Loading...

Polydeukes – Luise de Villiers: Textile Kette

Luise de Villiers: Textile Kette

Neue Ansätze sind gefragt, findet Luise de Villiers. Die Modedesignerin hat während ihrer Arbeit für kommerzielle Modelabels erfahren, wie hoch die Abfallproduktion der Bekleidungsindustrie ist. Durch die Verdopplung des Kleidungsabsatzes seit der Jahrtausendwende und der um die Hälfte verkürzten Nutzungsdauer der Stücke zum Beispiel. Kleidung wird wegen ihrer günstigen Preise, Rabatte und ständigen Neuerungen oft gekauft und fast genauso oft wieder entsorgt. Als Folge haben Altkleiderexporte dramatisch zugenommen, Märkte für Second-Hand-Kleidung sind gesättigt, die Kleidung aufgrund ihrer schlechten Qualität oft nicht für den Wiederverkauf geeignet. Sie landet im Müll; häufiges Waschen von synthetischen Fasern wiederum verschmutzt die Meere.

Ausreichend Gründe also, um nach neuen Ansätzen und Ideen zu suchen. Mit ihrem Projekt „All old materials“ möchte Luise de Villiers auf die Wiederverwertbarkeit alter Kleidung und die Upcyclingmöglichkeit von Stoffresten aufmerksam machen. Ihre Vision dabei ist gewaltig: die Modebranche zur Realisierung von Nachhaltigkeitsprojekten zu animieren und damit eine Umorientierung im Konsumverhalten der Verbraucher zu fördern.

Die von der Künstlerin erstellte Kollektion ist vielseitig und enthält – fast – alles, was im Alltag getragen wird. Nicht nur Kleidung, auch Schmuck. Jene Kette aus bunten Stoffresten in Form eines Nashornes nämlich, die Teil der aktuellen „Geschmeide“-Ausstellung ist und zu der es eigentlich nicht viel zu sagen gibt, weil sie wunderbar zeigt, was sie ausmacht: Schönheit und Nachhaltigkeit.

 

 

Die Kette von Luise de Villiers hängt auf der Büste des Polydeukes, Marmor, um 150 n. Chr., Staatliche Museen zu Berlin (Gipsabguss)

Der zarte Jüngling Polydeukes ist einer von zwei Zwillingsbrüdern, die sicher zu den berühmtesten Männern der Antike zählen. Hinsichtlich seines Erzeugers herrscht Übereinstimmung, dass es sich dabei um den Göttervater Zeus handelt. Bei Polydeukes‘ Bruder Kastor gehen die Meinungen auseinander. Dem lieblichen Pollux, wie die Römer Polydeukes auch nannten, war jedenfalls die Unsterblichkeit beschert. Die Lebensuhr seines Ebenbildes Kastor zählte (zunächst) die Stunden der Sterblichen.

Immerhin herrscht bezüglich der Mutterschaft weitestgehend Einigkeit. Der liebestolle Zeus hatte ein Auge auf die Königstochter Leda, Gemahlin des spartanischen Königs Tyndareos, geworfen und scheute keine Mittel und Wege, sie zu erobern. In Gestalt eines Schwanes gelangte er unerkannt zu ihr, und sie verfiel ihm. Neben den Zwillingen Kastor und Pollux ging auch noch die schöne Helena aus dieser Liaison hervor.

Die beiden Dioskuren, wie die Heroen als Söhne des Zeus auch bezeichnet wurden, vollbrachten viele Heldentaten, Polydeukes als Faustkämpfer und Kastor als Rossbändiger. Sie ergänzten sich auch in dieser Hinsicht gut und standen furchtlos füreinander ein. Die geliebte Schwester Helena retteten sie aus den Fängen des alternden Theseus, der das junge Mädchen entführt hatte, weil er eine Zeustochter ehelichen wollte. Daher waren die anmutigen, fröhlichen und hilfsbereiten Jünglinge auch ausgesprochen beliebt.

Eines Tages ereignete sich ein Vorfall mit beinahe tragischem Ausgang. Die Zwillingsbrüder entführten die Töchter des Königs von Messenien, Leukippos. Das Motiv könnte schlicht Liebe gewesen sein, aber auch daran scheiden sich die Geister. Fatalerweise waren die beiden Frauen bereits mit Idas – er galt seinerzeit als stärkster Mann der Welt – und dessen Bruder Lynkeus verlobt. Die beiden nahmen den Fehdehandschuh auf und verfolgten die Dioskuren. Es kam zu einem erbitterten Kampf, aus dem zunächst nur Polydeukes lebend hervorging. Untröstlich über den Tod seines geliebten Bruders, wandte er sich an seinen Vater. Zeus hatte ein Einsehen und stimmte zu, dass Polydeukes einen Anteil seiner Unsterblichkeit fortan seinem Bruder Kastor abgeben könne. Somit teilten sich die Zwillinge ihre Göttlichkeit und verbrachten die Hälfte des Jahres unter der Erde im Hades, bei den Toten, und die andere Hälfte bei den Göttern, im Olymp.

Als Sternbild Zwilling sind die beiden immer vereint zu sehen und stehen als die Sternenbrüder gemeinhin für innige Freundschaft. Besonders von den Spartanern und Römern wurden sie als Patrone u. a. der Seeleute verehrt.

 

30. März 2020

Kunststiftung Sachsen-Anhalt

——————————————-
Neuwerk 11
06108 Halle (Saale)
——————————————-

Tel.: 0345 29897297
Fax: 0345 29897295
oeffentlichkeitsarbeit@kunststiftung-sachsen-anhalt.de
www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de
www.facebook.com/kunststiftung 
www.twitter.com/kunststiftung 
www.instagram.com/kunststiftung
heimatstipendium.kunststiftung-sachsen-anhalt.de/
www.kunststiftung-sachsen-anhalt.de/kinderleicht/

Textilkette

Zurück zur Übersicht