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Halles Kultur zeigt Flagge

Auftakt der Demokratiekampagne des Museumsnetzwerkes Halle

Stadtweite Banneraktion, Veranstaltungsreihe und Auftaktveranstaltung am 3. September 2020

Zum Begleitprogramm gelangen Sie hier.

 

Das Museumsnetzwerk Halle tritt gemeinsam mit weiteren Akteuren der Stadt mit einer Demokratiekampagne an die Öffentlichkeit. Flagge zeigen schon seit 2016 stadtweit Banner mit der unmissverständlichen Botschaft aus dem Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Ab September startet eine begleitende Veranstaltungsreihe, die die fundamentale Bedeutung demokratischer Grundwerte in unterschiedlichen Facetten und für verschiedene Lebens- und Gesellschaftsbereiche beleuchtet. Mit Vorträgen, Gesprächen, Festen u.v.m. möchte sie Dialog ermöglichen, Fragen aufwerfen sowie Persönlichkeiten vorstellen, die sich für Demokratie und Menschenrechte engagieren bzw. dies in der Vergangenheit taten.

 

Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, Direktor der Franckeschen Stiftungen: »Hintergrund der Kampagne ist die Wahrnehmung, dass sich das politische Klima im Land verändert hat und die öffentlichen Auseinandersetzungen an Schärfe zugenommen haben. Die menschenverachtenden Töne, die sich inzwischen in die gesellschaftlichen Debatten mischen, bereiten den Boden für Diskriminierung und rechte Gewalt. Das ist nicht hinnehmbar. Diskussionen sind notwendig und willkommen, aber sie dürfen nicht den Kanon der demokratischen Grundwerte verlassen, die im Grundgesetz festgeschrieben sind und die unsere Gesellschaft zusammenhalten.«

 

Kultureinrichtungen stehen in der Verantwortung, sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen, denn erst durch die Rahmenbedingungen unserer demokratischen Gesellschaftsordnung wird auch die freie Entfaltung kultureller und künstlerischer Arbeit ermöglicht. Museen entwickeln sich mehr und mehr zu Diskursorten aktueller gesellschaftlicher Debatten. Sie beziehen Position für die Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Dazu zählt auch die Freiheit von Kunst und Kultur, die gleichzeitig ein Auftrag ist, in den heutigen politischen Auseinandersetzungen nicht abseits zu stehen.

 

Die Auftaktveranstaltung findet am Donnerstag, 3. September 2020, um 19 Uhr im Stadthaus am Markt statt. Georg M. Oswald, Rechtsanwalt und Romancier, lädt Bürgerinnen und Bürger ein, über unsere Grundrechte zu reden. Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums Halle und Organisatorin der Auftaktveranstaltung: »Menschen werden frei geboren. Seit Menschen zusammenleben, haben sie eigenständig Regeln ausgehandelt, wie sie dies tun. Das Grundgesetz formuliert diese aus, aber es ist in einer Sprache geschrieben, die nicht dazu einlädt, sich näher mit ihm zu befassen. Dabei steckt schon im ersten Satz »Die Würde des Menschen ist unantastbar« ein ganzes Menschenbild. Einfach gesagt: Jeder Mensch ist wertvoll. Jeder Mensch muss gut behandelt werden. Der Staat muss die Würde jedes Menschen beachten und schützen, egal ob er arm oder reich, alt oder jung ist, wo er herkommt, egal welche Religion er hat. Bereits der zweite Satz garantiert jedem Menschen das Recht auf Freiheit, also unabhängig vom Staat so zu leben, wir er möchte. Und er sagt etwas über die Grenze eigener Freiheit aus: Ich darf andere nicht verletzen oder gegen Gesetze verstoßen. Vieles, was wir heute erleben, zeigt, dass diese Regeln nicht selbstverständlich sind und deshalb lohnt es sich, über sie zu reden.«

 

Die Demokratiekampagne des Museumsnetzwerkes Halle wird von allen Mitgliedern und den beteiligten Partnern getragen sowie vom Netzwerk HALLIANZ für Vielfalt und Toleranz unterstützt. Weitere Statements der beteiligten Partner der Kampagne:

 

Dr. Frank D. Steinheimer, Leiter des Zentralmagazins Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität: »Der freie Geist der Aufklärung in Forschung und Kunst hat unsere Universität jahrhundertelang geprägt und ermöglicht noch heute unsere Forschungsleistungen und Kreativität. Ohne eine diverse Forschungskultur, ohne Input von außen, ohne auch anders denkende Menschen ist Innovation nicht möglich. Fehlende Freiheit und fehlende Toleranz führt zur Stagnation.«

 

Die Stiftung Händel-Haus weist gemäß § 2 des Grundgesetzes auf das Recht der freien Entfaltung der eigenen Persönlichkeit und der des Mitmenschen hin. Clemens Birnbaum, Direktor: »Mit diesem humanistischen Recht wird jedem Einzelnen die Möglichkeit gegeben, in freier Entscheidung sein Leben zu gestalten, sofern dies – ein sehr wichtiger Zusatz – nicht auf Lasten der Mitmenschen geht. In der Biografie Händels, der selbst bestimmte, als Komponist tätig zu werden, und der ebenso für sich entschied, zunächst nach Italien und später nach England zu gehen, um sich dort weiterzubilden, zu arbeiten und zu leben, spiegelt sich dieses Freiheitsrecht exemplarisch wider. Möglicherweise ging er deshalb auch nach England, weil dieses Land im Vergleich zu anderen, zentralistisch und absolutistisch regierten Staaten weit mehr Entfaltungsmöglichkeiten bot. Händel nutzte dies. «

