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Julia Schleicher – Hand-Schale

 

Julia Schleicher ist Bildhauerin. Feine Porträts, fantastische Chimären und Tiere schnitzt sie aus Holz, gießt sie aus Aluminium, Beton, Bronze oder Eisen.

Das Gussverfahren wählte sie auch für ihre erste Arbeit in Glas: die Hand-Schale.

In einen Formkasten stampfte sie mit hohem Druck ihre aus Gips modellierte Urform ein. Hineingegossen wurde das flüssige Glas. Solange die Masse zähflüssig war, ließ der Glasmacher einen wassergetränkten Holzstempel darin rotieren, um die innere Wölbung der Schale auszubilden. Diese ist ebenso wie die breiten Kanten poliert und erlaubt einen Durchblick auf die gesandstrahlte, matte Unterseite. Ein reliefiertes Händepaar taucht, gleich einem Traumgesicht, auf. Es erscheint wie eine Landschaft, ein kleiner Mikrokosmos, in den das Händepaar gewachsen ist.

Dies kann als Verweis gelesen werden, dass der Mensch Teil der Natur und der über Jahrtausende entstandenen Kultur ist, für dessen Schutz und Erhalt er verantwortlich ist. Das Händepaar hält liebevoll-schützend die Schale. Die Geste kann als darbietende und gleichzeitig als empfangende verstanden werden, als Geben und Nehmen. Durch die Transparenz des Glases blickt man in diese ruhige, freundliche Gebärde hinein. Wird etwas in die Schale hineingelegt, wird es von den Händen aufbewahrt und getragen. Hebt man die Schale hoch, hält man ein fremdes Händepaar in seinen eigenen, und die Schale wird sozusagen zweifach getragen. So wird die Idee des gemeinsamen, beschützenden Bewahrens sinnlich erfahrbar, die Idee, auf der sich die Ernennungen zum Welterbe durch die UNESCO begründen. „In meiner Arbeit greife ich den Grundgedanken des Welterbes auf. Der Schutz und nachhaltige Erhalt des materiellen und immateriellen Welterbes liegt in der Verantwortung der gesamten Völkergemeinschaft“, sagt Julia Schleicher zu ihrer Arbeit.

 

Julia Schleicher wurde 1983 in Köln geboren. Nach dem Studium der Theaterplastik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden folgte das der Bildhauerei an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Die Künstlerin hatte Ausstellungen u. a. in Berlin, Halle, Leipzig, Hamburg, Sofia, Ulft (Niederlande) und nahm an Symposien in Deutschland und Österreich teil. 2014 wurde Julia Schleicher mit dem Gustav-Seitz-Preis für zeitgenössische figürliche Bildhauerei ausgezeichnet, 2019 erhielt sie ein Heimatstipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt. Sie arbeitet freischaffend in Halle.

 



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