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Wiebke Kirchner

Bildhauerin

Internationales Arbeitsstipendium: Armenien Juli – August 2018  

Vergangenheit neu denken und gestalten

Im Rahmen mehrerer Expeditionen hat Wiebke Kirchner die landschaftliche sowie kulturhistorische Vielfalt in weiten Teilen Armeniens kennenlernen dürfen. Beim Besuch der archäologischen Ausgrabungsstätte im Geghama Gebirge hat sie die mittelbronzezeitlichen Drachensteine in ihrer ursprünglichen Umgebung ausführlich untersuchen können. Der Besuch unterschiedlichster Museen, sowie ein ausführliches Gespräch mit dem, zu den Drachensteinen forschenden, archäologischen Experten ließen ein Bild von den Relikten einer Kultur reifen, die ihre Geheimnisse denjenigen Preis geben, die nicht nur mit dem Verstand, sondern auch mit dem Herzen eintauchen möchten. Sie blickte auf eine Kultur in der die Verehrung des Wassers eine große Rolle spielt. Im Skizzen- und Notizbuch wurden die zahlreichen Eindrücke und Informationen festgehalten und verarbeitet. Die stets mitgeführte Fotokamera diente zur Sammlung von Bildmaterial für künftige Collagen und half ihr Ideen für die Umsetzung des Projektes festzuhalten. In der Stadt Gyumri führte sie einen fotografischen Künstlerworkshop zum Thema „Erinnerung“ durch. Dieser widmete sich dem Zeichensetzen und sollte den Teilnehmenden ermöglichen, sich selbst zur Geschichte in Bezug zu setzen. Nach diesen ersten Wochen voller intensiver Erfahrungen diente die verbliebene Zeit dazu, konkret an künstlerischen Formaten zu arbeiten. Hierfür suchte sie in Jerewan nach lokalen Partnern für den Druck einer Auswahl des gesammelten Bildmaterials auf mehreren Quadratmetern Klebefolie, um noch vor Ort beginnen zu können, diese kleinteilig zu zerschneiden und erste Collagen anzulegen. Als Träger für diese Collagen ließ sie sich von der mannigfaltigen Verwendung des Materials Plexiglas im urbanen Raum Armeniens inspirieren. Die verschiedenfarbigen Platten sowie die Nutzung diverser Folien bietet eine Materialkombination, welche für sie künstlerisches Neuland bedeutete. In der Reihe „aspects of impects“ findet diese ihren farbprächtigen Auftakt. Ein weiteres Interessenfeld öffnete sich durch die täglich Begegnung mit dem armenischen Schriftbild, welches in der Konzeptskizze „same but different“ deutlich wird. Zurück im halleschen Atelier begann die Umsetzung der zentralen Arbeit des Stipendiumvorhabens. Angelehnt an die dimensionale Wirkung und markante Form der Drachensteine skizziert eine etwa 2,70m große Konstruktion aus Holzlatten, die äußere Grundform der Plastik „Vishap“. Dieses Gerüst wird durchzogen von großformatigen beidseitig bedruckten Papierfragmenten mit einer intensiven Farbigkeit. Weitere Materialien wie farbig-transparente Wasserschlauchstücke, oder grobgeschlagenes tiefschwarz glänzendes Vulkanglas vervollständigen das von allen Seiten umgehbare Gebilde. Die archäologischen Kenntnisse über die Kultur der Wasserverehrung werden hierbei genauso kommentiert, wie Wissenslücken interpretiert – und Raum für Fantasie und Spekulation gelassen. Alle Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit Thomas Kirchner.
Arbeitsstipendium September 2017 - Februar 2018

Bildwuchs auf Raumkernen

Die Künstlerin beschäftigt sich in ihrer Arbeit schon länger mit bedruckten Papierschnipseln und dem Phänomen der Wirksamkeit dieser Fragmente in Bildcollagen. Während des Stipendiums hat sie sich in das Experimentierfeld zwischen den Eckpunkten „Bild“ und „Objekt“ begeben und den Umgang mit von ihr bislang ungenutzten Materialen erforscht. Kernfrage war: Wie steht die Wirkungsweise von Bildfragmenten in Relation zu einem wachsenden Gefüge? Wie kann das Ausgangsmaterial „bedrucktes Papier“ durch die Kombination mit anderen Materialien an räumlicher Qualität gewinnen? Die Ebene der Räumlichkeit ist in diesen Arbeiten neuer Schwerpunkt und hatte sowohl Einfluss auf die künstlerisch-technische Umsetzung als auch auf die Motivik der entstandenen Collagen. Die erste Arbeitsphase bestand aus Experimenten mit dem Material Holz und seinen räumlich nutzbaren Eigenschaften. In einer zweiten Phase dienten die entstandenen hölzernen Konstrukte als Basis, auf die die vertrauten Papierschnipsel aufgetragen wurden, um so in sich stabile Räume mit und in Collagen zu erschaffen. Entstanden ist die Werkreihe „Bildwuchs auf Raumkernen“, die aus drei Objekten „Finsterfeuer“, „Abstrusenstrudel“ und „Breakdance“ besteht.

Vita
1989 in Freiberg geboren │ 2005 – 2009 Fachoberschule mit Fachrichtung Gestaltung Gutenbergschule Leipzig │ 2010 – 2016 Studium der Malerei/ Grafik an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle bei Prof. Thomas Rug – Abschluss: Diplom │ lebt und arbeitet in Halle (Saale)