 

Matthias Rataiczyk, Leiter der Kunsthalle »Talstrasse« e.V.: »Die Ausstellungsprojekte der Kunsthalle »Talstrasse« stehen seit 25 Jahren für Meinungsfreiheit und insbesondere für die Freiheit der Kunst, wie auch für interkulturellen Dialog und Toleranz. So war es uns eine große Freude und wichtiges Anliegen uns an der von den Franckeschen Stiftungen initiierten Demokratiekampagne zu beteiligen. Mit unseren Statements machen wir deutlich, dass wir als fester Bestandteil der halleschen Kulturlandschaft an der gesellschaftlichen Debatte teilnehmen.«

 

Thomas Bauer-Friedrich, Direktor des Kunstmuseums Moritzburg Halle: »Vor dem Hintergrund der Herausforderungen an die Zivilgesellschaften weltweit, den Ereignissen des 9. Oktober 2019 in unserer Stadt und Angriffen auf die Freiheit der Kunst ist es mir wichtig, dass sich auch das Kunstmuseum Moritzburg als Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt an der gemeinsamen Aktion der halleschen Kultureinrichtungen beteiligt. Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, zum Nachdenken anzuregen und in einen offenen Dialog mit allen Teilen unserer Gesellschaft zu treten.«

 

Michael Viebig, Leiter der Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale): »Wie kein anderer Ort in unserer Stadt symbolisiert der „Rote Ochse“ die Verweigerung von Menschenrechten gegenüber all jenen, die den politischen Zielen der jeweiligen Regierungen im Wege standen: Zuchthaus- und Todesstrafen in der Nazizeit, Internierungs- und Urteilspraxis sowjetischer Militärtribunale, Untersuchungshaftgründe und -methoden des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Die Gedenkstätte zeigt, wohin die Abwesenheit von Demokratie führt und wie wichtig es ist, für ihren Fortbestand zu kämpfen.«

 

Manon Bursian, Direktorin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt: »Die Freiheit der Kunst muss unantastbar bleiben! Der zunehmend raue Ton in der Gesellschaft und der Versuch der Einflussnahme auf künstlerische Arbeit besorgt uns und bestärkt uns zugleich darin, für diese Freiheit zu kämpfen! Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Arbeit Kunstschaffender und kultureller Institutionen. Diese Freiheit, im Denken und im Gestalten, sollte nicht immer wieder auf‘s Neue erkämpft werden müssen. Sie muss selbstverständlich sein!«

 

Prof. Dieter Hofmann, Rektor der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle: »Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle wendet sich gegen extremes Gedankengut, Demokratiefeindlichkeit und Diskriminierung jeglicher Art. Ein wichtiges Bildungsziel unserer Hochschule ist es, Menschen eine Haltung zu vermitteln, die es ermöglicht, gesellschaftliche Situationen zu deuten, um mit künstlerischen und gestalterischen Mitteln in den demokratischen Diskurs eingreifen zu können. Nicht selten sind GestalterInnen und KünstlerInnen besondere Seismografen für gesellschaftliche Entwicklungen. Die Bildung dieser Fähigkeit ist wesentlich für die BURG, um als Institution in die Gesellschaft hineinzuwirken.«

 

Karen Leonhardt und Christine Sattler, Geschäftsführerinnen der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V.: »Wir machen uns für eine Stadt stark, in der alle Menschen auf der Basis der Menschenrechte gut und solidarisch zusammenleben können. Wie das praktisch gelingen kann, zeigen täglich tausende Menschen mit ihrem Engagement! Als Freiwilligen-Agentur sind wir überzeugt, dass durch Ehrenamt und Engagement Menschen verbunden werden und Zusammenhalt gestärkt wird. Hier wird Demokratie »im Kleinen« gelebt, konkrete Beteiligung möglich, Austausch und gegenseitiger Perspektivwechsel gefördert. Wir ermutigen dazu, sich einzubringen und die Menschenrechte hier vor Ort mit Leben zu füllen.«

 

Das Museumsnetzwerk Halle, gegründet im September 2016, versteht sich als Forum für einen offenen Austausch zu Fragen der Kulturarbeit in der Stadt Halle sowie als Plattform eines freien, kreativen Gedankenaustauschs, in dem Projekte von lokaler und überregionaler Strahlkraft vorgestellt, diskutiert und gemeinsam entwickelt werden.

 

Museale Partner im Netzwerk sind

> das Beatles-Museum

> die Franckeschen Stiftungen

> die Gedenkstätte Roter Ochse Halle (Saale)

> das Hallesche Salinemuseum e. V.

> das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)

> die Kunsthalle »Talstrasse«

> das Landesmuseum für Vorgeschichte

> das Stadtmuseum Halle

> die Stiftung Händel-Haus Halle

> die Zentrale Kustodie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

> das Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität   Halle-Wittenberg

 

Partner der Initiative »Halles Kultur zeigt Flagge« sind

> die Bühnen Halle

> das Diakoniewerk Halle

> die Freiwilligen-Agentur Halle-Saalekreis

> die Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle

> die Kunststiftung Sachsen-Anhalt

 

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