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Donnerstag,
24. November 2016

bis Sonntag,
28. Mai 2017
Ausstellung
GRASSI Museum, Leipzig

Gedanken Raum geben

Künstler gestalten Räume für Besinnung

Anlässlich des Reformationsjubiläums erschaffen Künstler und Architekten Räume, die uns trotz unseres von Schnelligkeit geprägten Lebensstils Orte der Meditation und des Innehaltens bieten. Beteiligte Künstler sind unter anderem Barbara Falkner, Osmar Osten, Corina Forthuber, Héctor Solari, Rudolf Bott und unsere Stipendiatin Dagmar Varady.
Sinnliche Materialien laden zum haptischen Raum-Begreifen ein, mediale Projektionen erschließen Raum-Erfahrungen, reale Körper definieren Hülle und Raum, audio-visuelle Abgrenzung macht Räume sichtbar.
Die Vielfalt dieser aktuellen Positionen spiegelt nicht nur die Möglichkeiten einer offenen Gesellschaft wider, sondern stellt auch Neuinterpretationen unseres Urbedürfnisses nach Besinnung vor.

Es kann sein, die Tinte ist aber neu.
Luthers Tintenklecks als Medienmythos
– Installation, Offsetdruck auf Papier von Dagmar Varady
 
Bei meinen Literarturrecherchen habe ich entdeckt, dass Zar Peter der Große im Jahre 1712 bei seinem Ritt durch Wittenberg und dem Besuch der Lutherstube mit Skepsis bemerkte: „Es kann sein, die Tinte ist aber neu.“ Man kann Mythen also vervielfältigen. Denn – fand das legendäre Tintenwerfen nicht in Eisenach statt? Wo hat Luther nun eigentlich geworfen? Hat er überhaupt geworfen? Die zweifelnden Worte Peter des Großen habe ich in sieben Sprachen übersetzen lassen, um sie re-printed als eine Art „Flugschrift“ im Reformationsland verteilen zu können. Diese Übersetzungen stellen sich in die Tradition des Reformators, denn eine seiner wichtigsten Leistungen war die Übersetzung der Bibel, welches somit als erstes großes Medienereignis der Neuzeit verstanden werden kann. Die Zahl sieben bezieht sich zudem auf eine bekannte Karikatur Luthers mit sieben Köpfen aus dem Jahr 1529 nach einem Holzschnitt von Hans Brosamer (um 1499 – 1554). Die polemische Darstellung diente als Titelbild für das Pamphlet „Sieben Koepffe Martini Luthers“ von Johannes Cochlaeus (1479 – 1552). Luther ist hier mit sieben Köpfen dargestellt, von denen jeder einen anderen Titel trägt: Doctor, Martinus, Luther, Ecclesiast, Schwirmer, Visitirer, Barrabas. Luther wird gleichzeitig karikiert und als Antichrist diffamiert (die siebenköpfige Bestie der Apokalypse). Als Antwort auf diesen Holzschnitt entstand ein protestantisches Gegenbild, „Das Siebenköpfige Papsttum“.
Der deutsche Titel wird in die Sprachen Russisch, Chinesisch, Hebräisch, Griechisch,Arabisch und Kurdisch übersetzt.
Der Besucher ist angehalten, die Hintergründe über eine der ihm bekannten Sprachen selbst zu erschließen.

 

Gedanken Raum geben
24. November 2016 – 28. Mai 2017
GRASSI – Museum für Angewandte Kunst Leipzig
Johannisplatz 5 – 11

04103 Leipzig
www.grassimuseum.de

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