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Ulrike Meyer

Installationskünstlerin

Arbeitsstipendium
Januar – Juni 2009

Du Dunkle Nacht

Ulrike Meyer beschäftigte sich während ihres Stipendiums intensiv mit der Zeit der Frühromantik, insbesondere den Spuren, die der Kreis junger Literaten, Künstler und Wissenschaftler um den Hallenser Komponisten und Musikkritiker Johann Friedrich Reichardt hinterlassen hat. Fasziniert von der "dunklen Seite" der Frühromantik – dem Gefühlsbetonten, Fragmentarischen, dem seelisch Abgründigen – beleuchtete die Künstlerin die kulturtheoretischen, philosophischen, literatur- und naturhistorischen Hintergründe jener Zeit und verarbeitete sie in raumgreifenden Installationen. Entstanden sind dabei unter anderem zwei großformatige Lichtkästen, die "Röntgenlandschaften" (I und II). Sie zitieren den Panoramablick des Reichardtschen Anwesens und erlauben zugleich einen Blick auf unsichtbare Seelenlandschaften, die das Verhältnis von Ganzheitsideal und Fragment, von Mikro- und Makrokosmos, von Innen und Außen spiegeln. In den ebenfalls während des Stipendiums entstandenen Haar-Spiegel-Objekten werden volkstümliche Bindezauber thematisch verarbeitet. Haargeflechte werden hier zu Wortgeflechten und greifen Zitate von bedeutenden Personen jener Zeit auf. Die Objekte verweisen auf eine einstmals beliebte Tradition, durch kunstvolle Haargeschenke einem geliebten Menschen scheinbar näher zu sein. Eine Raum-im-Raum-Installation illustriert das zu dieser Zeit populäre Phänomen des Magnetismus nach Franz Anton Mesmer. Hier in Halle experimentierte Johann Christian Reil auf der Grundlage der Erkenntnisse Mesmers mit dem Magnetismus als therapeutischem Verfahren zur Bekämpfung seelischer wie physischer Krankheiten. Auch Wilhelm Grimm, der im Hause Reichardts wohnte, unterzog sich einer solchen von Reil verordneten Therapie über den Zeitraum mehrerer Monate. Das Ereignis dieser Mesmerischen Sitzungen wird von ihm und anderen Zeitgenossen als ein entrücktes, fast gespenstisch anmutendes Ereignis beschrieben, welches in seiner Intensität durch die untermalende Musik der Glasharmonika noch gesteigert wurde. Das Szenario einer solchen magnetistischen Sitzung wurde in der Rauminstallation als synästhetisches Arrangement sichtbar gemacht. Dabei bilden Raum, Licht, Objekte, Videoprojektion und Musik ein atmosphärisches Ganzes. Die Ergebnisse des Stipendiums wurden im September 2010 in den Räumen des Volksparks im Rahmen einer Ausstellung präsentiert.  
Vita
1973 in Wolfen geboren | seit 2000 Gründungsmitglied der Forschungsgruppe Multisensuelles Design | 2002 Diplom an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle im Fachbereich Design und Graduiertenstipendium des Landes Sachsen-Anhalt | 2002–2007 Lehrtätigkeit an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle | arbeitet seit 2007 freischaffend als Künstlerin, Ausstellungsgestalterin, Grafikdesignerin in Halle (Saale)