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Athena Lemnia – Christine Matthias: Broschen und Objekt

Christine Matthias: Broschen und Objekt

„Reine Formsache“ war Christine Matthias‘ Thema und Ansatzpunkt für ihre Broschen und das Objekt, die drei Stücke vom Header unseres ersten „Kunst kommt zu Ihnen“-Newsletters. Reliefartige, objekthafte Schmuckstücke schwebten der Künstlerin vor, die sich auf polsterähnliche Strukturen beziehen. Straff festgezurrtes Leder alter englischer Polstermöbel im Sinn, suchte sie nach einer Übersetzung und Weiterführung in Metall. Christine Matthias bezeichnet sich selber ausdrücklich nicht als ausgewiesene Silberschmiedin, aber im großformatigen Schmuckbereich fühlt sie sich wohl, das ist ihr bei der Arbeit an den Stücken einmal mehr klargeworden. Ihr Ansatz ist ein formaler, die Ergebnisse ihres Schaffens sind voller verschiedenster Assoziationen und Bilder. Sie erzählen Geschichten und sind so eben doch nicht eine reine Formsache.

Für ihre Silber-Broschen startete Christine Matthias mit flüchtigen Skizzen, eher Notizen denn Zeichnungen. So kam sie zu einem vierteiligen Format. Die genauen Formen zeigten sich beim Aufziehen; Kanten und Rundungen der einzelnen Segmente entwickelten sich daraus. Das fertiggestellte Relief wurde mit einer Zarge eingegrenzt und das Ganze verbödet. Die erste Brosche entstand ohne Mittelpunkt, wie ein verlorengegangener Knopf. Die zweite Brosche sollte, quasi im Gegensatz zur ersten, mehrere Zentren und tatsächliche Knöpfe erhalten.

Ihr Objekt, ebenfalls aus Silber, eine aus zwei Teilen bestehende, aufgezogene Form, war eigentlich als kurz zu tragenden Halsschmuck gedacht. Die beiden getriebenen Elemente greifen ineinander und wurden verlötet; als Verbindung schwebte der Künstlerin ein Band oder Seil vor. Aber für sie funktionierte dieser Ansatz nicht, und so entschied sie sich, das Stück als Objekt zu belassen – eine Skizze in Silber.

 

Den Schmuck von Christine Matthias trägt die Büste der Athena Lemnia, röm. Marmorkopie nach Original des Phidias um 450 v. Chr., Bologna, Museo Civico (Gipsabguss)

Athena oder auch Athene ist, zumindest für die Griechen, der „Star“ unter den Göttern des Olymps. Somit wurde sie nicht nur zur Schutzgöttin der griechischen Hauptstadt Athen, sondern, wie unschwer zu erkennen, auch zu ihrer Namensgeberin. Von weither sichtbar thront auf der Akropolis von Athen der Tempel Parthenon. Das zu Deutsch Jungfrauengemach wurde der Pallas Athena Parthenos zu Ehren von den Griechen errichtet und gilt als das als bedeutendste Heiligtum der Göttin.

Athena ist eine Tochter des Zeus, die dieser mit seiner Geliebten Metis gezeugt hatte. Leider war es Metis nicht vergönnt, der Geburt ihrer Tochter beizuwohnen. Zeus nämlich war prophezeit worden, dass Metis nach Athena einen Sohn gebären würde, der ihn, den Göttervater, seiner Herrschaft berauben würde. Somit tötete Zeus die schwangere Metis vorsorglich und trug Athena schlichtweg selbst aus.

Es gibt wohl wenig spektakulärere Geburten als die der Athene. Hephaistos als Geburtshelfer spaltete mit einer Doppelaxt den Kopf vom Herrscher des Olymps, und heraus sprang, fix und fertig, die schon erwachsene Göttin Athena. Und das mit voller Bekleidung ihrer goldenen Rüstung! Dies mag vielleicht der Grund sein, warum sie Zeus´ Lieblingstochter wurde.

Unter den Göttern des Olymps nimmt Athena nicht nur dadurch eine Sonderstellung ein, sondern auch durch einen selbstgewählten Zölibat, zu dem sich die Jungfrau verpflichtete und den sie Zeit ihres unsterblichen Lebens standhaft wider jede noch so listige Verführungsversuche verteidigte.

Apropos : Es war die „helläugige Athene, die schreckliche, Kämpfe erregende Heerführerin und unbesiegliche Herrin, der Kampflärm gefällt und Kriege und Schlachten”, wie der Gelehrte Hesiod zu berichten wusste. Wer sollte es ihr bei ihrer Vorgeschichte verdenken. Athene wurde fortan als Beschützerin in diversen Lebenslagen angerufen.

Doch auch Tugenden wie Weisheit – Athena galt als die Klügste innerhalb der Götterschafft – und Kunstsinn wurden ihr zugesprochen, weshalb sie auch zur Schutzgöttin der Handwerkskünste avancierte.

Der Titanen-Gott und Freund Athenes Prometheus gilt auch als Schöpfer der Menschheit, die er aus Ton formte. Wohl bemüht um die Entwicklung seiner Kreation, übte sich der auch als Vordenker unter den zugegeben nicht immer vorausschauenden Göttern Geltende auch als Lehrmeister und erbat von seiner Freundin, doch den Menschen Klugheit einzuhauchen. Dem Gefallen kam Athena auch nach. Was wiederum Zeus erzürnte, sah er darin doch die Anmaßung, dass Prometheus sich und mit ihm gleich die ganze Menschheit mit der Götterwelt gleichzustellen sann. So folgte für Prometheus eine Jahrtausende andauernde Strafe des Zeus` auf dem Fuße, aber das ist eine andere Geschichte.

Die hier als Vorbild dienende Büste der Athena Lemnia hingegen ist eine der vielzähligen Darstellungen der Göttin. Schöpfer war Phidias, der wohl bekannteste Bildhauer des antiken Griechenlands. Sie sollte ein Weihgeschenk der attischen Bürger an die Insel Lemnos sein. Das Bronzeoriginal ist leider nicht erhalten, doch auch in den Nachbildungen aus Marmor oder in Form von Gipsabgüssen kommt Phidias´ Streben nach Vollkommenheit zum Ausdruck. Der antike Reiseschriftsteller Pausanias bezeichnet die Statue als „von allen Werken des Phidias das sehenswerteste“. Lukian von Samosate, seines Zeichens ein populärer Satiriker der Antike, rühmt beim Anblick der Götterstatue offenkundig so gar nicht zynisch, vielmehr schwärmend, „den herrlichen Contour des Anlitzes, die Zartheit der Wangen und das Ebenmaß der Nase.“

 

 

 

30. März 2020

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