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Jorge Sánchez Di Bello

Bildender Künstler

Arbeitsstipendium
Dezember 2023 – Mai 2024

HUAQUEO

Di Bellos künstlerische Arbeit ist sehr stark von seinem Heimatland beeinflusst. Seit elf Jahren lebt er in Deutschland. „HUAQUEO“ ist eine Installation, die die Zerstörung des kulturellen Erbes und den Prozess der Deterritorialisierung ethnologischer Objekte und Bilder thematisiert. Sie ist durch die „Preuss Sammlung“ inspiriert. Diese beinhaltete rund 440 Objekte, die Konrad Theodor Preuss, Ethnologe und Kurator des Königlichen Museums für Völkerkunde, zwischen 1913 und 1919 auf einer Forschungsreise in Kolumbien gesammelt hat. Di Bello konzentrierte sich auf die Ausgrabungen, die Preuss zwischen Dezember 1913 und März 1914 in der Nähe von San Agustin in Kolumbien durchführte, auf der Suche nach Monolithen der San-Agustin-Kultur, die sich durch ihre imposanten Skulpturen und Steinschnitzereien auszeichnen, die ihre Götter, ihren Glauben, das Leben, die Fauna und Flora, vor allem aber die Kosmologie ihrer Kultur darstellen. Im Rahmen seiner Forschung fertigte Preuss Abformungen einiger dieser Skulpturen an, die später in Berlin nachgebildet wurden. Das Wort „huaca“ bedeutet in der Quechua-Sprache u. a. „lokale Gottheit / heiliger Ort“, das davon abgeleitete Verb „huaquear“ u. a. „ausgraben“ im Sinne von „plündern“, auch zerstören einer archäologischen Stätte. „HUAQUEO“ – Plünderung ist ein präsenter und stark verwurzelter Begriff in der Kultur der Andenvölkern. Die Huaquería, also die Plünderei, hat ihr historisches und kulturelles Erbe weitgehend zerstört. Die Installation besteht aus drei Transportboxen aus Holz und thematisiert dreierlei: 1. Die Bedeutung von Huaqueo/Guaqueo im Sinne von Plünderung oder Ausgrabung. Die Entscheidung, sich von diesen Objekten inspirieren zu lassen ist in gewissem Sinne während des Forschungs- und Schöpfungsprozesses des Künstlers auch eine „Ausgrabung“, eine Form der Extraktion für eine Neuinterpretation. 2. Huaquero/Guaquero als einer Person, die sich der Suche und Ausgrabung verborgener Geschichte widmet und trotz des Verlusts des kulturellen Erbes beabsichtigt, Reichtum zu erlangen. 3. Huaca/Guaca als Objekte: Es sind die Schätze, Geschichten, Orte, die den Reichtum der Vorfahren darstellen, das Erbe, das nicht wiedererlangt werden kann. Insbesondere diese Darstellung basiert auf der kolumbianischen mündlichen Überlieferung über die Grabräuberei. Der Mythos erzählt, wie in der Dunkelheit ein helles Licht den Ort einer möglichen indigenen Beerdigung anzeigt. Dieses Licht ist das Licht der Geister, die den Schatz bewachen. Wer es entdeckt, kann die Huaca finden und ausgraben. Der Ehrgeiz des Huquero, Schätze zu finden, knn jedoch bei einer Ausgrabung auch mit einem Fluch belegt sein. In den innen illuminierten und verspiegelten Transportkisten befinden sich jeweils zwei aus Epoxidharz gegossene Figuren wurden. Durch die Verwendung von unendlichen Spiegelräumen im Zusammenspiel mit Licht und stilisierten und neu geschöpften „indigenen“ schuf der Künstler einen Zugang zum kosmologischen Verständnis im Gegensatz zum nüchternen Abtransport geraubten Kulturguts.
Vita
1988 geboren in Bogotá, Kolumbien | 2008–2011 Studium Bildende Kunst, Escuela de Bellas Artes, Cartagena de Indias Kolumbien | 2013–2019 Studium Bild, Raum, Objekt, Glas an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | 2018–2019 Auslandssemester, ISA Instituto Superior de las Artes Havanna Kuba | 2019–2020 Aufbaustudium Bild, Raum, Objekt, Glas bei Prof. Christine Triebsch an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle | ebd. Meisterschüler | Einzelausstellungen in Halle, Teilnahme an Gruppenausstellungen u. a. in Cartagena de Indias (Kolumbien), Leipzig, Havanna, Berlin, München, Kinshasa (DR Kongo), San Martín Tilcajete Oaxaca (Mexiko), Ise (Japan) und Basel | lebt und arbeitet in Halle (Saale) (Stand: November 2024)