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Liegen wie der Meister: Die Kunststiftung ließ Erich Dieckmanns Liegestuhl neu produzieren

Er ist viel fotografiert worden, ging aber vermutlich nie in Serie: Der Liegestuhl aus Malakkarohr und Bondotgeflecht von 1931. Erich Dieckmann hatte ihn für die Dusco Werke AG in Coburg entworfen, damals eine Kapitale der Korbmacher-Industrie.

 

 

Dass das Stück geradezu eine Ikone war, zeigt das Foto von Erich Dieckmann und seinen Freunden, aufgenommen im Garten der Burg Giebichenstein. Hier testet der Gestalter höchstselbst, und zwar liegend! Im Rahmen von „Living like Dieckmann“ hat die Kunststiftung dieses Korbmöbel jetzt neu produzieren lassen.

 

 

Der Korbflechter Gerd Backert aus dem fränkischen Michelau hat den Liegestuhl wiederauferstehen lassen, nachdem der Designer Stefan Schulz auf den Entwurf in der digitalen Sammlung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin gestoßen war. Etwa 20 Stunden hat er an dem Stuhl gearbeitet, sagt Gerd Backert. Die Zeichnung zu lesen, so der Korbflechter, sei nicht schwer gewesen, die Produktion der ovalen Biegungen der Armlehnen hingegen schon. Die hätten, so sein Fazit, noch weiterentwickelt werden müssen.

 

 

Und nun steht er da, der Dieckmann-Liegestuhl anno 2021, geflochten aus industriell hergestelltem Rattan und Peddigrohr und damit etwas heller in der Farbigkeit als das Original. Gäste des „Living like Dieckmann“-Zimmers können sich darauf niederlassen, die Beine auf den dazugehörigen Hocker legen, den Blick an die Decke richten und dort die nachgezeichneten Entwürfe von Dieckmann betrachten. Und darüber sinnieren, warum dieser Möbelgestalter wiederentdeckt werden muss!

 

 

 

Zum Thema Korbmöbel äußerte sich Dieckmann enthusiastisch: „Ein wundervoll elastisches und biegsames Gestaltungsmittel, naturgegebene Gliederform, besitzen wir in dem überseeischen Malakka-, Manila- und Naturrohr, sowie in beschränktem Maße in der einheimischen Weide“. Durch minderwertige Gesamtqualität in Verarbeitung und Gestaltung aber sei das Korbmöbel bisher auf einem Niveau gehalten worden, „das es bei weitem zu überschreiten fähig ist“.  (Erich Dieckmann: Möbelbau, Julius-Hoffmann-Verlag Stuttgart)

Und Dieckmann überschritt! Zahlreiche Korbmöbel entwarf er, für drinnen und draußen, mit rechteckigem oder quadratischem Querschnitt, aus Malakkarohr oder – billiger! – Weide. Der Liegestuhl aber blieb unerreicht. Zu seinem Erscheinungsbild befand Dieckmann: „Das Profil prägt den Charakter“!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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