Loading...

Christine Bergmann

Malerin

Internationales
Arbeitsstipendium: Tharangambadi
September – Oktober 2019

Indien-Stipendium

Von einem Aufenthalt in Tharangambadi erhoffte sich die Malerin Einfluss auf drei ihrer Interessensgebiete: Farbe, Architektur und traditionelles Kunsthandwerk, insbesondere das Textile betreffend. Die Reise war zunächst als Inspiration gedacht. Für die inhaltliche Verarbeitung hat sie eine Unzahl an Fotos gemacht. Im Zentrum stehen vor allem jugendliche indische Mädchen. Es ergaben sich neue malerische Herausforderungen die menschliche Figur betreffend. Die traditionell buntgemusterte Bekleidung zum Beispiel soll nicht ins „Ethnokitschige“ abdriften. Dunkelhäutige Menschen sind im Kanon der Malerei ein seltenes Sujet. In Indien wird alternativ die Farbe (z. B. Blau) verwendet. Hier muss eine malerische Lösung gefunden werden, für die es kaum Vorbilder gibt. Die Künstlerin hatte gehofft, vor Ort für Indien typische Pigmente kaufen zu können, stellte aber im lokalen Künstlerbedarf fest, dass sich durch die Globalisierung, das Angebot von dem in europäischen Läden kaum unterschied. Durch die klimatischen Bedingungen waren ihre Leimfarben, die sie für Leinwandmalerei üblicherweise nutzt, nicht einsetzbar. Die Papiere arbeiten über den Tag stark und die Leimfarben schimmeln schnell. So plant die Künstlerin für die beiden Ausstellungen in den Franckeschen Stiftungen in Halle und im Ziegenbalghaus in Tharangambadi zwei unterschiedliche Konzepte. In Deutschland sollen nur Malereien gezeigt werden, die aus dem Stipendium resultieren, während in Indien Arbeiten in Emaille bzw. Keramik angefertigt werden sollen. Unter dem Titel "Wundertütenbriefe" hat die Künstlerin den Kontakt zwischen Kindern und Jugendlichen aus Halle und Tharangambadi hergestellt. Es wurden Pop-up-Briefe gebastelt mit deren Hilfe sich die Kinder etwas aus ihrem jeweiligen Leben berichten konnten. Der Austausch sollte zur gelebten Geschichte beitragen und, ähnlich wie bei der Sammlung in der Wunderkammer der Franckeschen Stiftungen, Entdeckerfreude wecken. Insbesondere ging es der Künstlerin aber um die Kulturtechnik des Briefeschreibens. Was eigentlich nur als Kinderprojekt gedacht war, hat sich zu einem neuen künstlerischen Interesse weiterentwickelt. Christine Bergmann plant die Pop-up-Karten zu Pop-up-Büchern (Künstlerbücher als Einzelstück) weiterzuentwickeln, da ihr das Medium für die Verarbeitung von Reiseeindrücken, z. B. Häuser oder die überall anwesenden Haustiere besser geeignet erscheint. Auch hier wird zwischen einer deutschen und indischen Auflage unterschieden. Für die indische Version soll auf sogenanntes Steinpapier zurückgegriffen werden, dass hoher Luftfeuchtigkeit standhält. Christine Bergmann ist zudem mit den Menschen vor Ort über das Verhältnis von lokaler Tradition, Kunsthandwerk, und Kunst zu Industrialisierung/ Globalisierung in Architektur, Textilproduktion und zeitgenössischer Kunst ins Gespräch gekommen. Dazu trugen u. a. intensive Besuche der Künstlerkolonie Cholamandal, der Kunsthochschule Chennai und die vielen Busreisen über Land bei.
Heimatstipendium
Oktober 2017 - Oktober 2018

Die Harzmaler – Im 21. Jahrhundert neu gesehen

Das Harzmuseum Wernigerode bietet einen naturkundlichen, geschichtlichen und kunsthistorischen Einblick in die Region Harz und verfügt über einen umfangreichen Bestand an Heimat- und Landschaftsmalerei. Er bildete die Grundlage für die Arbeit von Christine Bergmann. Angeregt durch die Werke, Künstler-Biografien und von Dokumenten wie Fotos, Vorlagen und Skizzenbüchern schuf sie Malereien, die das Leben und Werk der Harzmaler thematisieren und im 21. Jahrhundert reflektieren. Erstmals wurde 2018 im Rahmen einer Kooperation des Harzmuseums und dem Wernigeröder Kunst- & Kulturverein die zu großen Teilen im Museumsdepot befindliche Gemäldesammlung in dieser Dimension öffentlich gezeigt. Die Ausstellung von Christine Bergmann knüpfte somit als zeitgenössische Position an die beiden Präsentationen des 19. und 20. Jahrhunderts an.
Arbeitsstipendium Juni – November 2013

Zeit und Zeugnis

Die ersten Ideen zu Zeit und Zeugnis entstanden 2009 und gründeten auf der Beobachtung, dass sich die christliche Ikonografie in barocken Gemälden und die journalistischen Abbildungen aus zeitgenössischen Kriegs- und Krisengebieten frappierend ähneln. Politisch-religiöse Darstellungen mit anthropologisch zeitlosen Themen wie Verrat, Unterdrückung, Opfer Trauer, Rache und Tod ergeben einen Bildkanon von Archetypen, die sich in christlichen Gründungsmythen bis hin zur zeitgenössischen Mediendarstellung wiederfinden. Zwei Bildtypen haben sich für Christiane Bergmann dabei herauskristallisiert. Manche der aktuellen Fotografien weisen einen unübersehbar ikonografischen Bezug zur christlich-europäischen Erzähltradition auf. Christine Bergmann präsentiert diese „Alten Bilder“ als Metalldrucke. Die sogenannten „Neuen Bilder“ haben keine konkreten Vorbilder in der Kunstgeschichte und weisen dennoch barocke kompositorische Stilmittel auf. Christine Bergmann präsentiert diese Fotografien in Form von Gemälden. Die Metalldrucke aktueller Geschehnisse tragen biblische Titel, die scheinbar zeitlosen Gemälde weisen reale Orts- und Zeitangaben aus. Am Ende des Arbeitsprozesses steht eine für Christiane Bergmann unerwartete Erkenntnis: Das individuelle menschliche Leid bedarf der großen Erzählung, sonst wäre es schlicht unerträglich.
Vita
1976 in Dessau geboren | 1996 Abitur in Bremen | 1996 – 2003 Studium der Malerei und Textilen Künste an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | 2003 freie Mitarbeiterin der Fachklasse Malerei/Textile Künste der HKD Halle mit Lehrtätigkeit Kunst am Bau | seit 2000 Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen u. a. in Halle, Leipzig, Merseburg, Magdeburg sowie zahlreiche realisierte Projekte Kunst am Bau | 2009/2010 Aufenthalt im Atelierprogram „Pilotenkueche“, Baumwoll-Spinnerei, Leipzig | 2010 Erster Platz des Wettbewerbs Kunst am Bau für das Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg | 2011 Erster Platz im Wettbewerbsverfahren Kunst am Bau für das Carnot-Gebäude, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg und Magdeburger Architekten- und Ingenieurpreis „Bauwerk des Jahres“ | 2019 Erster Platz des Wettbewerbs Kunst am Bau Bundesministerium für Gesundheit Berlin | seit 2019 Mitglied im Beirat für Stadtgestaltung der Stadt Dessau | lebt und arbeitet in Halle (Saale)