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„Die größte Herausforderung war das Management“

Dr. Ines Janet Engelmann und Björn Hermann sind die Kuratoren des großen Projektes HEIMATSTIPENDIUM. Im Interview sprechen sie über ihre Aufgaben, Herausforderungen und ihren Einfluss auf das Projekt.

 

 

Kunststiftung: Was war Eure Aufgabe bei dem Projekt?

Ines Engelmann: Unsere Aufgabe war, das HEIMATSTIPENDIUM von Beginn an bis zum Ende zu begleiten. Wir starteten mit der Ausschreibung für die Museen, und als die feststanden, für die Künstler. Dafür haben wir für Interessierte zwei Busfahrten organisiert, die Heimat-Reisen, während derer wir die ausgewählten Museen besucht haben. Das war für viele Mitreisende eine Offenbarung, weil sie dort erst die Schätze der Häuser erfassen konnten.

Björn Hermann: Im Kern ging es darum, die Künstler mit den Museen zusammenzubringen und zwischen diesen zu vermitteln. Also die Künstler mit ihren Ideen zu unterstützen und diese vor Ort dann auch umzusetzen. Wir waren Ansprechpartner für alle organisatorischen und künstlerischen Fragen.

Hat man als Kurator Einfluss auf die Kunstwerke, die entstehen?

B. H.: Nein, überhaupt nicht. Man steht vielleicht bei Fragen zur Seite, aber die Künstler waren völlig selbstständig.

I. E.: Und auch die Museen hatten übrigens weder Einfluss auf die Auswahl der Künstler noch auf deren Arbeit.

Wie würdet Ihr das Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Moderne beschreiben?

I. E.: Ich würde das gar nicht als Gegensatz beschreiben, weil es ja immer eine gewisse Kontinuität gibt zwischen früher Entstandenem und Jetzigem. Es ist einfach häufig noch einmal eine neue, heutige Sichtweise auf das Alte – zum Beispiel, wenn Annette Funke anhand der historischen Bördetrachten hinterfragt, was Traditionen heute bedeuten, welche sinnvoll und mit heutigen Werten noch vereinbar sind und welche nicht.

B. H.: Die Museen sind ja keine Kunsthäuser – das Publikum erwartet zum Beispiel in naturwissenschaftlichen Sammlungen keine zeitgenössische Kunst. Es ist der Überraschungseffekt, der wirken soll. Und andersrum funktioniert es natürlich genauso – mancher Besucher kommt wegen der Kunst zu den Abschlussausstellungen des Programms und entdeckt dann erst den Bestand der Häuser.

Wie viele Bewerbungen gab es auf die Ausschreibung, und wer hat darüber entschieden?

B. H.: Es gab 66 Künstler mit 88 Projektskizzen. Die Auswahl hat der künstlerische Beirat getroffen.

I. E.: Zur Entscheidung haben die üblichen Kriterien beigetragen: Realisierbarkeit im Rahmen von Zeit und Mitteln, künstlerischer Anspruch und relevante künstlerische Position.

B. H.: Und dann eine gewisse Authentizität. Man sieht ja jetzt bei allen, dass sie zum Ort passen und dass es eine authentische Verbindung gibt.

Was war die größte Herausforderung für Euch?

B. H.: Die größte Herausforderung war das Management: die Vermittlung, die Kontaktpflege, die Abschlussveranstaltungen, die Drucksachen, und überhaupt das Programm in Pandemie-Zeiten zu planen und umzusetzen.

I. E.: Und das möglichst zur Zufriedenheit aller.

Apropos: Sind Kuratoren auch mal unzufrieden mit den Arbeiten?

B. H.: Nein, es geht ja nicht um unsere Erwartungen und auch nicht darum, fertige Arbeiten für eine Schau zu wählen, sondern darum, einen Prozess zu begleiten.

Ihr seid ja aber auch Mittler zwischen Publikum und Künstlern…

I. E.: Wir versuchen, über unsere Texte einen Einblick zu geben in den Entstehungsprozess, und zu erklären, warum sich jemand eines bestimmten Themas angenommen hat. Manchmal erläutern wir auch die Techniken.

Verbleiben Kunstwerke aus dem Stipendium dauerhaft in den Museen?

I. E.: Einige, nicht alle. Es ist vorgesehen, dass die Multimedia-Installation „Starke Frauen in der Lichtenburg“ in Prettin dauerhaft zu sehen sein wird – sie wurde direkt für den Raum geschaffen. Angedacht ist auch, dass der Gedenkschmuck von Mareen Alburg Duncker in der Ausstellung der Gedenkstätte für die Opfer der NS-„Euthanasie“ in Bernburg verbleibt.

Letzte Frage: Würdet Ihr es wieder tun?

I. E.: Ja, auf alle Fälle. Man lernt dabei viel über Land und Leute und die verschiedensten Annäherungsmöglichkeiten von Kunst an unterschiedlichste Themen.

B. H.: Ja, gern – es ist ein tolles Projekt. Es gibt noch so viele spannende Orte, die entdeckt und mit künstlerischen Mitteln reflektiert werden können.

 

 

Die Kuratoren Dr. Ines Engelmann und Björn Hermann

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