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Michela Benedan

Keramikkünstlerin und Malerin

Arbeitsstipendium
April – September 2020

NOCH-NICHT

Die Keramikkünstlerin beschäftigt sich in ihren Arbeiten mit den Themen Fragment/ das Unvollendete. Ihre Arbeitsweise ist ein Zusammenspiel von Zufall und Kontrolle, von Fehlen und Fehlern. Während des Stipendiums sollten verschiedene luftige, organische Formen aus eingefärbtem Porzellan entstehen, die im Begriff sind zu sinken. Die gebauten Formen verformen sich während des Brennens und Erstarren in ihrer Bewegung, wenn die Temperatur im Ofen abkühlt. Dieser labile Moment der Veränderung sollte festgehalten werden. Im Zentrum des Arbeitsvorhabens standen Veränderungsprozesse und Krafteinwirkungen. Es ging um den erstarrten Augenblick - den Stilstand der Zeit. Während des Arbeitsstipendiums sind also Skulpturen entstanden, deren letztendliche Form vor allem durch den Brennprozess bestimmt wurde. Hierzu hat die Künstlerin viel mit keramischen Materialien und Prozessen experimentiert. Sie hat zum ersten Mal mit eingefärbten Massen gearbeitet - aus Papier und Porzellan, sowie Papier und Steinzeug - und daraus sind neue formale Lösungen entstanden. Rückblickend haben sich für ihre künstlerische Praxis neue Wege und Möglichkeiten eröffnet. Die keramischen Prozesse benötigten viel Zeit und die Objekte entstehen langsam. Da die Skulpturen im ungebrannten Zustand sehr fragil sind, fertigte Michela Benedan für jede Skulptur zuerst eine Unterkonstruktion aus Tonplatten an, auf der die Stücke modelliert und gebrannt wurden. Schon beim Anfertigen dieser Konstruktion steht die Form und die Idee für die jeweilige Skulptur. Dann kam die Vorbereitung der Massen und das Anfertigen von Farbproben für deren Einfärbung. Die Strukturen entstanden langsam, Ebene für Ebene. Das Brennen war dann der entscheidende Moment, in dem die Skulpturen ihre Form veränderten. Einige Stücke wurden nur einmal gebrannt, andere glasiert und ein zweites Mal gebrannt. Erst durch das Betrachten von den Ergebnissen konnte die Künstlerin entscheiden, welche Wege oder Formen sie vertiefen wollte. Fehler waren für Michela Benedan sehr wichtig, um ein Verständnis für das Material zu bekommen. Sie schufen Rahmen, Grenzen und darüber hinaus Erkenntnisse und Entdeckungen. Deshalb provozierte sie den Zufall während des Brennprozesses und versuchte gleichzeitig die Verformung im Ofen zu steuern: Ein Spiel zwischen Zufall und Kontrolle.
Vita
1988 in Cernusco sul Naviglio (Italien) geboren | 2007 – 2011 Studium der Malerei an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand | 2009 – 2010 Erasmusstipendium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden im Bereich Grafik | 2012 – 2017 Studium im Bereich Bildende Kunst an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle–Diplom | lebt und arbeitet in Halle (Saale)