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Miriam Albert

Bildende Künstlerin

Internationales Arbeitsstipendium: Armenien
August – September 2023

Internationales Arbeitsstipendium Armenien 2023

Die Künstlerin interessiert sich besonders für Landschaften und ihr ästhetisches Potential geologischer und landschaftsgeschichtlicher Prozesse sowie die zeitliche Dimension ihres Gewachsenseins. Sie versucht, derartige Beobachtungen auf den Prozess des Zeichnens zu übertragen. Daran hat sie auch in Armenien angeknüpft und sich besonders mit dem kargen Hochland, den Bergklöstern und mit dem dortigen prähistorischen Wasserkult auseinandergesetzt und die Eindrücke künstlerisch verarbeitet. Ihr zweimonatiger Aufenthalt in Armenien war eine Zeit voller intensiver Eindrücke und Begegnungen. Schon in der Recherche zur Vorbereitung der Bewerbung um das Stipendium haben sie die alten Bergklöster mit ihrer schlichten, manchmal archaisch anmutenden architektonischen Formsprache fasziniert, und in Armenien konnte sie dann zahlreiche dieser Klöster und Kirchen besichtigen. Überrascht war Miriam Albert von dem reichen Formenschatz ihrer ornamentalen Verzierungen. So finden sich in den alten Sakralbauten kaum Wandmalereien, bzw. sind sie selten erhalten, dafür gibt es umso mehr filigrane Reliefarbeiten in Stein - in den Mauern, auf Gräbern, als Votivmale. In Jerewan wiederum die Künstlerin überrascht, manche geometrische Ornamente aus den alten Bergklöstern in der Musterung der Gehwegplatten aus der Sowjetzeit wiederzuerkennen, was sie zum Anlass nahm, sich auf die Spur der Kontinuitäten von Form- und Bildsprachen zu machen, auf die sie an vielen Stellen traf. „Meditationen über Gehwegplatten“ ist eine mehrteilige Reihe von Bleistiftzeichnungen. Bei Streifzügen durch die Hauptstadt blieb ihr Blick zunächst immer wieder an den Gehwegplatten haften, deren Gestaltung sich sozusagen vor jeder Haustür ändert. Diese Varietät zeugt von einer großen ornamentalen Spielfreude. Häufig basieren die Muster dabei auf der Grundform eines Achtecks – eine Form, die auch im sakralen Raum eine zentrale Rolle spielt, wie zum Beispiel im Grundriss von Kirchen- und Klosterbauten oder in den Ornamenten der Kreuzsteine. Daneben war die Auseinandersetzung mit der figürlichen Bildsprache auf Grabsteinen aus der Zeit des 14. - 16. Jahrhunderts wichtig. Man sagt, ihre Bilder stehen für die Darstellung der „himmlischen Herrlichkeit“, in einer Zeit (ähnlich wie in Europa), wo das irdische Leben sehr mühsam war. Dabei kehren ähnliche Bildsymbole immer wieder - Weinkrug und Schaschlikspieß, Schere, Ewigkeitsrad und Reiter –, variieren in ihrer Ausgestaltung aber von Region zu Region. Die Tatsache, dass ihre Bedeutung nicht endgültig erforscht ist, macht die alten Bilder einerseits geheimnisvoll, lässt ihnen andererseits aber auch die Offenheit, nur von sich selbst zu erzählen. Die Überführung der gefundenen Formen und Bilder in Zeichnungen ermöglichte Miriam Albert eine Annäherung an das Bild und eine Vertiefung des Gesehenen. Darüber hinaus werden die Bilder ihrem Kontext enthoben und beginnen im Nebeneinander für sich und miteinander zu sprechen. Die Ergebnisse des Stipendiums wurden am 10. Oktober 2023 im Armenian Center for Contemporary Experimental Art in Jerewan in der Einzelausstellung „DAS ORNAMENT IST GEDANKE“ präsentiert.
Vita
1991 in Karlsruhe geboren │ 2012 – 2014 Studium der Kunstgeschichte, Germanistik an der Universität Leipzig │ 2014 – 2020 Studium der Bildenden Kunst an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle – Abschluss: Diplom │ 2018 Aufenthaltsstipendium Künstlerstadt Kalbe │ seit 2020 freischaffende Tätigkeit, Mitgliedschaft im BBK Sachsen-Anhalt e. V. und BLECH – Raum für Kunst Halle e. V. │ lebt und arbeitet in Halle (Saale)