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Das Oberlandesgericht Naumburg

Der Bau des Oberlandesgerichtes Naumburg nimmt unter den zahlreichen deutschen Gerichtsgebäuden eine Sonderstellung ein. Allein schon wegen seiner Lage auf dem sogenannten Georgenberg über dem Saaletal: Dort errichteten um 1010 die Markgrafen von Meißen ihre „Neue Burg“, von der sich der Name Naumburg ableitet. 700 Jahre lang stand sie dort und diente unter anderem als Unterkunft des Zeitzer Bischofs und der Dompröbste.

1817 begann der Staat Preußen, der das Grundstück zuvor gekauft hatte, mit dem Bau des ersten Oberlandesgerichtes, das etwa 100 Jahre lang genutzt wurde. Als zu klein erwies es sich dann, als der Gerichtsbezirk erweitert wurde und die Anforderungen aufgrund der sogenannten Reichsjustizgesetze wuchsen. Das Gebäude wurde abgerissen und durch einen Neubau ersetzt – in dieser Zeit der Baumaßnahmen von 1913 bis 1917 amtierte das Oberlandesgericht vorübergehend in einem späteren Schulgebäude. Die Bauleitung für das neue Gerichtsgebäude wurde dem Regierungsbaumeister Fritz Hoßfeld übertragen. Nach Informationen des Naumburger Tageblatts vom 11. November 1917 habe Hoßfeld bewusst „das kalt abweisende das einer Richterstätte im Volksbewußtsein noch immer anhafte“ auflösen wollen in eine „leichte, einladende Anmut“. So zeigt allein der Eingangsbereich mit seinem hellen, freundlichen Treppenhaus eine deutliche Abkehr von der häufig monumentalen, fast erdrückenden Justizarchitektur vergangener Zeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, bis 1992, diente das Gebäude dann als russische Kommandatur, wurde teilweise umgestaltet und war für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Nach seiner Rückgabe wurde es saniertn, und dabei wurden Veränderungen aufgrund der militärischen Nutzung wieder rückgängig gemacht. Obwohl viele der ursprünglichen Einbauten wie Fenster oder Türen ersetzt werden mussten, gelang es, einige Räume weitestgehend originalgetreu wiederherzustellen: den Großen Sitzungssaal, die Senatssitzungsräume, die Bibliothek und das Präsidentenzimmer. Von den historischen Kunstwerken ist nichts mehr vorhanden. Sie wurden teilweise ersetzt: Im Großen Sitzungssaal sind nun statt der alten Wappen textile Arbeiten von Christiane Werner und Katja Poßner aus Halle zu sehen, und im Innenhof steht statt der einstigen Justitia die Marmorskulptur eines Mannes, der eine schwere Last auf den Schultern trägt, gefertigt vom Bildhauer Michael Weihe aus Brehna.

Eigentlich hatte die Stadt Naumburg anlässlich des Neubaus im Jahr 1917 einen Brunnen von Max Klinger spendieren wollen. Dazu kam es aufgrund der Kriegswirren nicht, allerdings existieren Modelle des Entwurfs, zu finden u. a. im Museum für Bildende Künste Leipzig oder im Kunstmuseum Moritzburg in Halle. Der damalige Oberbürgermeister Naumburgs Curt Becker nahm 1992 die Sanierung zum Anlass, durch die Sammlung von Spenden den Bau des Klinger-Werkes zu realisieren. 1998 wurde der „Abundantia“-Brunnen im Zugangsbereich des Gerichtsgebäudes festlich eingeweiht, flankiert von einer dezenten Tafel mit den Namen der Spender.

 

https://olg.sachsen-anhalt.de/oberlandesgericht/geschichte-des-hauses/

Der "Abundantia"-Brunnen von Max Klinger vor dem OLG

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