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Judith Runge – Zunächst skurril, dann tiefgründig

Die Natur treibt Judith Runge um, schon immer. Nicht alles gefällt ihr, was sie da sieht, aber Humor hilft ihr dabei, es zu ertragen. Überall, hat sie festgestellt, hinterlässt der Mensch Spuren von Müll. Sie fragt sich, was die Lebewesen damit machen. Nicht alles sei hässlich, sagt sie im Gespräch, vieles sei fantasieanregend. Ihre Kinder seien mitunter peinlich berührt, wenn die Mutter mal wieder Müll aufsammle… Aber Judith Runge macht was draus – Objekte, die nicht auf den ersten Blick zu durchschauen sein sollen. Zunächst skurril, dann tiefgründig.

Zu ihrer Formensprache, der Ambivalenz zwischen schön und hässlich, wie sie sie selber beschreibt, hat sie erst nach ihrem Studium im Bereich Plastik/Keramik an der Kunsthochschule in Halle gefunden. Zuvor hatte sie Porzellanmalerei gelernt. Nicht ihr Traumberuf – eigentlich wollte sie Töpferin werden. Dennoch, so erzählt sie im Podcast, hat sie dort ihr Handwerk gelernt. Was Kunst kann, wird sie von Ingolf Kern gefragt. Quer denken, antwortet sie. Und was kann die Kunst nicht? Sie biete, sagt die Künstlerin, keine praktischen Lösungen.

In unserer Stipendiatenausstellung „VERWANDELT“ zeigt sie Kreaturen, Mutanten, Chimären – Objekte aus Steinzeug, Porzellan und Kunststoffmüllfundstücken. Sie wirken ambivalent, oszillieren zwischen anziehender Ästhetik und Schaudern. Die neuen Wesen der Künstlerin haben sich den Lebensbedingungen angepasst: Sie leiden nicht nur unter dem Müll, sondern absorbieren ihn, setzen widerstandsfähig ihre Natur ein, um neue Formen zum Überleben zu entwickeln. Die Kunststoffe dienen ihrer eigenen Aufwertung, der Funktionserweiterung, als Schutz, als Schmuck. Es entstanden Kreaturen, die Hypothesen sind – Fiktionen von Mutationen, die nicht (noch nicht?) biologisch nachweisbar sind und sich weiterhin im Wandel befinden. Was wächst da heran, kann es uns gefährlich werden?

 

vita

1969 geboren in Halle/Saale

1991–1997 Studium an der Burg Giebichenstein Halle, Hochschule für Kunst und Design im Fachbereich Plastik/Keramik

1996 Studium in Island (Kunsthochschule Reykjavik)

1997–1999 Aufbaustudium an der HfKD – Graduiertenstipendium

1998 Internationales Keramiksymposium University of Hawaii in Honululu, Arbeitsstipendium

1.Preis, Wettbewerb für die Foyergestaltung eines Büro-und Geschäftshauses in Magdeburg (Bilfinger+Berger), seit 2000 eigenes Atelier in Halle, Mitglied im BBK

2002 Förderpreis Perron – Kunstpreis der Stadt Frankenthal (Pfalz)

2006 Teilnahme am Internationalen Keramiksymposium im Künstlerhaus 188, Halle

2007 Mitbegründerin des Forums für zeitgenössische Keramik Halle

2009 2. Preis, Wettbewerb Neugestaltung des Katharinenaltars im Magdeburger Dom

2010 1. Platz, Fassadengestaltung des Sitzes der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, Neuwerk 11, Halle/Saale

2014 Preis der Sparkasse Leipzig – Grassimesse

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