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Jenny Rempel

Bildhauerin

Arbeitsstipendium
Januar – März 2018

Liebesgedicht an eine Maschine

Basierend auf Texten, die die Künstlerin zuvor auf ihrer Schreibmaschine schrieb, hat sie während des Stipendiums sechs Bildplatten als plastische Reliefs in Ton modelliert, danach Silikonformen hergestellt und in dunkelgrau gefärbten Beton gegossen. Die reliefhaften, halbplastischen Bildtafeln haben teilweise unterschiedliche Formate und werden von einem Stahlrahmen gefasst und angeordnet. Die einzelnen Bildplatten werden durch den Rahmen voneinander abgegrenzt und gleichzeitig in Zusammenhang gebracht. Die strenge Anordnung in dem schwarzen Raster, erinnert an eine Seite in einem Comic. Ebenso ist die Verwendung von Sprechblasen und von Geräuschwörtern an den Comicstil angelehnt. Die einzelnen Platten nehmen bildnerisch Bezug auf den Text, funktionieren aber auch für sich stehend. Es ergibt sich durch den Text zwischen den einzelnen Platten ein Zusammenhang, welcher ähnlich einem Comic auch als Handlungsablauf gelesen werden kann. Die Texte der Arbeit „Liebesgedicht an eine Maschine“ beschäftigen sich inhaltlich mit dem Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, das wird mithilfe einer Maschine zu kompensieren versucht wird. Sie wird in den Status eines vermenschlichten Gegenübers erhoben und löst einen fiktiven Dialog über das Dasein des Protagonisten aus. Es geht um den zermürbenden, destruktiven Prozess, den man beim künstlerischen Schaffen durchlaufen kann, aus dem am Ende nicht einmal unbedingt ein Produkt hervorgeht. Zweifel um den Wert eines Kunstwerkes und dessen Zusammenhang von materieller oder ideeller Entlohnung künstlerischer Arbeit sind Themen, die in diesem Kunstwerk angeschnitten werden.
Arbeitsstipendium April – September 2014

fliegen im liegen

Träumer können fliegen. Kinder sowieso, denn sie sind sich gewiss: Die Welt steht offen, Träume gehen in Erfüllung, besonders der größte: Erwachsen zu sein. Dass damit die Unbeschwertheit schwindet, wird erst später offenbar - dann, wenn auch das Erstaunen über all das Ungesehene der Gewöhnung zum Opfer fällt. Jenny Rempel schuf während ihres Arbeitsstipendiums eine Figurengruppe aus drei Plastiken. Die lebensgroßen liegenden Kinderfiguren aus Ton verbergen sich unter textilen Hüllen - man kann sie nur erahnen, sie werden von ihnen umschlossen oder sind Teil ihrer Gestalt geworden. Im Mittelpunkt der Arbeit steht das Thema Kindheit, Körperwahrnehmung, Erinnerung und Tod. ah wie deine beine liegen | oh wie deine beine fliegen! | flügelummanteltes glühendes herz. | ist schluss der lieder | fliegst du herab | vom höchsten göttertrohn | um zu ordnen dein gefieder | um zu hören keinen ton. | ei der daunen ist verflogen | lauscht nun artig im verbund | von des federkleides grund | aufgesticktem seemannsgarn. | der liebe gott pafft seine mittagspfeife | engelsgleich im schlafe | ziehen wolkenschafe | werden dicker, dichte horden | in den wolkenweißen beinen | regnen ab auf mondgesteinen. (Jenny Rempel)
Vita
1982 in Königs Wusterhausen geboren | 2002 – 2013 Studium Bildhauerei/Metall an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | lebt und arbeitet als freischaffende Künstlerin in Halle (Saale)