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Bettina Jungrichter

Schmuckkünstlerin

Internationales Arbeitsstipendium: Tokio
Oktober – November 2007

Go Asia! Artist-in-Residence-Programm für Tokio

Zwei Monate dauerte der Aufenthalt von Bettina Jungrichter in Tokio. In einer hervorragend ausgestatteten Schule, dem privaten Hiko Mizuno College of Jewellery, hatte sie einen Arbeitsplatz, wo sie erste Entwürfe umsetzte. Außerdem nutzte sie die Zeit um das Land kennen und verstehen zu lernen, Museen und Kunstsammlungen zu besuchen. Zu den berühmten Tempelanlagen und Zen-Gärten Kyotos führte sie eine Reise, die von der Kunststiftung ebenso arrangiert wurde, wie die Bekanntschaft mit dem Inhaber der einzigen Galerie in Tokio für zeitgenössischen Schmuck, »Deux poissons«, sowie eine Ausstellung in der Galerie „Kingyo“, bei der sie Arbeiten der letzten fünf Jahre zeigte und auch verkaufte. Beeindruckt war Bettina Jungrichter zwar von den reich verzierten, traditionellen Kimonos, die viele Japanerinnen und ihre Kinder trugen, wenn sie Tempel und Schreine besuchten. Doch weder diese Festkleidung noch das japanische Schmuckschaffen, das sich nur wenig vom europäischen abhebt, inspirierten die Künstlerin. Sie war auf der Suche nach Mustern, Symbolen und Zeichen, aus denen sich neue dekorative Elemente entwickeln lassen und fand sie in phantastisch gestalteten Alltagsdingen: In Kanaldeckeln, die mit stilisierten Kirschblüten, Chrysanthemen und Hirschen verziert sind, in Regenketten aus Eisen, Bronze, Kunststoff, die – statt hiesiger banaler Fallrohre – das Wasser von den Dächern zu Boden leiten. Neu entstandener Halsschmuck von Bettina Jungrichter ist dem Variantenreichtum der Regenkettenglieder, die von kleinen Kelchen unterbrochen werden, nachempfunden. Auch die liebevolle und ästhetische Anrichtung von Speisen – selbst an den Imbissständen – hinterließ Spuren im Werk der Schmuckkünstlerin: Ihre Broschen »Augenschmaus« erinnern an den Inhalt von Assietten – kleine, dekorativ angerichtete Häppchen, farblich abgestimmt, verziert mit bunten Blüten aus Stärke.
Arbeitsstipendium
Februar – Juli 2016

Das Geschirr meiner Mutter

Klirr – das gute Porzellan der Großmutter liegt auf dem Boden: Irgendwann geht in jedem Haushalt das eine oder andere gute Stück zu Bruch. Die Künstlerin hat diese Bruchstücke verarbeitet und die ursprünglichen Gebrauchsgegenstände in eine künstlerische Ebene transferiert. Ein Aspekt der entstandenen Schmuckserie ist das Nachspüren und Erforschen der Erinnerungen, die an den zerbrochenen Geschirrstücken hängen. Alte Geschirre wurden bzw. werden meistens vererbt und stellen einen Zeitgeschmack dar, der von den Erben vielleicht nicht immer als schön empfunden wird, doch wegen der Erinnerung , an die jeweilige Person aufgehoben wird. Fast immer hängen an Geschirrteilen Erinnerungen, gute wie schlechte. Die Geschichten der Stücke reichen vom wertvollen Aussteuerstück bis zum eigentlich schon ausrangierten Teller in der Gartenlaube, der bei einer Feier kaputt ging. Auch von Reisen werden Geschirrteile mitgebracht und mit Erinnerungen verbunden. Zu Beginn des Stipendiums hat die Künstlerin mit dem Sichten von vorhandenen Scherben Meißner Porzellans ihrer Mutter begonnen, die auch den Anlass zum Vorhaben gegeben hatten. Daraus ergaben sich viele Motive und Ideen. Besonders reizten sie Details von Dekoren und so machte sich Bettina Jungrichter auf die Suche nach dem perfekten Bruchstück. Einige Teile wurden daher mit Diamantschneidscheiben nachbearbeitet, um scharfe Kanten zu entfernen und Details etwas enger zu setzen. Die Bruchstücke wurden dann in den Halsschmuck integriert. Entstanden sind so die Unikate Der Reigen, Tasse, Der Deckel, Goldrand und Esters Teller.
Vita
1974 in Halle (Saale) geboren | 1995 – 2001 Studium an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design Halle, Studienrichtung Schmuck | lebt als freischaffende Schmuckkünstlerin in Halle (Saale)