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Keine Kompromisse – Interview mit Marco Warmuth, Fotograf

 

Wie sind Sie auf die Idee zum Buch gekommen?

Ich habe lange Zeit nur Auftragsarbeiten für die Werbebranche gemacht und hatte wieder Lust auf etwas Eigenes Projekt. Auf etwas was mich interessiert, was mich heraus fordert. Auf meinem früheren Weg zur Hochschule bin ich häufig den Schwestern begegnet und habe mich schon immer gefragt, was die eigentlich machen. Ich bin Konfessionslos, Voll-Heide sozusagen und hatte nur ganz oberflächliches Wissen darüber was ein Leben in einem Orden eigentlich genau heisst. Das wollte ich gern ändern und mal sehen wie dieses Lebensmodel so funktioniert.

Das Buch besticht nicht nur durch die wunderbaren Fotos, sondern auch durch die eindringlichen Interviews. Waren die von Anfang an geplant?

Ja, ich wollte keinen reinen Fotoband machen. Ich habe meine Kollegin Tina Pruschmann gefragt, ob sie die Texte machen würde, und sie fand die Idee gut. Sie hatte eine ähnliche Motivation wie ich: Wir wollten das Buch einfach machen, um es zu machen. Nicht, um damit Geld zu verdienen. Wir haben übrigens Wert darauf gelegt, dass jedes Interview in eine andere Richtung geht, daher sind sie so abwechslungsreich.

Wie ging es nach der Idee dann weiter?

Dann haben wir im Kloster angefragt und einen Vorstellungsnachmittag mit allen 42 Schwestern veranstaltet. Wir mussten ja zunächst Vertrauen aufbauen. Unser Ziel war, mindestens fünf Frauen zu gewinnen. 18 Interviews haben wir dann geführt, 16 sind im Buch schließlich erschienen.

Wie haben Sie die Schwestern erlebt?

Also erstmal waren sie wie alle älteren Leute, sie hatten nie Zeit… Dann aber irgendwann doch; jedes Gespräch hat etwa zwei bis drei Stunden gedauert, in denen sie viel erzählt haben. Es war interessant, das zu erfahren, da sich diese Frauen seit 60 Jahren selbst als unwichtig erfahren haben. Für sie war es ungewöhnlich, im Mittelpunkt zu stehen.

Was zeichnet die Frauen aus?

Materielles spielt überhaupt keine Rolle für sie, nur der Mensch steht im Mittelpunkt. Sie sind immer für andere da, geben sich auf, ohne Dank dafür zu erwarten – eine Eigenschaft, die man heute kaum noch trifft. Selbst wenn sie einmal Urlaub machen, sind sie dann meist bei anderen Orden.

Ihre Bilder zeigen die Frauen, obwohl sie schon recht betagt sind, immer noch sehr aktiv. Stimmt der Eindruck?

Ja, absolut. Es ist ein aktiver Orden, die Frauen betreuen zum Beispiel Menschen auf der Palliativ-Station, führen Gottesdienste im Gefängnis durch, organisieren Hilfstransporte nach Osteuropa. Aber sie machen sich auch nichts vor: der Orden wird kleiner, und irgendwann wird es ihn nicht mehr geben. Welche junge Frau heute möchte ein solches Leben führen?

„Gottgewollt“ ist toll gestaltet, es wirkt sehr hochwertig. War das der Plan von Anfang an?

Auf jeden Fall. Wir wollten unbedingt, dass das Ergebnis unserer Arbeit unser Projekt wertig und dem Inhalt entsprechend präsentiert. Hierzu haben wir die Grafikerin Susanne Weigelt gewinnen können, die die Gestaltung übernommen hat. Frau Weigelt hat bei der Wahl des Papiers, der Typografie und der Ausstattung des Buches mit Ihrem Feinsinn für die Details dem ganzen Projekt einen würdigen Abschluss verleihen. Hierbei wollten wir keine Kompromisse eingehen, was sich im Nachhinein als richtig herausgestellt hat.

 

 

Buchübergabe von "gottgewollt" an die Schwestern

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