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Jana Reinhardt

Multimedia-Designerin und Programmiererin

Internationales Arbeitsstipendium: Salvador de Bahia Oktober – November 2019

Residenz Salvador Bahia

Die Spieleentwickler Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch erhofften sich von einem Arbeits-aufenthalt in Salvador de Bahia neue Inspirationen und eine kulturelle Bereicherung für zukünftige Projekte. Dafür wollten sie die Stadt mit Hilfe eines digitalen Tagebuchs erkunden, in dem Videos, Fotos, Skizzen, Tonaufnahmen und Animationen ihre Eindrücke festhalten sollten. Als Spieleentwickler hatten sie vor, wöchentlich ein Fundstück genauer zu betrachten und als Minispiel zu verarbeiten. Gleich vorab: Daraus wurde so nichts. Das lag aber auch daran, dass der Plan durch viel interessantere Angebote und die vielen Treffen mit Entwicklern vor Ort durchkreuzt wurde. Dennoch sind andere, erfolgreiche Projekte in Brasilien entstanden. In São Paulo besuchten sie ein Hackaton zum Thema Fake News des Goethe-Instituts. Die beiden arbeiten einem 6-Mann/Frau-Team an einer App namens „Have you heard…?“. In Brasilien wird der Fahrdienst Uber ständig benutzt, noch mehr als in Deutschland. Daher haben sie das Mitfahren und Quatschen mit einem Unbekannten zu einem Szenario gemacht. In der App nimmt man die extreme Position einer Persönlichkeit - z.B. Bolsonaro, Trump, Impfgegner oder Veganer an, die sich mit Gleichgesinnten ein Uber teilen. Dort erzählt der Uber-Fahrer eine Neuigkeit (“Have you heard….?”) und die Teilnehmer müssen ein Wort, das (akustisch) ausgespart wurde, im Sinne der Persönlichkeit ersetzen. Die Neuigkeiten sind von tatsächlich verbreiteten Fake News aus Deutschland und Brasilien entnommen. Die Idee ist, dass man sich so in extreme Positionen hineindenkt, Agendas hinterfragt und Quellen in Zukunft daraufhin prüft. Ihre Präsentation war so überzeugend, dass mit ihrer Idee und dem Team den zweiten Platz belegt haben. Ein guter Auftakt. Insbesondere, weil der Prototyp des Spiels nicht interaktiv war. Aktuell überlegen die Goethe-Institute in São Paulo und Buenos Aires, wie das Projekt tatsächlich umgesetzt und für Workshops zum Thema verwendet werden könnte. In einem zweiten Projekt verarbeiteten die Spieleentwickler die aktuellen Nachrichten aus Halle und Salvador de Bahia: den Terroranschlag auf die Synagoge und die Ölkatastrophe. Das entstandene Spiel „Halle/ Salvador .Zwei Städte, Medienüberflutung, unterschiedliche Sprachen, Töne, Probleme.“ zeigt auf, dass alles gleichzeitig geschieht. Und alles ist gleich wichtig ist. In der Installation gibt es zwei Ebenen: Im Hintergrund Nachrichten und Bilder aus Halle. Im Vordergrund Salvador. Bilder der Stadt, Kuriositäten, Sounds und Medienaufnahmen der Ölkatastrophe. Um Halle bewusst wahrzunehmen, muss der Benutzer das Auge (per Maus) über die Nachrichten gedrückt halten und sieht so eine Vignette von Halle. Salvador wird für diesen Moment zur Seite geschoben. Dazu werden außerdem Töne um den Vorfall in Halle gespielt. Die Installation wurde abgeschlossen und ist spielbar. Des Weiteren entstanden die Spiele "Wired Thoughts" und ""Griot Riot". Die Deutsche Botschaft hat die beiden Künstler zudem eingeladen, eine Ausstellung über Deutsche Games zu kuratieren. In Brasília leiteten Jana Reinhardt und Friedrich Hanisch außerdem auch einen Workshop, in dem sie den Teilnehmern vermittelte, wie sich in relativ kurzer Zeit ein komplexes und weitreichendes Thema wie Klimawandel herunterbrechen und zu einem Spiel verarbeiten lässt.

Arbeitsstipendium
September 2015 – Februar 2016

Solitude

Die Medienkünstlerin und Programmiererin hat während ihres Stipendiums an einem Computerspiel zu einer interaktiven Geschichte über einen Schäfer gearbeitet. Zu diesem Zweck führte sie im Vorfeld viele Interviews und fotografierte. Die Grundidee entstand durch ihre positiven Kindheitserinnerungen an Schäfer, der während ihrer Arbeit am Projekt zusehends zu einem Symbol wurde, das den tatsächlichen Beruf oder Charakter eines Schäfers ausblendet. Für die Erzählung der Geschichte bewegt sich der Spieler durch Dioramen, also kleine Räume und Szenen, in denen er sich frei bewegen und Objekte anwählen kann. Der Spieler startet in einem kargen Büroraum und bewegt sich mit jedem Diorama etwas mehr hinaus in die Natur und eine neue Bewusstseinsebene. Letztlich geht es viel um die Auseinandersetzung mit seiner Umwelt, etwas in seinem Leben zu verändern und dem Impuls zu folgen, seinen Sehnsuchtsort zu erreichen. Der Fokus liegt dabei weniger auf dem Schäfer als auf seiner Herde. Statt über die Persönlichkeit des Schäfers erfährt der Spieler mehr über seine "Herde". Alle Personen, die er mitnimmt, erzählen dem Spieler bzw. dem Schäfer etwas über sich selbst und ihre Gründe mit ihm zu ziehen, oder warum sie ihr altes Leben hinter sich lassen wollen. Dafür muss der Spieler sich den Raum ansehen und interaktive Bereiche anklicken. Wenn die Figur "befreit" ist, z. B. von Zetteln die um ihren Kopf schwirren, dann kann man durch einen Klick auf sie mit ihr reden. Danach geht das grüne Exit-Schild an und man kann den nächsten Raum betreten. Die Person, die man vorher mitgenommen hat, ist nun zum Schaf geworden.

Bei der Umsetzung des Projekts halfen Friedrich und Ludwig Hanisch. Friedrich Hanisch hat die Interaktivität der Welt nach den Vorstellungen der Künstlerin, von der die Spielidee und die Grafiken stammen, mit Unity umgesetzt. Die Musik wurde von Ludwig Hanisch komponiert.

Vita
2004 – 2010 Studium an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design in Halle – Diplom: Multimedia Design │ 2011 Gründung des Spielerstudios Rat King │ Entwicklung folgender Spiele: Pitman, Tumblo, Sabah und TRI – Of Friendship and Madness 1985 in Mühlhausen geboren │ 2014 Preise für TRI: Strasbourg European Fantastic Film Festival – Finalist beim Indie Game Contest, Ausgewähltes Spiel bei der Indie Megabooth Ausstellung in Köln, Gewinner des ‚Goldener Spatz 2014‘ – Best IndieGame4Kids │ 2015 Deutscher Computerspielpreis für TRI – Jugendspiel des Jahres und Arbeitsstipendium der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt │ 2012 – 2016 Organisation des GLOBAL GAME JAM, Leipzig sowie Tätigkeiten im Bereich Lehre Spieleprogrammierung an der Hochschule Harz │ 2017 Nominierung Most Amazing Game Award, Berlin und erster Platz beim Onlinewettbewerb Ludum Dare │ lebt als freischaffende Künstlerin in Halle (Saale)