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Nofretete – Nicole Bauer: Halsschmuck

Nicole Bauer: Halsschmuck

Architektur, Kunst und Design – alles muss erst entworfen werden, bevor es Gestalt annimmt. Diesem Prozess und der Verbindung zwischen den Genres hat sich Nicole Bauer in ihrer Arbeit gewidmet. Sie wollte sich formal-ästhetisch auseinandersetzen mit geometrischen Grundprinzipien, um für sich selbst herauszufinden, wie sich eingeübte Stilmuster der eigenen künstlerischen Arbeit auf die Probe stellen lassen. Besondere Aufmerksamkeit schenkte sie bei ihren Recherchen den Architekten Tadao Ando und Richard Buckminster Fuller. Bei ersterem faszinierte die Künstlerin an seinen überwältigend einfachen, jedoch geometrisch genau durchdachten Bauten das Besondere der minimalistischen japanischen Architektur. Bei Fuller wiederum war sie gefesselt von seinem schier endlosen Erforschen von Strukturen geometrischer Figuren und seiner Methode, auf allen hinderlichen Ballast zu verzichten, um zu völlig neuen Mustern und Prinzipien zu gelangen. Berühmt ist Fullers Verwendung flexibler Knoten zur Bildung von starren Körpern auf Grundlage beweglicher Konstellationen.

Nach ihren umfangreichen Recherchen hat Nicole Bauer ihren Halsschmuck gefertigt. Sie hat dafür mit Aluminiumröhrchen gearbeitet, wie sie auch für den Architekturmodellbau verwendet werden. Sie sind goldfarben eloxiert und weisen ein extrem geringes Gewicht auf. So liegen die fertigen Stücke trotz ihrer raumgreifenden Präsenz bei einem Gesamtgewicht von nur 20 Gramm. Die Verwendung der Illusion Cord und Elastic-Cord ermöglichte es der Künstlerin, auf alle additiven und sichtbaren Verbindungselemente zu verzichten, ähnlich den „flexiblen Knoten“ von Buckminster Fuller. Damit erhalten die Stücke eine besondere Form der Flexibilität. So sind Objekte von größtmöglicher Formbarkeit entstanden, die dadurch auf eine besondere Weise in den Dialog mit ihrer Trägerin treten.

 

Den Schmuck von Nicole Bauer trägt die Büste der Nofretete, Kalkstein, um 1355 v. Chr., Staatliche Museen zu Berlin (Gipsabguss)

Nofretete, der Name ist Programm und mit dem Hauch von geheimnisvollem Mythos umgeben, der bis heute Millionen Besucher am Standort der gleichnamigen Büste im Berliner Neuen Museum in ihren Bann zieht. Vergleichbares wird wohl nur Leonardo da Vincis „Mona Lisa“ zuteil, wenngleich die Büste der Nofretete auf ungleich mehr Jahre ihres Daseins zurückblicken kann; die beiden Schönen trennen rund 3.000 Jahre.

Doch wer war diese Frau, deren Abbild uns bis heute so verzaubert? Ob Tocher eines Königs oder die eines Bürgerlichen, da gehen die Meinungen auseinander, war die gerade einmal 15jährige Taduschepa auserkoren worden, den ebenso jungen Pharao Amenophis IV zu heiraten. Der später als Nofretete bekannten jungen Frau eilte ihr Ruf als atemberaubende Schönheit voraus. Nicht nur Amenophis IV, besser bekannt unter dem Namen Echnaton, verehrte sie sehr, auch das ägyptische Volk zollte ihr großen Respekt. Sie gebar ihrem Gemahl sechs Töchter, war jedoch alles andere als nur schmückendes Beiwerk ihres königlichen Gatten. Vielmehr wurde sie zu dessen Beraterin und auch Mitregentin.

Echnaton hatte den Entschluss gefasst, sein Land zu reformieren und vor allem der Vielgötterei ein Ende zu setzen. Dazu schuf er den Sonnengott „Aton“, der sich einzig dem Pharaonenpaar zeigte und von diesem dem Volk nähergebracht wurde. Der Pharao, fortan bekannt unter dem Namen „Echnaton“ – zu Deutsch „Er, der Aton nützlich ist“ –  und seine Frau unter „Nofretete“, galten somit als Mittler zwischen dem Göttlichen und der Welt.

Die Gesellschaftsreform Echnatons hatte zur Folge, dass alle anderen Gottheiten obsolet wurden. Man kann sich denken, dass dies bei den ehrwürdigen Priestern des Landes nicht gerade auf Begeisterung stieß. Dennoch führte Echnaton sein Programm unbeirrt fort, die simple Formel alles Menschwerdens lautete fortan: Die Entstehung des Lebens erfolgt aus dem Licht der Sonne und somit durch „Aton“.

Es folgte eine beispiellose Marketingkampagne des Pharaos und seiner schönen und auch klugen Gattin, die als erste ihresgleichen von ihrem Mann mit auf den Thron gehoben wurde. Manche Gelehrte gehen sogar so weit zu behaupten, dass Nofretete die eigentliche Ideengeberin hinter den Reformen Echnatons war. Eines scheint ihr jedenfalls als erste Frau gelungen: nicht nur den Thron als Pharaonin zu besteigen, sondern auch noch zur lebendigen Gottheit zu avancieren. So zumindest lautet eine der Thesen in der Geschichtsschreibung. Taucht man ein in die Schriften um dieses sagenumwobene Paar, so scheint man auf die Kennedys der Antike zu treffen.

Geschichten und Mythen, zahllose wissenschaftliche Untersuchungen, Thesen und deren Widerlegungen – kaum eine andere Frau beschäftigt die Männer- und auch Frauenwelt so beständig und nachhaltig. Einzig die Büste der schönen Ägypterin hat Bestand und gibt seit ihrer Entdeckung im Jahr 1912 bis heute so manches Geheimnis nicht preis.

Dennoch, ihre makellose und vollkommene Schönheit, Eleganz, Anmut und Eros fasziniert Gelehrte wie Interessierte bis heute gleichermaßen. Selbst ihr Entdecker, der erfahrene Ägyptologe Ludwig Borchardt, verlor die sachlich-wissenschaftliche Distanz, als er am 6. Dezember 1912 in seinem Tagebuch notierte: „Farben wie eben aufgelegt, Arbeit ganz hervorragend. Beschreiben nützt nichts, ansehen.“

 

 

 

 

 

Kette von Nicole Bauer

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