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Nina Viktoria Zahl

Keramikerin

Arbeitsstipendium
Oktober 2016 - März 2017

Unkontrollierter Leerstand

Die Schönheit des Verfalls, des Morbiden, des Alten, Gebrauchten, Benutzten, mit Patina Überzogenem, Rissigen, angeschlagenen ist, was Nina Viktoria Naußed fasziniert und inspiriert. Ihre als Plastik funktionierenden Keramiken befassen sich mit verlassenen Orten, verwaisten Stadtlandschaften. Fenster und aufgebrochene Wänden wecken Neugierde und geben den Blick frei auf sonst Verborgenes, teils abstrakte Welten, die Geschichten erzählen. Eine eigenartig reiche Ästhetik der Verwahrlosung, Zerstörung, des Verfalls offenbart sich in menschenleerer Atmosphäre. Die Grenzen der einzelnen Gebäude verwischen und neue Räumen eröffnen sich. Entstanden sind zehn „Gebäude“, von denen sieben als zwei Stadtfragmente im Rahmen der Ausstellung STADT RAUM ZEIT vom 03. Mai bis 11. Juni 2017 präsentiert wurden. Parallel dazu entstand eine Reihe von Lochkamerabildern, die Innenräume zeigen. Die Wahrnehmung des Betrachters wurde beeinflusst und er wurde von der wirklichen Größe der keramischen Städte überrascht. Dies weist auf die alltägliche Täuschung durch Bilder hin, auf Geschehnisse in der Welt oder auf die Poetik des Verfalls.
Internationales Arbeitsstipendium: Tel Aviv August – September 2017

Eine Recherche über Jiddisch in Israel

Die Künstlerin beschäftigte sich während ihres Stipendiums mit der jiddischen Kultur und Sprache. Letztere entstand ausgehend vom Mittelalter aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen, dem Hebräisch-Aramäischen sowie romanischen Sprachelementen und entwickelte sich durch die damalige Vertreibung der Juden nach Osteuropa dort zu einer ganz eigenen Sprache. Diese Mischung aus deutschen, hebräisch-aramäischen und slawischen Sprachelementen scheint dem Deutschen sehr nahe und oft verständlich. Gebrochen wird diese Verwandtschaft durch die für uns vollkommen unbekannten hebräischen Schriftzeichen. Lernt man diese zu lesen, klingt das gesprochene Wort sehr vertraut. Der gegenteilige Effekt lässt sich bei vielen Israelis beobachten: Sie können die Schriftzeichen perfekt lesen, den Inhalt aber nicht verstehen. Davon ausgehend führte die Künstlerin eine persönliche Recherche über Jiddisch in Israel durch. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich: Vom freudvollen Erinnern an jiddisch sprechende Vorfahren bis hin zu Abscheu. Die meisten Menschen, die sie traf, wollten nichts mit der Sprache zu tun haben. Für viele hat sie zu viele Verbindungen zum Jiddisch der ultraorthodoxen Juden oder der Shoah. Sie traf jedoch einige, die gegen die Vernachlässigung dieser reichen Kultur in Israel kämpfen und hielt die Begegnungen fotografisch und soundtechnisch fest. Aus dem zusammengetragenen Material entstand die Arbeit יידיש, die Eindrücke der jiddischen Sprache in Israel zeigt. Außerdem ließ sich die Künstlerin von der sie umgebenden Architektur inspirieren, drei keramische Gebäude zu bauen, welche jüdische und arabische Einflüsse vereinen sowie die besondere Natur der Wüste zeigen. Eines der drei Objekte, das yidish hoyz, widmet sich ebenfalls der fast vergessenden Sprache Jiddisch. Es entstand in Kooperation mit dem jiddischen Kulturzentrum YUNG YiDiSH TLV. Nach seiner Ausstellung in Tel Aviv wird es einen Platz im YUNG YiDiSH TLV finden und dort weiter wachsen. Für die internationale Stipendiatenausstellung IN YOUR EYES kombinierte die Künstlerin Bilder von Innenansichten der keramischen Gebäude mit Bildern Tel Aviver Umgebungen.
Vita
1987 in Berlin geboren | 2007 – 2013 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Studiengang Plastik/Keramik | 2011-12 Studienaufenthalt an der HDK, School of Design and Crafts Göteborg | 2015-16 Seminar bei Sibylle Fendt, Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin | 2013 Richard-Bampi-Reis, 3. Preisträgerin | 2015 Teilnahme an der Ausstellung "Assoziationsraum Wunderkammer, Zeitgenössiche Kunst und Design zur Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen", Franckesche Stiftungen zu Halle und Teilnahme an der Ausstellung "Cabinet de Curiosité" Studio- galery laurent mueller, Paris, außerdem an der Ausstellung "Keramikpreis der Frechener Kulturstiftung", KERAMION, Frechen| seit 2013 freiberuflich in Halle (Saale) tätig