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Der Missionar Bartholomäus Ziegenbalg

Eine kurze Biografie …

(aus: „THARANGAMBADI-REPORTS – Auf den Spuren von Bartholomäus Ziegenbalg in Südindien“ von Stefan Schwarzer)

 

Bartholomäus Ziegenbalg wurde im Jahre 1682 in Pulsnitz geboren und war bereits im Alter von zwölf Jahren Vollwaise. Nach einer unglücklichen Kindheit studierte er Theologie an der Universität Halle als Schüler von August Hermann Francke, der in Halle eine Bildungseinrichtung für elternlose Kinder gegründet hat. Bereits im Jugendalter von Krankheiten gezeichnet, konnte er das Studium nicht abschließen und arbeitete als Lehrer in verschiedenen Privatschulen.

Im Jahre 1705 wurde Ziegenbalg zum Dienst in die Dänisch-Hallesche-Mission berufen und später vom dänischen König Friedrich IV. und dessen Hofprediger, Franz Julius Lütkens, in die dänische Kolonie Tranquebar an die Südostküste Indiens entsandt, wo er im Jahre 1706 eintraf. Als Pastor der ersten deutschen, evangelischen Mission in Indien erlernte Ziegenbalg die tamilische Sprache. Sein Verdienst war es, das Neue Testament und größere Teile des Alten Testaments ins Tamilische übersetzt zu haben. Die „Tranquebar-Bibel“ konnte im Jahre 1713 mit einer aus Halle eingeführten Druckmaschine hergestellt werden. Umgekehrt übertrug Ziegenbalg auch Bücher aus dem Tamilischen ins Deutsche. In seinem nur kurzen Aufenthalt von 13 Jahren in Südindien gründete er Schulen, ein Kinderheim und die erste evangelisch-lutherische-tamilische Gemeinde (TELC) in Tranquebar, wo er auch die Kirche „Neu Jerusalem“ erbauen ließ.

Seine Tätigkeit übte er unter großen Schwierigkeiten und Anfeindungen durch die bereits ansässigen Europäer aus. Widerstand brachte seiner Arbeit vor allem die Dänische Ostindien-Kompanie entgegen, die ihre Handelsinteressen bedroht sah. Zudem geriet er auch in Konflikt zur „unchristlichen“ Lebensweise der Europäer in Tranquebar. Dafür wurde er für mehrere Monate in Gewahrsam genommen. Die Strapazen seiner vielfältigen Arbeit, die ungewohnten Lebensumstände und das Klima schwächten den ohnehin kränklichen Missionar so weit, dass er mit nur 36 Jahren im Jahre 1719 in Tranquebar verstarb.

 

… und einige Zitate

(zur Verfügung gestellt von Dr. Klaus Veltmann, Kustos der Franckeschen Stiftungen in Halle)

 

Aus einem Brief von Bartholomäus Ziegenbalg, Tranquebar, 1. Oktober 1706

 

„Es sind aber diese malabarischen Heiden ein sehr kluges und verständiges Volk, welche da mit großer Weisheit wollen gewonnen werden. Sie haben eben eine so akkurate Analogie in ihren Glaubenssachen, als wie wir Christen wohl haben mögen. Sie sind von dem zukünftigen Leben weit kräftiger überzeugt als die atheistischen Christen. Sie haben sehr viele Bücher, von welchen sie sagen, daß sie selbige gleichfalls von ihren Göttern empfangen haben als wie wir die heilige Schrift. In selbigen sind lauter lustige Historien von ihren Göttern und sehr annehmliche Dinge von der zukünftigen Welt enthalten, als daß ihnen hingegen unser Wort Gottes lauter verdrießliche Sachen vorzutragen scheint. Sie führen dabei ein sehr stilles, ehrbares und tugendsames Leben, darinnen sie es aus ihren bloß natürlichen Kräften den Christen zehnfältig zuvortun.“

 

 

Aus einem Brief von Bartholomäus Ziegenbalg, Tranquebar, 27. August 1709

 

„Tranquebar ist ehemals ein kleiner Flecken gewesen; nachmals aber, als es der König von Dännemarck durch einen gewissen Contract von dem damals allhier regirenden malabarischen Käyser überkommen, und es mit Europäern besetzet, ist es nach und nach zu einer feinen Stadt, so mit einem festen Castell versehen angewachsen. […] In der Stadt sind drey Kirchen der Christen, als nemlich die Dänische, welche Zion genennet wird, unsere, welche Jerusalem heisset, und die Papistische. Hiernebst ist auch eine grosse Mohrische oder Mahometanische Kirche, und unter den malabarischen Heyden sind fünf grosse Pagoden. Die Einwohner bestehen theils in weissen Europäern, theils in halbweissen Portugisen, theils in gelben Mohren, meistentheils aber in schwartzbraunen Malabaren.“

 

 

Aus einem Brief von Bartholomäus Ziegenbalg und Johann Ernst Gründler, Tranquebar, 9. September 1713

 

„Wir halten es auch nicht vor eine geringe Frucht unserer Mission, daß wir jährlich unser geliebtes Europa mit allerlei schriftlichen Relationen aus dieser ostindischen Welt versehen können. […] Hinführo soll es in diesem Stück gleichfalls an uns nicht ermangeln, also daß nach und nach durch unsern geringen Dienst das geliebte Europa mit seinen heiligen Gesetzen und Statuten der ostindischen Welt, und diese hinwiederum in ihren innerlichen und äußerlichen Beschaffenheiten der europäischen Welt besser kund und offenbar werde.“

 

Vorstellung der Evangelisch-Ostindischen Kirche, Kupferstich von Johann Jacob Kleinschmidt, nach 1730; Franckesche Stiftungen

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