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Nina Hannah Kornatz

Malerin

Arbeitsstipendium
August 2023 – Januar 2024

Rosenstengel – Geschichten einer brutalen Welt

Identitätsfragen sind aus unserer heutigen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken – Geschlechterrollen werden als Konstruktion mehr denn je hinterfragt. Nina Hannah Kornatz richtete ihren Blick ins 17. Jahrhundert. Damals gab sich Catharina Marghareta Linck aus Halberstadt unter dem Namen Anastasius Lagrantius Rosenstengel als Mann aus, um sexuelle Beziehungen zu Frauen eingehen zu können. Nach einem abenteuerlichen Leben wurde Linck/Rosenstengel hingerichtet. Eines der Hauptanliegen von Nina Hannah Kornatz während des Stipendiums war die Zu(rück)wendung zur figürlichen Darstellung in der Malerei. Die Reduktion der Bildmotive zur Form des Kopfprofils verweist unmittelbar auf die Identitätssuche des Einzelnen. Besonders wichtig wurden für sie während des Stipendiums spontane Experimente mit unterschiedlichen, ihr neuen Techniken. So adaptierte die Künstlerin Versuche mit Salz aus der Hobby-Seidenmalerei, das Effekte auf nicht getrockneter Farbe hinterlässt. Sie marmorierte Papier, arbeitete mit Textil- und Papierbatik. Außerdem testete sie Möglichkeiten von mit KI generierten Motiven für ein Kartenspiel. Auüerdem entstanden eine Edition von Risografien sowie unzählige Blätter von technischen Experimenten und Skizzen. Die Ergebnisse wurden im Museum der deutschen Aufklärung Gleimhaus Halberstadt im Juni und Juli 2024 in der Ausstellung „NEBEN DIR“ gezeigt.
Arbeitsstipendium
März – August 2013

Brot und Spiele

Was macht die Faszination des Sports in der heutigen Gesellschaft aus und welche Parallelen lassen sich zur Kunst ziehen? Die Malerin Nina Hannah Kornatz ergründete das Phänomen von der Sinnsuche des Einzelnen, des Kollektivs, und die Rolle der gewinnorientierten Industrie im Hintergrund. Die Suche nach einer Figurensprache der Sportwelt veranlasste sie, neben den ihr „gewohnten“ Wegen der Malerei andere Medien wie die Zeichnung und Installation auszuloten. Es entstanden Ölbilder und Collagen, die die religiöse Konnotation der Medienbilder im Sport aufgreifen. Die Verknüpfung von Sport und Kunst vollzog sie schließlich in einer installativen Arbeit: einer Serie von Fanschals mit den Namen bedeutender zeitgenössicher Künstler. Kern ihres Zyklus bilden drei aufwendige großformatige Ölmalereien zum Thema Fankult. Sie stellen Fragen zur Symbolkraft von vermeintlich Alltäglichem, zur Ideologieanfälligkeit des Menschen, zur Subtilität des Kapitalismus und zur Heldenverehrung als Kanalisierung spiritueller Energien.
Internationales Arbeitsstipendium St. Petersburg Oktober – Dezember 2015

Temporary Rage

Nicht zuletzt beeinflusst durch die Geschichte Ihres Großvaters – der trotz russischer Kriegsgefangenschaft eine große Liebe zu Land und Sprache entwickelte – beobachtet Hannah Kornatz seit einigen Jahren die Kunstszene in Russland. Während ihres Stipendiums stellte sie sich vor Allem die Frage, wie zeitgenössische Kunst in Russland funktioniert und wie sie von der Bevölkerung wahrgenommen wird. Gespräche mit Künstlern vor Ort führten sie immer wieder auf das Thema Revolution, das schließlich auch ihre eigene Arbeit beeinflussen sollte. Nach dem Vorbild von Delacroix’ Gemälde „La Liberté guidant le peuple“ erarbeitete sie ein großes Wandbild mit dem Titel „Temporary Rage“. Durch wirtschaftliche Sanktionen des Landes war sie in ihren gewohnten Arbeitsmaterialen jedoch eingeschränkt und beschloss kurzerhand, statt der eigentlichen Leinwand die Abdeckfolie des Atelierbodens als Malgrund zu nutzen. Acryl- und Ölfarbe auf Plastikfolie versprechen jedoch nur eine kurze Lebensdauer des Kunstwerkes, da Transport und Konservierung ohne Verluste unmöglich sind. In einer Abschlussperformance zerschnitt sie daher das Gemälde, um die einzelnen Teile – 61 Stück, der Anzahl ihrer in Russland verbrachten Tage entsprechend – gegen künstlerische Arbeiten ihrer neuen russischen Bekannten einzutauschen. Die eingetauschten Objekte und eine filmische Dokumentation der Aktion werden in Ausstellungen zu sehen sein.  
Vita
1985 in Bad Nauheim geboren | 2004 Praktikum in der Werkstatt für Gemälderestaurierung im Historischen Museum Frankfurt am Main | 2005–2006 Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | 2006–2012 Studium der Malerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | 2010 ERASMUS-Stipendium und Auslandsaufenthalt an der Akademie der Künste Wien | 2014 Atelierstipendium „A room that …“ in der Baumwollspinnerei Leipzig | 2015 HYP – Förderpreis der Berlin HYP im Rahmen der Positions Art Fair Berlin | 2016 1. Preis „Artwalk Leipzig“ | 2017–2019 Lehrauftrag „Malerei im Kontext neuer Medien“ an der Burg Giebichenstein. Kunsthochschule Halle | 2020 „Denkzeit“, Stipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen | seit 2012 Einzel- und Gruppenausstellungen u. a. in Leipzig, Berlin, St. Rémy-de-Provence, Basel und Wien | lebt und arbeitet in Leipzig und Wicklow (Irland) (Stand 05/2024)