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Dirk Heidicke

Autor

Arbeitsstipendium
April – Juni 2007

Bruder Johannes

Martin Luther – Johannes Tetzel: zwei der wichtigsten Gegenspieler während der Reformation. Auf der einen Seite die radikale moralische Instanz, auf der anderen der erfolgreiche Verführer, Verkäufer und Moderator. In der Komödie wird die Verführbarkeit des Menschen durch die Verheißung von Sicherheit und Glück geschildert in einer Zeit des Epochenwechsels vom Mittelalter zur Neuzeit – einer Zeit der großen Verunsicherungen, von Brüchen in zahlreichen Biographien. Ähnlich ist es gegenwärtig in den westlichen Gesellschaften im Zeitalter von Hartz IV, Globalisierung und Klimawandel. Stellt man Luther und Tetzel einander aus heutiger Sicht gegenüber, ist wohl davon auszugehen, dass Tetzel in einer Mediengesellschaft die wesentlich bessere Figur machen würde. Der von ihm gebotene Ablass ist auch heute noch ein Verkaufsschlager. Wer würde also gewählt: Der unbequeme Luther oder der bequeme Tetzel? Das Stück setzt nicht auf vordergründige Aktualisierung – diesen Widerstreit muss jeder in sich selbst austragen.
Arbeitsstipendium Januar - Juni 2013

Abrahams Frauen

Der erfahrene Theaterautor Dirk Heidicke gehört zu denjenigen, die sich an die deutsche Geschichte heranwagen. Mit „Abrahams Frauen“ rekonstruiert er Leben und Werk des heute fast vergessenen jüdischen Komponisten Paul Abraham. Heidicke erstellte in seinem Theaterstück eine bewegende Szenefolge, eingerahmt durch das Wiedersehen Abrahams mit seiner Frau Sarolta im Jahr 1959. Dieser ist geistig verwirrt und zerrüttet mit anderen jüdischen Emigranten in die Bundesrepublik eingereist. Über das Erleben von Musik versucht Sarolta, ihrem Mann seine verdrängten Erinnerungen nahezubringen: nach seiner Flucht aus Deutschland wurden Abraham 200 Kompositionen gestohlen, welche später „arische“ Komponisten als ihre eigenen ausgaben. Die Erben dieser Komponisten sollen bis heute Tantiemen für die gestohlenen Werke kassieren. Kann unrechtmäßig Erworbenes geistiges Eigentum jemals rechtmäßig sein? Das Stück von Heidicke über deutsche Vergangenheit knüpft damit an ein hochaktuelles Thema der Gegenwart an.
Vita
1964 in Magdeburg geboren | allgemeine Oberschule | ab 1986 Beleuchter am Theater in Magdeburg | seit 1989 zahlreiche Drehbücher, Filme, Theaterstücke und Hörspiele u. a. für den mdr, das Theater Magdeburg, das Stadttheater Bern sowie das Anhaltische Theater Dessau | 1992 Förderpreis Kinderhörspieltage Bensheim sowie Stipendium des Literarischen Colloquiums Berlin | 1993 Aufenthaltsstipendium in der Villa Casa Baldi, Olevano Romano/Italien sowie 1999 im Kunstverein Röderhof| 200 Drehbuchförderung MDM| 2002 Stipendium Stiftung Kulturfonds | lebt und arbeit seit 1992 als freier Autor in Magdeburg Publikationen (Auswahl) Die Hand der Prinzessin, Komödie, 1989 Ganymed, Kinderhörspiel, DS-Kultur, 1992 Sisyphos, Stück, Frei Kammerspiele Magdeburg, 1993 Rauchzeichen, Kurzfilm, 2001 Beelze & Bub, Puppenspiel, 2003 Faust 89, Stück, Theater an der Grenze, 2009 Luise, Operettenlibretto, Mecklenburgisches Landestheater, 2010