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Büste des Apollon – Nicole Lehmann: „Panta Rhei“

Zwei sehr, sehr große Leidenschaften hat Nicole Lehmann: das Tanzen und die Schmuckherstellung. Beim Tanzen zeichnen die Bewegungen imaginäre Linien und Schwünge in die Luft des Raumes. Sie sind die Inspirationsquelle für die Formen und Verläufe der Schmuckstücke, die um den Hals getragen werden können. Ihre Arbeiten spiegeln, ähnlich wie Tänze, die unterschiedlichsten Temperamente wider: harmonisch und rund, ruhig und langsam, wild und springend, feurig und leidenschaftlich. Die sich permanent ineinander verwandelnden Bewegungen ergeben den Fluss des Tanzes. Exakt den gleichen Effekt erzielen die Schwungcolliers der Künstlerin –sich permanent wandelnde Bewegungen, der Fluss der Darstellung des Objektes. Ihre Colliers sind aus dünnen Silberblechstreifen gearbeitet, die durch ausgeklügelte Walztechnik relativ formstabil und federhart sind. Das dünne Metall wippt und schwingt bei den Bewegungen des Trägers mit. Die Blechstreifen sind geschmeidig geschwungen und in Spiralformen verdreht.

Nicole Lehmann hat, um diesen Effekt körperlich spüren und übertragen zu können, in Tanzpausen die Vorlagen für die Objekte gezeichnet. Imaginäre Linien und Schwünge, beim Tanz in den Raum gezeichnet, hielt sie in Kreidezeichnungen fest. Aus den daraus entstandenen Schwüngen und spiraligen Bewegungen wurden wiederum im Modellbau mit Papier, Aluminiumblech und Draht nachgebaut. Sie probierte Kombinationen und Reihungen aus, prüfte, was zusammenpasste und als Element für Colliers geeignet ist. Bei ihren Versuchen kam Nicole Lehmann immer wieder auf lange Papierstreifen zurück, die schließlich die Grundform für ihre Arbeiten wurden. Mit Blechstreifen aus Silber schließlich experimentierte die Künstlerin: Wie dünn darf das Metall sein, um flexibel und gleichzeitig unter Spannung zu sein? Bei welcher Stärke darf ein Stück zum letzten Mal geglüht werden, damit es im anschließenden Walzprozess genügend Spannung bekommt? Brauchen Oberflächen eine besondere Struktur?

In ihrem Collier „Panta Rhei“ hat Nicole Lehmann die Spiralstreifen beweglich in den Halsreif eingehängt. Damit visualisiert sie eine sehr alte Weisheit: „Alles fließt.“

 

Das Collier von Nicole Lehmann schmückt den Apoll vom Bellvedere, Bronzeoriginal: ca. 330 – 320 v. Chr., römisch-kaiserzeitliche Kopie; Standort des Bronzeoriginals unbekannt (römische Kopie steht im Vatikanischen Museum in Rom)

Bis ins frühe 19. Jahrhundert galt die Statue des Apoll vom Belvedere als die schönste erhaltene Einzelfigur der Antike. Ergriffen schrieb Goethe an Herder im Sommer 1771: „Mein ganzes Ich ist erschüttert, das können Sie dencken, Mann, und es fibriert noch viel zu sehr, als daß meine Feder stet zeichnen könnte. Apollo von Belvedere, warum zeigst du dich in deiner Nackheit, daß wir uns der unsrigen schämen müssen?“

Doch wer ist dieser anmutige Jüngling? Er ist kein geringerer als ein Sohn des Göttervaters Zeus und der Titanin Leta. Nun gut, Zeus zeichnete sich durch seine fruchtbaren Lenden aus und zeugte viele Nachkommen; so ist auch Apollon eine Frucht seiner Verfehlungen, was wiederum die Zeusgattin Hera erzürnte. Mit aller Macht wollte sie Letos Niederkunft verhindern. Diese erhielt nach verzweifelter Suche Asyl auf der Insel Delos und konnte hier unter Mithilfe der Göttinnen des Olymps die Zwillinge Artemis und Apollon gebären.

Apollon war bekannt für seine strahlende Schönheit und Anmut. Darüber hinaus war er ein musischer Gott; die neun Musen wurden zu seiner ständigen Begleitung. Ausgestattet mit Pfeil, Bogen und Köcher, aber auch Khitara und Leier, zog der Sonnengott am Himmel seine Bahnen im Götterwagen. Daneben waren Musik, Dichtung, Gesang und Sängerwettstreit seine Passion.

Als Inbegriff männlicher Schönheit war der sonnige Götterknabe sehr begehrt bei den Frauen. Es ist vielleicht eine Ironie des Schicksals, die auch vor Göttern nicht Halt machte, dass alle Damen, deren Herz der Schönling wiederum erobern wollte, diese Liebe nicht erwiderten. Als verschmähter Geliebter blieb Apollon Zeit seines unsterblichen Lebens die große Liebe verwehrt.

 

23. März 2020

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