Die dunkle Glut
André Schinkel
arbeitete während des Stipendiums an der Fortsetzung seines im März 2015
erschienenen Buches "Das Licht auf der Mauer". Der entstandene
Erzählband "Die dunkle Glut" enthält zwanzig Texte, die sich mit
einer Vielfalt von Themen befassen. So sind neben neuen Nachtstücken
Erzählungen entstanden, die sich entgegen dem bisherigen Postulierten von
Einsamkeit und Verlorenheit auch mit der Hoffnung auseinandersetzen. Der Band
enthält eine kleine Gruppe Kalendergeschichten und Texte über den Einfluss des
Saale- Unstrut-Gebietes und des Muldentalraumes. Die Trilogie
"Erinnerungen" und einige weitere Texte beschäftigen sich mit eigenen
Lebensmomenten und Schauplätzen seines Lebens, die fiktional widergegeben
werden. Ein weiteres Segment sind die Tiererzählungen "Der Tukan",
"Das Rebhuhn" und die Gothic-Novel "Der dritte Raum". Die
Zusammenstellung erfolgte hinsichtlich von Korrespondenzen zwischen den Texten,
um eine zyklische Gestalt des Bands zu erzielen.
Flug über den Abgrund
Das im Niederen Fläming, etwa 80 km südlich
von Berlin gelegene Schloss Wiepersdorf nimmt in der Geschichte der
Künste, insbesondere der Literatur, eine besondere Stellung in
Deutschland ein. Als ehemaliger Wohnsitz von Ludwig Achim und Bettina
von Arnim, dem bedeutenden Dichterpaar der Romantik, hat es eine lange
Tradition als Ort des geistigen Austausches. 2006 hat die Deutsche
Stiftung Denkmalschutz die Aufgabe übernommen, das Schloss mit
Unterstützung des Landes Brandenburg und des Bundes dauerhaft als
Künstlerhaus zu erhalten. Arbeitsaufenthalte von Künstlerinnen und
Künstlern aller Disziplinen aus dem In- und Ausland werden mit
Stipendien gefördert. Kontakte untereinander werden – wie bei André
Schinkel – geknüpft und diese Netzwerke für neue Projekte genutzt.
Essayband Flug über den Abgrund
In der Wiepersdorfer Stille arbeitete André Schinkel vor allem an dem Konzept zu dem Essayband Flug über den Abgrund,
den er, zurückgekehrt in die Heimat, zur Druckreife führte. Mit den 30
essayistischen Texten, die sich inhaltlich mit den drei Großthemen
Liebe, Literatur und Kunst befassen und unter denen sich eine Reihe
Exegesen und Hommagen findet, korrespondieren drei Prosaarbeiten, das Neunte und das Dreizehnte Nachtstück sowie die experimentelle Erzählung Merigarto.
Letzterer Text ergründet in einer Art repetitiver Versuchsanordnung die
Unmöglichkeit, zur Mitte, also zur Erfüllung zu gelangen. Das Motiv der
zurückgewiesenen Liebe versetzt den Sprecher dabei in einen Rausch, mit
dem er sich zunehmend in Wortschleifen verheddert.
Unabhängig davon befasste sich Schinkel mit 24 Nachdichtungen
aus dem Bosnischen nach den Interlinearvorlagen von Cornelia Marks für
das Gedichtbandprojekt eines der führenden bosniakischen Dichter der
Gegenwart, Hadem Hajdarević. Dieses Buch erschien unter dem Titel Land, das es nicht gibt im Leipziger Literaturverlag im Jahr 2010.
Efeu oder Das Schweigen der Sammelsurien
Efeu oder Das Schweigen der Sammelsurien stellt den Nachfolger der 1997 und 2003 erschienenen Kurzprosasammlungen Sog und Nachricht vom Fleisch der Götter dar
und enthält 45 Texte. In den Miniaturen, kurzen Erzählungen, Parabeln
und Grotesken werden die Möglichkeiten und vor allem Un-Möglichkeiten
betrachtet, unter den erschwerten Bedingungen einer vom Sinn entleerten
Epoche ein Leben zu führen, ohne größeren Schaden zu nehmen. Das
Titelstück stellt ein Lamento dar, das dem Verlust der geliebten Dinge
nachgeht. Einige der Texte besitzen Fabelcharakter, andere hingegen
bilden die Handlung äquivalent zur Fotografie mit dem Mittel der
Bewegungsunschärfe ab. Die Sammlung liegt druckfertig vor.
1972 geboren in Eilenburg | 1992–2001 Studium der Germanistik und Archäologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg | 1995 und 2002 Arbeitsstipendium des Landes Sachsen-Anhalt, 2002 der Stiftung Kulturfonds, 2009 Aufenthaltsstipendium Schloss Wiepersdorf | 1998 Georg-Kaiser-Förderpreis des Landes Sachsen-Anhalt, 2006 Cuxhavener Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis für Lyrik | 1998/99 Hallescher Stadtschreiber, 2006/07 Stadtschreiber der Burgstadt Ranis, 2009 Schulschreiber von Laucha | 2012 Walter-Bauer-Preis der Städten Leuna und Merseburg | Mitglied des P.E.N. | lebt und arbeitet als Autor, Gutachter, Redakteur in Halle (Saale)
Publikationen (Auswahl):
durch ödland nachts, Gedichte, Halle/Zürich: Verlag Janos Stekovics 1994
tage in wirrschraffur, Gedichte, Halle/Zürich: Verlag Janos Stekovics 1996
Sog, Prosa, Halle: Mitteldeutscher Verlag 1997
Die Spur der Vogelmenschen, Gedichte, Halle: Mitteldeutscher Verlag 1998
Herzmondlegenden, Prosa, Bernburg: Edition Augenweide 1999
Abgesteckte Paradiese, Textauswahl, Halle: Hallesche Autorenhefte 2000
Nachricht vom Fleisch der Götter, Prosa, Halle: Projekte Verlag 2003
Unwetterwarnung, Raniser Texte, Ranis: Edition Ranis 2007
Löwenpanneau, Gedichte, Halle: Mitteldeutscher Verlag 2007
Gedächtnisschutt, Präludien und Gedichte, Aschersleben: Edition Zeitzeichen 2008
Apfel und Szepter, Gedichte, Klingenberg: Verlag im Proberaum Drei 2010