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Leuchtende Farbigkeit – Christine Bergmann

19 Bilder in leuchtender Farbigkeit sind nach dem zweimonatigen Aufenthalt Christine Bergmanns in Tharangambadi, der „Stadt der singenden Wellen“, entstanden. Hochformate zumeist, ein eher fremdes Format für die Malerin. Die Bilder sind beeindruckend in ihrer Intensität; da ist zum einen die umwerfende Farbigkeit – blau, gelb, grün, pink -, die das so häufig beschriebene Bunte des Landes widerspiegelt. Zum anderen sind da die Porträts, deren Anziehung sich der Betrachter kaum entziehen kann. Mädchen vor allem, in Schuluniform, das Haar zu Zöpfen geflochten, verziert mit bunten Schleifen. Je nach Klassenstufe übrigens in einer anderen Farbe… Eine Frau mit einer Kuh am Tempel, Kinder am Strand; Kinder aus dem Workshop, den Christine Bergmann in Tharangambadi veranstaltet hat; Menschen, denen sie begegnet ist auf ihrer Reise. Bei längerer Betrachtung offenbaren die Bilder immer mehr Details; bestechend geradezu ist die Offenheit, mit der die Protagonisten aus ihnen herausschauen.

Dabei hat Christine Bergmann bei diesen Arbeiten konsequent fortgeführt, was essentiell für die Wirkung ihrer Malerei ist: stark leuchtende Farbgründe, die den gesamten Charakter ihres Bildes vorprägen und von denen weite Teile nach der Erarbeitung kontrastreicher Deck- bzw. Malschichten erhalten bleiben.

Christine Bergmanns Aufenthalt in Indien war eine intensive Reiseerfahrung, geprägt von vielen Begegnungen, Gesprächen und unerwarteten Einblicken in die südindische Kultur und Gesellschaft sowie sehr unterschiedliche Gesellschaftskreise, von Dorfbewohnern über die indische Mittelschicht bis hin zu Künstlern und Kulturschaffenden. Immer mit der Kamera bewaffnet, hat sie über 2000 Schnappschüsse aufgenommen. Im Sinne einer künstlerischen „Betriebsspionage“ besuchte Christine Bergmann die ortsansässige Mädchenschule in Tharangambadi mit 1500 Schülerinnen – die nun das Hauptthema ihrer Bilder sind.

Bei diesem für sie neuen Thema fiel der Künstlerin auf, dass dunkelhäutige Menschen im Kanon der Malerei ein eher seltenes Sujet sind. In Indien, erklärte man ihr, wird traditionell und alternativ eine bestimmte Farbe, zum Beispiel blau, statt der naturalistischen Hauptfarbe verwendet. Dieser malerischen Herausforderung, für die es vor allem im europäischen Kontext kaum Vorbilder gibt, hat sich Christine Bergmann erfolgreich gestellt.

Auch mit dem Klima musste die Malerin zurechtkommen. Intensive Sonne, Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, Starkregen. Erst vor Ort wurde ihr bewusst, dass im Prinzip nur bestimmte traditionelle Techniken bzw. Materialien, beispielsweise Textilkunst, Färberei oder Steinmetzarbeiten, den Herausforderungen des Klimas gewachsen sind. Das Arbeiten mit Papier, aber auch die von Christine Bergmann verwendete Leimfarbe für Leinwandmalerei, erwies sich für die klimatischen Bedingungen in Südindien als ungeeignet. Diese Arbeiten waren ihr erst in Halle möglich. Ausgangspunkt bildeten die zahlreichen Fotos, die in der Ausstellung auf Monitoren gesondert gezeigt werden.

 

 

 Vita Christine Bergmann

1976 in Dessau geboren | 1996 Abitur in Bremen | 1996 – 2003 Studium der Malerei und Textilen Künste an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | 2003 freie Mitarbeiterin der Fachklasse Malerei/Textile Künste der HKD Halle mit Lehrtätigkeit Kunst am Bau | seit 2000 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u. a. in Halle, Leipzig, Merseburg, Magdeburg sowie zahlreiche realisierte Projekte Kunst am Bau | 2009/2010 Aufenthalt im Atelierprogram „Pilotenkueche“, Baumwoll-Spinnerei, Leipzig | 2010 Erster Platz des Wettbewerbs Kunst am Bau für das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg | 2011 Erster Platz im Wettbewerbsverfahren Kunst am Bau für das Carnot-Gebäude, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg und Magdeburger Architekten- und Ingenieurpreis „Bauwerk des Jahres“ | 2019 Erster Platz des Wettbewerbs Kunst am Bau Bundesministerium für Gesundheit Berlin | seit 2019 Mitglied im Beirat für Stadtgestaltung der Stadt Dessau | lebt und arbeitet in Halle (Saale)



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