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Lea Schweinfurth, Modedesignerin: „Es hat meine Pläne blockiert“

Im Sommer 2019 bewarb sich Lea Schweinfurth für ihr Projekt, im April 2020 begann sie es, während des ersten Lockdowns. Sie sagt dazu: „Es wäre untertrieben zu behaupten, das Coronavirus hätte meine Pläne durchkreuzt. Es hat sie blockiert, in Frage gestellt, umgeworfen, vertagt, und vor allem hat es meine Pläne unterworfen. Die sechs Monate Arbeitsstipendium von April bis September präsentieren sich daher fragmentarisch und ganz anders, als ich es mir ursprünglich ausgemalt habe.“

Eigentlich wollte die Designerin ein Projekt über Mode und Nachhaltigkeit unter dem Titel „NOT_A_STUDIO“ realisieren. Die Aufbauarbeit dieser „Marke“ sollte in einer Ausstellung gipfeln, die so konzipiert sein würde, dass sie möglichst mobil wäre, um mit ihr zu reisen und das Projekt an verschiedensten Orten zu präsentieren. Durch die Pandemie wurden diese ursprünglichen Pläne hinfällig.

Das war die praktische Seite des Problems. Tatsächlich, stellte die Künstlerin fest, war für sie das beschwerlichste Hindernis die Sinnsuche im eigenen Tun: „Angesichts einer beständig steigenden Anzahl an Erkrankten und Verstorbenen und Ungleichheiten zwischen verschiedenen Ländern in der medizinischen Versorgung und Entwicklung fiel es mir schwer, mit Eifer und Überzeugung an Mode zu arbeiten. Um es polemisch zu formulieren: Was ist schon eine nachhaltig produzierte Handtasche gegen die Entwicklung eines Impfstoffes?“.

Letztendlich hat sich Lea Schweinfurth gänzlich auf Arbeiten und Etappenziele konzentriert, die sie selbstständig und unabhängig von der Entwicklung der Pandemie bearbeiten konnte. Sie versuchte, die Stipendienarbeit nun ganzheitlich als künstlerische und gestalterische Praxis zu verstehen. Dabei standen die Entwicklung von weiteren Prototypen für die Kollektion von NOT_A_STUDIO im Vordergrund sowie eine Erweiterung ihrer Methoden in Bezug auf die Gestaltung mit Altkleidern als Materialgrundlage. Das Konzept der Kollektion ist im weitesten Sinne eine Sammlung von Accessoires – additive, modische und aussagekräftige Kleidungsstücke, die nicht zwingend bekleiden, sondern vielmehr ein Statement darstellen.

Das fragmentarische Sammelsurium an Arbeitsabschnitten, Geschehnissen und Überlegungen hat sie in einer Art Tagebuch zu fassen versucht. In diesem „Visual Diary“ gewährt sie recht offen Einblicke in die Zeit der Isolation, die mit ihr verbundenen Ängste und Fragen sowie persönliche Strategien, um sich eigenen Zweifeln zu widersetzen. Darüber hinaus sind alle Arbeiten und Kooperationen, die während der Zeit entstanden sind, dokumentiert. Das Buch kann als Dokumentation oder auch als Ergebnis an sich betrachtet werden.

Das „Visual Diary“ von Lea Schweinfurth

1990 in Frankfurt geboren | 2011 – 2019 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle im Bereich Conceptional Fashion Design – Master | 2017 European Fashion Award FASH, Berlin | lebt und arbeitet mittlerweile in Leipzig

Lea Schweinfurth: Installatiion, 12 Kilo

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