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Hokus Pokus

Interview mit DURA, Bildhauerin, Sounddesignerin, zeitgenössische Medienkünstlerin

Kunststiftung: Sie haben während des Stipendiums zwei Figuren geschaffen: ein Trauerschwan, gefangen in einer Art Netz, und ein verdrehtes Kalb, das mit einer transparenten Schnur an einem Metallgestänge hängt. Was war Ihre Intention?

DURA: Ich wollte Momentaufnahmen zeigen, die das Auge meist gar nicht fassen kann, höchstens in einer Art Schnappschuss. Das sind Bilder, die oft nicht ästhetisch sind. Sie haben etwas Bewegendes, Skulpturen noch mehr als Fotos. Ich wollte auch einen Gegensatz zeigen. In Naturkundemuseen sind die Tiere oft in heroischer Pose ausgestellt, gerade der Schwan. Meiner ist anders: Er kämpft gegen etwas an, er fliegt nicht, er ist schwarz. Das Kalb, ein Nutztier, sieht man sogar sehr selten.

Die Skulpturen sind berührend, wecken aber durchaus negative Empfindungen. War das beabsichtigt?

Sie sollen Emotionen auslösen, ja. Sie wecken Mitleid. Mir ist es wichtig, dass sie die Realität abbilden. Die Tiere sind vom Tod bedroht. Es ist wichtig, bei diesem Anblick Mitleid zu empfinden. Da passiert bei Tierpräparaten in Museen sonst selten.

Sie haben auch noch zwei kämpfende Störche geschaffen?

Ja, zwei Störche beim Nestkampf. Auch diese Szenen sieht man selten. Die Tiere sind positiv besetzt, dabei sind ihre Kämpfe brutal.

Bei Ihren Skulpturen handelt es sich um echte Präparate?

Ja. Die Tiere sind mit Holzwolle gefüllt und zusammen geschnürt, das simuliert den inneren Tierkörper optisch. Ich habe schon während meines Studiums für Tierpräparatoren gearbeitet, da habe ich das Handwerk gelernt.

In der Ausstellung ist nur eines der Tiere, der Schwan, zu sehen. Warum?

Ich wollte nicht, dass die negativen Emotionen, die die Skulpturen ja auslösen, überhandnehmen. Es ist zudem eine Gruppenausstellung mit vielen Beteiligten, dafür hätten die Tiere einfach zu viel Raum eingenommen.

Der Titel der Ausstellung ist „Verwandelt“. Passend?

Ich denke schon. Ich zeige zwei Gesichter der Tiere. Schön auf der einen Seite, dramatisch auf der anderen. Es ist die Verwandlung einer schönen Welt in die Realität, in Kampf und Tod. Und der Schriftzug Hoax, den ich noch angebracht habe, ist eine Ableitung von dem Wort „Hokus Pokus“. Das passt doch!

 

DURA, Nosedive, Kalb, 2019 Foto: Sylwana Zybura

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