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Das Schaukelpferd aus Zeitz

Heute möchten wir Euch etwas ganz besonderes aus dem Museum Schloss Moritzburg in Zeitz vorstellen: ein Schaukelpferd! Ein Schaukelpferd – das kennt doch jeder, werdet Ihr sicher denken. Aber dieses hat eine einmalige Geschichte. Erzählt hat sie Familie Drößler, als sie das Spielzeug vor etwa 25 Jahren dem Museum schenkte.

Doch das Schaukelpferd ist viel älter, ungefähr 200 Jahre. Familie Drößler berichtete, dass die Kinder des Doktors der Medizin, Sanitätsrats und Ehrenbürgers der Stadt Zeitz, Friedrich Adolf Richter (1831–1899), schon damit ihren Spaß hatten. Ihr Vater, Dr. Richter, stiftete der Stadt Zeitz 11.500 Mark. Damit durften Kinder in Ferienheime fahren. Von diesem Geld konnten aber auch dringend benötigte Menschen in Krankenhäusern arbeiten, und es wurde für anderes verwendet, was besonders den armen Menschen wohl tat. Dr. Richter war sehr großzügig, deshalb wurde nach ihm die Richter-Straße in Zeitz benannt.

Vielleicht hat Dr. Richter das Schaukelpferd schon selbst als Kind benutzt. Aber ganz sicher ist: Seine Kinder und Enkel taten es. Um ca. 1930 entdeckte ein Maurer – er hieß Büchner – das schon recht kaputte Schaukelpferd im Haushalt der Familie Richter. Ihm fehlten nicht nur der Kopf und die Kufen! Und doch hatte dieser Maurer sofort einen Gedanken: Ein bisschen basteln, und schon wäre aus diesen Überbleibseln ein schickes Pferd gemacht. Er nahm das, was noch übrig war, mit nach Hause. Er war geschickt, und nicht nur er – auch seine Freunde. Der Zimmermann Reichardt machte einen neuen Pferdekopf und Kufen, und auch der Schlosser Kessler, für dessen Sohn das Spielzeug gedacht war, machte mit.

Neu bemalt, stand das Schaukelpferd unterm Tannenbaum. Mit strahlenden Augen schwang sich der kleine Kessler drauf und ritt und ritt. Niemals hatte er so ein Geschenk auch nur im Traum erwartet. Sein Vater war zu dieser Zeit arbeitslos. Der kleine Junge war sicher, dass weder das Christkind noch der  Weihnachtsmann (oder von wem er sonst Geschenke erwartete) ihm so etwas Kostbares hinstellen würden.

Nach dem Sohn des Schlossers Kessler wurde das Schaukelpferd noch von drei nachfolgenden Kinder-Generationen bis in die 1980er Jahre zum Spielen genutzt. Schließlich gab Herr Drößler, der Enkel von Schlosser Kessler, das Schaukelpferd 1997 an das Museum in Zeitz. Damals ritt er selbst nicht mehr darauf – er war da doch schon 63 Jahre.

Nun steht es im Museum in einem Raum, der so eingerichtet ist, wie es in den Häusern vor 200 Jahren aussah, also zur Zeit der ersten Besitzer – der Richters. Biedermeier-Stil nennt man das. Da könnt Ihr es nun bewundern – ein Spielzeug, das immer weitergereicht werden konnte: Immer wieder fanden sich Leute, die es reparierten – Freunde, die Spaß an dieser Arbeit hatten und auch daran, Kinderaugen leuchten zu sehen.

 

51° 03’ 03” N – 12° 07’ 30” O
Museum Schloss Zeitz – Deutsches Kinderwagenmuseum
Schlossstraße 6 – 06712 Zeitz
https://museum-moritzburg-zeitz.de/

 

 

 

Museum Schloss Moritzburg Zeitz: Schaukelpferd

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