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Fünf Fragen an Jens Harzer im Vorfeld der Lesung zur Finissage

Der Schauspieler trägt zur Finissage Texte von Novalis vor.

Im Rahmen unserer Ausstellungsprojekte waren schon einige unterhaltsame, lehrreiche, besinnliche und berührende Veranstaltungen zu erleben. Eine aber ist noch offen: die Finissage, auf der der Schauspieler Jens Harzer Texte von Novalis lesen wird. Was Harzer an der Lyrik, insbesondere an Novalis, schätzt, erzählte er in einem kurzen Interview.

 

Sie haben Novalis oft gelesen. Wie haben Sie einen Zugang zu diesen Texten bekommen?

Jens Harzer: Ach, ich bin seit meiner Jugend immer wieder auf Novalis gestoßen und war als junger Mensch ehrlich gesagt, doch sehr von diesem romantischen Sehnsuchtgestus und Lebensgefühl angezogen. Das hat natürlich den Zugang zu seiner Dichtung erleichert, die sich einem ja trotz aller Nähe immer wieder auch entziehen kann. So dass man auf einmal kaum was versteht und wieder von vorn anfangen muss.

Was bedeutet Novalis für Sie persönlich?

Jens Harzer: Immer wieder meine ich, Novalis fassen zu können, und dann entzieht er sich wieder und flutscht davon: Er ist ja irgendwie so ein mäanderndes, schlankes Gefäß. Diese Hochgefühle bei ihm und dann das Erwachen in Bodenlosigkeit. und dann wieder der Wunsch, den Kopf nach oben zu richten. Und, naja, man traut sich das ja fast eigentlich nicht zu sagen, aber dieser utopische Punkt der Poesie, die Vorstellung, dass es im Reich der Phantasie diese blaue Blume wirklich geben könnte,- das ist mir irgendwie doch sehr nah.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Texte ausgewählt, die Sie bei uns lesen bzw. vortragen werden?

Das ist ja immer nicht ganz einfach, was wählt man aus. Ich versuche mir vorzustellen, dass es gut wäre, dem Zuhörer trotz allem fragmentarischen (und das fragmentarische ist ja das so besondere an Novalis!), etwas „erzählerisches“ und nachvollziehbares vorzustellen. Schön wäre es, wenn man das Ringen um Novalis Weltsicht ein wenig hörbar machen könnte.

 

Was könnte man tun, um jungen Menschen Novalis nahezubringen?

Oh, das ist eine schwere Frage. Muß ich gleich mal meinen 17 jährigen Sohn fragen. Viellleicht müßte man in der Vermittlung seines Werks betonen, dass die Suchbewegungen eines jungen Menschen ja eigentlich immer die gleichen bleiben, wenn man sich auf den Weg macht, jenseits einer bürgerlichen Welt leben zu wollen. Dass diese Sehnsucht nach etwas Nicht-Nennbarem gleich bleibt, über alle Zeiten hinweg. Und auch das Scheitern daran und die Melancholie. Und dass Utopien das einzige sind, was uns weiterhilft. So vielleicht.

Wie wichtig ist es für einen Schauspieler, etwas über die Persönlichkeit eines Autors zu wissen, dessen Texte man vorträgt?

Ist ja immer gut, mehr zu wissen, als nur etwas über den Gegenstand, mit dem man sich gerade beschäftigt. Ich bin ja am Theater noch so sozialisert worden, dass zur Vorbereitung einer Arbeit natürlich das ganze Programm an Hintergrundwissen, Sekundärliteratur usw. dazugehört. Für mich ist das also ganz normal und auch notwendig, dass man das tut. Anders geht’s doch auch nicht.

 

 

Jens Harzer, 1972 in Wiesbaden geboren, absolvierte seine Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Er spielten in zahlreichen renommierten Ensembles, darunter an der Schaubühne Berlin, am Deutschen SchauSpielHaus Hamburg, am Burgtheater Wien, am Deutschen Theater Berlin, am Schauspiel Frankfurt, bei der Ruhrtriennale und den Salzburger Festspielen. In der Kritikerumfrage der Zeitschrift Theater heute wurde Jens Harzer 2008 und 2011 zum Schauspieler des Jahres gewählt. 2019 wurde Harzer mit dem bedeutendsten Preis des deutschsprachigen Theaters, dem Iffland-Ring, ausgezeichnet.

 

Anmeldungen für den Abend mit Jens Harzer sind unter oeffentlichkeitsarbeit@kunststiftung-sachsen-anhalt.de möglich.

28. Mai 2022, 19 Uhr

Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt

Neuwerk 11, 06108 Halle

Der Eintritt ist frei.

Jens Harzer (Copyright Armin Smailovic)

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