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Natur in Transformation

Landschaft kann zerbrechlich sein, auch wenn sie mächtig, schön und erhaben ist. Das wird in den Arbeiten von Rut Elena Agurirre Astonitas, geboren 1992 in Lima (Peru), deutlich, die sich mit ihrer Serie „MINERALISCHE STILLE“ mit der Veränderung von Naturformationen in Tagebaugebieten in Deutschland und Südamerika beschäftigt. Ihr Arbeitsvorhaben widmete sich den Veränderungen in der Landschaft, die durch den Bergbau in Sachsen-Anhalt entstanden sind. Ist die Ausbeutung der Erde Teil unserer Landschaft? Ist Landschaft wichtig? Der Bergbau in Sachsen-Anhalt ist immer noch von Bedeutung für das Land, das auf eine Geschichte von über tausend Jahren Bergbau-Tradition zurückblickt. Davon zeugen mehr als 1550 Tagebaurestlöcher und 500 Halden. Im Interview berichtet sie vom Entstehungsprozess der Serie.

In Ihren Arbeiten zeigen Sie Landschaftsformationen, die sich durch gesellschaftliche und ökonomische Prozesse verändert haben. Welche Themen bearbeiten Sie in Ihren Werken?

Das Projekt hat 2018 angefangen. Ich war mit einem Stipendium des Goethe-Instituts in Kolumbien. Dort habe ich mit anderen Künstlern aus Südamerika zusammengearbeitet und die Landschaften besichtigt. Ich wurde neugierig und durch Gespräche und diese Reisen begann ich, mich für die Landschaftsveränderungen durch Einwanderung in Südamerika zu interessieren – also wie Flucht eine natürliche Landschaft prägt. Ich war viel unterwegs. In Peru war es für mich erschreckend zu beobachten, wie Menschen und Ressourcen dort ausgebeutet werden – beim Abbau von Rohstoffen – und ich wollte das direkt zum Thema machen. Landschaften verändern sich durch solche Ausbeutungsprozesse, so ist es auch in Deutschland mit dem Tagebau. Durch den Abbau entstehen riesige Löcher in der Erde. In der Nähe von Petersberg habe ich Fotografien gemacht, die mir als Inspiration dienten. Die zeigen eine ganz andere Landschaft wie aus einer anderen Welt – neue Farben und eine Erde, die glüht. In dieser aufgerissenen Erde gibt es Schichten, die in den unterschiedlichen Jahreszeiten anders aussahen. Auch das hat mich zu meiner besonderen Farbpalette inspiriert.

Würden Sie sagen, dass es Unterschiede in der Debatte zum Klimawandel zwischen Deutschland und Lateinamerika gibt?

In Deutschland sind die Diskurse weiter. Es gibt mehr Bewusstsein für die Konsequenzen und die Frage, was passieren kann, wenn nichts gegen den Klimawandel getan wird. Alternative Energiegewinnungsmethoden sind hier viel weiter verbreitet. Es ist einfach ein gesamtgesellschaftliches Thema, das diskutiert wird. In Bolivien, Kolumbien und Peru ist die Kohleausbeutung immer noch sehr extrem. Kupfer und Gold werden in Peru zudem mit massiver Umweltzerstörung gefördert. Und nun kommen die ganzen Rohstoffe hinzu, die die Digitalindustrie benötigt, das weiße Gold Lithium zum Beispiel. Darüber wird auch in Südamerika gesprochen. Aber das auf eine viel populistischere Weise. Es ist unverantwortlich, was dort gerade passiert.

Würden Sie Ihre Kunst politisch nennen?

Ja, der Inhalt ist auf jeden Fall politisch. Aber mir ist es schon wichtig, sich aus der künstlerischen Perspektive anzunähern und das künstlerisch zu verarbeiten, was ich in der Landschaft entdeckt habe. Es geht mir dabei auch viel um die Forschung und das Experiment, austesten was wie auf mich wirkt.

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