationen in Gruppen oder im Raum. Die Fotografien entstanden in dem Moment, in dem die gebildeten Abteilungen einer exakt konzipierten Ausstellung obsolet wurden und offen waren für etwas Neues - an einem anderen Ort und in anderen Konstellationen. Die fotografischen Arbeiten versuchen eine Annäherung und Referenz an die Künstlerin und ihre Arbeiten herzustellen. In einer umfangreichen Recherche zu den Arbeiten von Louise Bourgeois und der Einholung von Genehmigungen, Abstimmungen, Material- und Bildrecherchen, konnte die Künstlerin die notwendigen Voraussetzungen für eine Weiterverwendung in einem Buchprojekt erwirken. Der in einem Umfang von ca. 20 Fotografien gefasste, dokumentarische und konzeptuelle Bilderfluss soll ausgewählte Situationen der üblichen Demontage der Kunstobjekte von Louise Bourgeois zeigen und wird zudem von einem englischsprachigen Essay ergänzt.
Vita
1961 in Erfurt geboren | 1979 Naturwissenschaftliches Abitur mit Schwerpunkt in den Fächern Mathematik und Physik in Ilmenau | 1980 – 1987 Studium an der Burg Giebichenstein, Hochschule für Industrielle Formgestaltung Halle | 1987 Graduiert im Industriedesign | 1992 – 1993 Stipendium Akademie Schloss Solitude Stuttgart | 2000 – 2001 PointB Worklodge, Williamsburg, Brooklyn N.Y.C., U.S.A; Residenz Virginia Center fort the Creative Arts, U.S.A. | 2001 Gaststudium Medienkunst in der Klasse Intermedia, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig | 2002 HAP-Grieshaber-Preis der VG Bild-Kunst, Bonn | 2016 Gastaufenthalt in der Villa Romana, Florenz | Lehrtätigkeit an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, der Bauhaus-Universität Weimar, der Universität Dortmund, der Universität zu Köln sowie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig | 2004 – 2010 Jury und Kuratoriumsmitglied der Stiftung Kunstfonds Bonn | 2003 – 2007 Vizepräsidentin im Kultursenat des Landes Sachsen-Anhalt | 2009 Gründungsmitglied der SYN Stiftung Kunst Design Wissenschaft | lebt und arbeitet in Halle (Saale)